v.l.: Dr. Hansjörg Heep, Sektionsleiter Endoprothetik, Hannelore Müller und Dr. Peter Riess, Chefarzt der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sporttraumatologie am Helios-Klinikum Niederberg Foto: Helios

Velbert. Hannelore Müller ist eine gutgelaunte, rüstige Rentnerin und mit ihren 84 Jahren noch sehr aktiv. Doch es gab eine Zeit, da fühlte sich die junggebliebene Dame sehr eingeschränkt. Schuld daran waren ihre ständigen Schmerzen im Knie. Davon berichtet das Helios-Klinikum.

Hannelore Müller begab sich nach der Überweisung ihres Orthopäden in die Hände von Dr. Peter Riess, Chefarzt der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sporttraumatologie am Helios-Klinikum Niederberg. Diesen kannte sie noch von der vorausgegangenen Arthroskopie (Kniegelenkspiegelung) zwei Jahre zuvor, die bei ihr am Knie durchgeführt worden war. Da der Knorpel im Knie nun mittlerweile sehr verschlissen war, riet ihr der Chefarzt zur Operation. Hannelore Müller sollte ein neues Kniegelenk bekommen.

Doch wann sollte ein künstliches Kniegelenk eingesetzt werden? Die Kriterien für den Einsatz eines künstlichen Kniegelenks fasst Dr. Riess grob zusammen:
· Der Schmerz besteht seit mindestens drei bis sechs Monaten und tritt entweder dauerhaft oder mehrmals wöchentlich bei Belastung auf.
· Die Schäden am Gelenk müssen auf dem Röntgenbild deutlich sichtbar sein.
· Medikamente und nicht-medikamentöse Maßnahmen wie Bewegung und Physiotherapie können über einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten den Schmerz nicht ausreichend lindern.
· Die Einschränkungen im Alltag sind für die Betroffenen so stark ein, dass sie nicht mehr bereit sind, sich damit abzufinden.

Für Patientin Müller stand die Entscheidung fest: Sie wollte sich nicht mehr mit anhaltenden Knieschmerzen das Leben erschweren und dauerhaft Medikamente einnehmen, also machte sie einen Termin für die OP aus.

2017 wurde Müller dann am Knie operiert und bekam eine Knieprothese (Knie-TEP). Eine Knieendoprothese bezeichnet den Ersatz des meist durch Arthrose (Gelenkverschleiß) zerstörten Kniegelenks durch ein künstliches Gelenk. Da die Kniegelenke einer enormen Belastung durch das eigene Körpergewicht ausgesetzt sind, aber auch durch Verletzungen oder Entzündungen geschädigt werden können, sind sie sehr anfällig für Verschleiß. Die Knieteilprothese ersetzt bei kleineren Gelenkschäden einen Teil des Kniegelenks. Die Knietotalendoprothese (Knie-TEP) ersetzt das Kniegelenk vollständig. Beide Prothesentypen werden operativ direkt im Knochen verankert. Die Prothese sorgt dafür, dass der Patient sein Knie nach einer schweren Kniearthrose wieder beschwerdefrei bewegen und belasten kann.

Bei der 84-jährigen wurde eine Knieprothese operativ eingesetzt. Aufgeregt war sie nicht, denn sie freute sich nur auf den Tag, an dem sie sich endlich wieder schmerzfrei bewegen kann, erinnert sich Müller heute. Fast schon ein bisschen stolz zeigt sie ihre Narbe und berichtet von den kleinen ersten Erfolgen nach dem Eingriff: „Ich konnte schon am gleichen Abend allein auf die Toilette gehen und zwei Tage später bin ich sogar schon allein die Treppen zur Physio-Therapie heruntergelaufen“, sagt Hannelore Müller. „Ich habe keinerlei Schmerzen nach der OP gehabt und ich wollte so schnell es geht „wieder auf die Beine kommen“ – deshalb habe ich sofort versucht so gut es ging mich wieder normal zu bewegen“, sagt die Velberterin. Sie wolle Menschen Mut zusprechen, die sich vor einem solchen Eingriff fürchten.

„Der Gedanke, mit einem künstlichen Kniegelenk zu leben, sei sicherlich nicht für jeden so einfach“, gibt sie zu bedenken. Für sie jedoch sei es die richtige Entscheidung gewesen, denn sie geht gern zur Senioren-Sportgruppe, reist mit ihrem Lebensgefährten und ist auch sonst sportlich sehr aktiv. Ohne das künstliche Kniegelenk wäre das nun nicht mehr möglich.

„Wir sind froh, dass wir Frau Müller mit dem künstlichen Kniegelenk ein Stück Lebensqualität zurückgeben konnten. Es wäre doch schade, wenn so eine lebenslustige ‚junge Dame‘ nicht mehr das tun könnte, worauf sie Lust hat“, sagt Dr. Peter Riess.

Das Endoprothetik-Zentrum am Helios Klinikum Niederberg wurde durch die Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik im April 2019 erneut für drei Jahre zertifiziert.

Die Zertifizierung zielt darauf ab, die Versorgungsqualität in der Endoprothetik zu erhalten und zu verbessern und die Patientensicherheit bei der Implantation eines künstlichen Gelenks zu erhöhen. Ein Zentrum muss daher für die Zertifizierung zunächst ein hohes Maß an Spezialisierung, Kompetenz und Erfahrung im Bereich der Endoprothetik nachweisen und sich anschließend regelmäßigen Bewertungen und Überprüfungen der Versorgungsqualität und Behandlungsergebnisse der Eingriffe durch externe Fachleute unterziehen.

Das Endoprothetikzentrum stellt einen zentralen Bereich der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie dar. Es bietet den Patienten nahezu das gesamte Spektrum in der Diagnostik und Therapie von Krankheiten und Verletzungen des Stütz- und Bewegungsapparates an. Pro Jahr werden ca. 12.000 Patienten behandelt, davon ca. 2000 stationär.