Schulden – wie sie sich vermeiden und begleichen lassen

Die Anzahl der verschuldeten Haushalte nimmt deutschlandweit zu. Das Statistische Bundesamt zeigt in seinen Auswertungen, dass vor allem die Bürger im Saarland besonders hoch verschuldet sind. Nordrhein-Westfalen liegt mit seiner pro Kopf Verschuldung im bundesweiten Durchschnitt (2018 mehr als 7.000 €). Die geringste Verschuldung haben Bürger in Sachsen. Warum können Sachsen vermeintlich besser mit Geld umgehen und was hilft, der Schuldenfalle zu entkommen?


Schulden begleichen: Diese Hilfestellungen gibt es

Überschuldungen entstehen häufig aus unüberlegten Käufen, der Überblick fehlt oftmals. Ohne Sensibilisierung für Ausgaben und Einnahmen wird es schwer, den Blick für die eigenen Finanzen zu waren. Größer wird die Problematik dann, wenn die Schuldner die Augen davor verschließen und nicht an Lösungen interessiert sind.

Wer aus eigener Kraft keinen Überblick über seine Schulden erhalten kann, dem helfen Schuldenberatungsstellen weiter. Hierin können sich alle Betroffenen wenden, die Fragen zur Schuldbegleichung, zum Pfändungsschutz und Co. haben.

Es geht darum, sich zunächst einen Überblick über sämtliche Schulden zu verschaffen und diese bestenfalls zu kategorisieren. Im Anschluss wird ein Schuldenbereinigungsplan erstellt, um gemeinsam Wege aus der Schuldenkrise zu finden. Wichtig ist es, dass während dieser Schuldphase keine weiteren Schulden anfallen.

Wer keine Beratungsstelle vor Ort aufsuchen kann oder möchte, hat online zahlreiche Hilfsangebote. Ein Schuldenportal bietet beispielsweise unkomplizierten Einblick und Tipps zum Vorgehen der Schuldenbeseitigung sowie Schuldenvermeidung. Der Vorteil gegenüber einer lokalen Beratungsstelle: Sämtliche Anliegen können komfortabel online vorgebracht werden. Die Kommunikation oder Bereitstellung der Belege kann ebenso bequem über PC sowie Smartphone/Tablet stattfinden. Eine ideale Lösung für alle, die sich aufgrund ihrer Schulden genieren, eine lokale Beratungsstelle aufzusuchen.

Bei Überschuldung helfen Beratungsstellen weiter, Lösungen für die Gläubiger zu finden.

Schulden vermeiden – Regeln und Struktur helfen dabei

Nicht nur private Haushalte, sondern auch Kommunen sind häufig ohne Strategie verschuldet. Der Mettmanner Haushalt war 2020 beispielsweise mit einem Fehlbetrag von mehr als 4 Millionen Euro im Minus, da die Kreditlast zu hoch war. Wer im Privaten falsch kalkuliert, dem kann es ähnlich gehen.

Um Verschuldung zu vermeiden, helfen einfache Tricks, die sich in den Alltag integrieren lassen. Der Haushaltsplan oder das Haushaltsbuch sind eine einfache Möglichkeit, um sich einen Überblick über Einnahmen und Ausgaben zu verschaffen. Regelmäßige Kontrolle stellt sicher, dass ein (drohendes) Minus rasch erkannt wird und Gegenmaßnahmen eingeleitet werden können.

Rechnungen sofort zu überweisen und nicht auf Mahnungen zu warten, hilft ebenfalls bei der Schuldenvermeidung. Die Mahngebühren sind oftmals unnötig teuer und können den eigentlichen Rechnungsbetrag schnell um 10 % und mehr erhöhen.

Spontankäufe sind häufig ein Grund dafür, warum ein plötzliches Minus auf dem Konto auftritt. Am besten langfristig auf einen Kauf sparen und größere Anschaffungen (beispielsweise Elektrogroßgeräte) planen. Dadurch gibt es nicht nur an Sparpotenzial, sondern vielleicht auch die Chance, ein Schnäppchen bei Sonderaktionen mitzunehmen.

Eine weitere Regel, um Schulden zu vermeiden: bloß keine Konsumgüter oder Urlaubsreisen finanzieren. Wer ein Darlehen für eine opulente Urlaubsreise aufnimmt, hat vielleicht einige Tage Spaß und kann die Seele baumeln lassen, allerdings warten nach der Rückkehr die Zahlungen der Darlehensbeträge. Das kann, abhängig von der Laufzeit und den Zinsen, schnell teuer werden und das Haushaltsbudget zusätzlich belasten.

