NRW. Die Verbraucherzentrale NRW hat sich mit dem Thema Steckersolar-Gerät, auch bekannt als Balkonkraftwerk, beschäftigt. Die kleine Photovoltaik-Anlage kann auch mit einem Batteriespeicher kombiniert werden. Wie sinnvoll die Investition ist, und ob sich die Anschaffung auch finanziell lohnt, soll in folgendem Beitrag beantwortet werden.
Steckersolargeräte erfreuen sich großer Beliebtheit in Deutschland. Mittlerweile sind rund eine Million dieser kleinen Solarkraftwerke in Betrieb. Sie sind ein niederschwelliger Einstieg in die Nutzung erneuerbarer Energien und besonders für Mieter interessant. „Aktuell werden im Handel Steckersolargeräte häufig in Kombination mit einem Batteriespeicher angeboten“, sagt Tobias Ptok, Energieexperte bei der Verbraucherzentrale NRW.
„Zwar sind Speicher für Steckersolargeräte inzwischen viel günstiger geworden und der Markt lockt mit Modellen ab 500 Euro und bis zu zwei Kilowattstunden Batteriekapazität. Empfehlenswert für alle Anwendungsfälle ist die Kombination mit einem Speicher aber nicht.“ Tobias Ptok erklärt, ob und wann sich ein Steckersolargerät mit einem Batteriespeicher langfristig lohnt und wie die Einsatzmöglichkeiten aussehen.
Ist der Einsatz eines Batteriespeichers immer sinnvoll?
“Nein”, ist Experte Ptok überzeugt und rechnet vor: Ein Standard-Solarmodul misst rund 1,10 Meter mal 1,70 Meter. Nur wenn zwei Module gut ausgerichtet platziert werden können, sollte man über einen Speicher nachdenken. Grund: Ein gut ausgerichtetes Modul mit einer Leistung von 400 Wattpeak produziert pro Jahr in etwa 280 Kilowattstunden (kWh) Strom.
Hiervon können in der Regel rund 200 Kilowattstunden direkt im Haushalt verbraucht werden, da jeder Haushalt einen sogenannten Grundbedarf von etwa 50 bis 150 Watt hat, der durch den Dauerverbrauch von Kühlschrank, Internetroutern und anderen Geräten im Standby-Modus verursacht wird. Damit werden rund 80 kWh in das öffentliche Stromnetz eingespeist und aufgrund der bestehenden gesetzlichen Regelungen nicht vergütet.
Mit einem Speichermodell von zwei Kilowattstunden könnte man potenziell diese 80 kWh pro Jahr „retten“. Legt man einen Strompreis von 33 Cent pro kWh an, würden die 80 Kilowattstunden pro Jahr eine mögliche jährliche Mehreinnahme von 26 Euro darstellen.
Andersherum gerechnet, müsste ein Speicher mit zwei Kilowattstunden Batteriekapazität rund 20 Jahre laufen, bevor sich die Kosten amortisiert haben. Wirtschaftlich betrachtet zahlt sich bei einem Standardmodul die Investition in einen Batteriespeicher damit nicht aus. Das Gleiche gilt bei einem jährlichen Stromverbrauch von unter 1500 kWh pro Jahr, auch hier ist der mögliche finanzielle Gewinn durch einen Speicher gering.
Wann lohnt sich ein Batteriespeicher für Photovoltaikanlagen?
Wenn man Platz für zwei oder mehr Module auf seinem Balkon, dem Garagendach oder in seinem Garten hat, kann sich ein Batteriespeicher auszahlen. Bei Steckersolargeräten ist eine maximale Leistung von zwei Kilowattpeak erlaubt. Dies entspricht vier Modulen mit einer Leistung von jeweils 500 Wattpeak.
Ein Speicher wird finanziell umso interessanter, je höher der Stromverbrauch und je größer das Steckersolargerät ist. Mit einer Investition von zirka 1500 Euro ist so ein kleines Solarkraftwerk mit Speicher deutlich günstiger als das große Pendant auf dem Dach.
Wenn bei Verbraucher die Wirtschaftlichkeit eines Batteriespeicher nicht an erster Stelle steht, kommen auch mögliche Zusatzfunktionen eines Speichers als Kaufgrund in Betracht. Beispielsweise können manche im Falle eines Stromausfalls als Notstromquelle dienen. Diese Modelle können dann in den sogenannten Inselbetrieb umgeschaltet werden und mit den Modulen sogar wieder aufgeladen werden. Zudem kann man einige Speicher-Modelle von den Steckersolargeräten trennen und als mobile Batterie beispielsweise für das Camping nutzen.
Wie klärt man für sich, ob ein Batteriespeicher in Betracht kommt?
Um abzuschätzen, ob sich ein Steckersolargerät zusammen mit einem Speicher lohnt, kann der Online-Steckersolarsimulator der HTW Berlin (Hochschule für Technik und Wirtschaft) helfen. Hiermit können die verschiedenen Varianten unter den tatsächlich vorhandenen Bedingungen (jährlicher Stromverbrauch, Ausrichtung der Module, Verschattung, Kosten des Steckersolargerätes und des Speichers) miteinander verglichen werden. So finden Interessierte ihre optimale Lösung.
Wenn man allerdings ohne großen Aufwand an der Energiewende teilnehmen möchte, und auch ohne größere Überlegungen einen kleinen wirtschaftlichen Gewinn einfahren will, empfiehlt sich nach wie vor ein Steckersolargerät ohne Speicher. Die Kilowattstunden, die ohne Vergütung ins Netz gehen, werden schließlich von anderen verbraucht und insgesamt wird so der Anteil der Sonnenenergie im Netz erhöht.
Weitere Informationen der Verbraucherzentrale:
Informationen rund um Solarstrom unter: www.verbraucherzentrale.nrw/node/99947
Online-Steckersolarsimulator HTW Berlin: https://solar.htw-berlin.de/rechner/stecker-solar-simulator/
Aktuelle Veranstaltungen rund um das Thema Energie unter: www.verbraucherzentrale.nrw/e-veranstaltungen