Kind schmiegt sich an Erwachsenen mit Spielzeug.
Mehr als 700 Kinder in Wülfrath sind vn Kinderarmut betroffen. Foto: Deutsches Rotes Kreuz

Wülfrath. Laut dem Deutschen Roten Kreuz, leben 646 Wülfrather Kinder von Sozialleistungen. „Zusammen mit einer Dunkelziffer von 10% gelten mehr als 700 Kinder in Wülfrath offiziell als arm“, so Wolfgang Peetz, Koordinator der Aktion „Wülfrather Kinder in Not“.


„Das entspricht einer Quote von rund 18%. Das bedeutet, dass mehr als jedes sechste Kind in Wülfrath als arm gilt.“ Anlass für die aktuelle Erhebung war die laufende Wunschzettel-Aktion der Sparkasse. „Zusammen mit einer Aktion der Firma Lhoist versorgen wir gerade 160 Kinder mit Weihnachtsgeschenken. Gemeldet wurden aber aus den Kitas und den Offenen Ganztagsschulen 247 bedürftige Kinder. Für die Kinder, die keinen Wunschzettel unterbringen konnten, haben wir Geschenkgutscheine im Wert von 25 € von Rüger besorgt, die für Kinder- und Jugendbücher sowie für Spielzeug eingesetzt werden können.“

Unter den 646 Kindern, die von Sozialleistungen leben, sind 52 Kinder von Asylbewerbern (8%), aber auch Kinder aus der Ukraine. „Ein Teil der Steigerung ist auch darauf zurückzuführen, dass der Kreis der Wohngeldberechtigten vergrößert wurde. Wohn- und Energiekosten haben die Not vieler Familien noch verschärft“, so Peetz. Nach einer aktuellen Untersuchung nimmt mehr als jede dritte Lehrkraft fehlendes oder unzureichendes Schulmaterial wahr, häufiger als früher kommen Schüler ohne Frühstück in die Schule. Ein Viertel der Lehrer berichtet, dass Krankmeldungen vor mehrtägigen Klassenfahrten zunehmen.

Wolfgang Peetz kümmert sich seit 18 Jahren um das Thema „Kinderarmut“. „In Wülfrath muss kein Kind aus finanziellen Gründen hungern oder frieren. Dank der Spenden der Wülfrather Bürger können wir die meisten Notsituationen gut abfedern“ so Peetz, der den Schwerpunkt in der Armutsbekämpfung beim Thema „Bildung“ sieht. „Nur über einen vernünftigen Schul- und Berufsabschluss lässt sich der Armutskreislauf durchbrechen.“

Mit großer Sorge blickt Wolfgang Peetz auf die Pläne der Bundesregierung zur Kindergrundsicherung. „Da wird jetzt erst mal eine neue Behörde mit 5.300 Stellen gegründet“, ärgert sich Peetz. „Dieses Geld würde man besser in unser Bildungssystem stecken. Wir brauchen mehr Sozialarbeiter und nicht noch mehr Bürokratie.“

Die Initiative „Wülfrather Kinder in Not“ ist eine Aktion des Deutschen Roten Kreuzes in Wülfrath. Es existiert ein Sonderkonto, von dem die Spenden unmittelbar für bedürftige Kinder eingesetzt werden. Die Bankverbindung für „Wülfrather Kinder in Not“ lautet DE 61 3015 0200 0003 5767 74.