Privatinsolvenz manchmal der bessere Weg

Manchmal sind die Schulden so groß, dass nur noch der Weg in die Privatinsolvenz hilft. Die Bundesregierung hat dafür ein verkürztes Verfahren beschlossen, das die Restschuldbefreiung schon nach drei Jahren ermöglicht. Damit sind Schuldner nicht wie bisher nach sieben Jahren, sondern deutlich kürzer von ihrer Schuldenlast befreit.

Schulden durch optimale Darlehensauswahl vermeiden

Wer viele kleine Darlehensbeträge hat, sollte sich überlegen, diese in einem Kredit zu bündeln. Dadurch könnten sich Sparvorteile durch niedrigere Zinsen ergeben. Bevor diese Entscheidung getroffen wird, unbedingt mit einem Fachmann kalkulieren, ob sich der Aufwand lohnt. Nicht immer ist eine vorzeitige Ablösung eines Darlehens ohne zusätzlichen Kostenaufwand verbunden.

Sparpotenzial beim Darlehen lässt sich auch bei der Kreditbindung nutzen. Erfahrungsgemäß sind Darlehen zur freien Verwendung etwas teurer als zweckgebundene Darlehen. Auch hier gilt: unbedingt kontrollieren und die Kostenersparnis mit möglichen Kostenaufwendungen durch die vorzeitige Ablösung aufrechnen.

Ein Haushaltsplan hilft dabei, Schulden zu vermeiden.

Tipp: Überschuldung vermeiden und staatliche Hilfe prüfen

Häufig überschulden sich Haushalte aufgrund Unkenntnis zu staatlichen Hilfen oder der Scham, diese zu beantragen. Wer beispielsweise mit seiner Tätigkeit geringe Einnahmen erzielt, davon allerdings Miete und Nebenkosten bestreiten muss, könnte sich Hilfe durch Wohnungszuschuss holen. Dafür bietet der Staat Wohngeld oder Zuschüsse für die Kinder.

Hierzu zählen Schulbedarfspakete, Kinderzuschlag oder Kinderbetreuungskosten. Das Wohngeld wird gewährt, wenn das Einkommen für die Zahlung von Miete oder Nebenkosten nicht ausreicht. Es steht für Mieter von Wohnungen oder Eigentümern von Ein- oder Mehrfamilienhäusern zur Verfügung. Die Höhe des Wohngeldes wird individuell berechnet. Wer zu viert in einem Haushalt wohnt, kann beispielsweise bis 968 Euro Zuschuss erhalten. Die Wohnfläche ist dabei irrelevant, denn das Wohngeld orientiert sich an der Miethöhe.

Fördermöglichkeiten gibt es auch für die Kinder. Neben dem Kindergeld wird auch ein sogenannter Kinderzuschlag bereitgestellt. Familien, die ein geringes Einkommen aufweisen, können einen Zuschlag von 140 Euro/Kind erhalten. Das Schulbedarfspaket unterstützt einkommensschwache Familien ebenso und wird mit 100 Euro auf Antrag bereitgestellt. Damit können Schulmaterialien erworben werden, die ein ebenso großes Loch in die Haushaltskasse reißen könnten.

Sind Mütter mit ihren Kindern auf sich allein gestellt, haben sie die Möglichkeit, Unterhaltsvorschuss zu beantragen. Zahlen die Kindesväter nicht, gibt es 133 Euro für alle Kinder bis sechs Jahre und 180 Euro für Kinder bis zum zwölften Lebensjahr. Eine zusätzliche finanzielle Entlastung, die vor Überschuldung schützen kann.

Wer sich dazu entschieden hat, die eigenen vier Wände zu beziehen, kann sich vergünstigte Darlehen sichern. Es gibt beispielsweise die staatliche Wohnungsbauprämie oder zinsgünstige Darlehen der KfW. Sie verursachen im Vergleich zu klassischen Darlehen anderer freier Kreditinstitute auf dem Markt weniger Zusatzkosten durch niedrigere Zinsen. Erhältlich sind die Darlehen beispielsweise für Neubauten oder Sanierungen nach neuen ökologischen Standards. Zusätzlich winken Steuerersparnisse, denn Handwerkerrechnungen können jährlich bis zu einem bestimmten Betrag abgesetzt werden. Dadurch reduziert sich das zu versteuernde Einkommen, was eine Reduktion der Steuerzahlungen bedeutet.

 

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