Auch in Ratingen West wurde fleißig plakatiert, Foto: Alexander Heinz
Auch in Ratingen West wurde fleißig plakatiert, Foto: Alexander Heinz
Ratingen, 11. Juli 2025. Die Kommunalwahl rückt näher – doch dass bereits jetzt Wahlplakate der CDU im Stadtgebiet hängen, sorgt bei vielen Bürgerinnen und Bürgern für Irritation. Traditionell wurde in Ratingen erst sechs Wochen vor dem Wahltag mit dem Plakatieren begonnen – eine über Jahre hinweg praktizierte, informelle Übereinkunft zwischen den demokratischen Parteien. Rechtlich möglich und in der heutigen Zeit der Informationsüberflutung auch Sinnvoll ruft diese Aktion nun die auf den Plan die sich übervorteilt fühlen. Das was in anderen Städten des Kreises bereits praktiziert wird soll für Ratingen nicht gelten. 
„Uns sprechen derzeit viele Menschen an, die sich wundern, warum der öffentliche Raum schon jetzt mit Wahlwerbung gefüllt ist“, sagt Julia Merkelbach, Sprecherin von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Ratingen. „Manche empfinden das als unnötig früh und störend, zumal andere Parteien sich an die bisherige Praxis halten.“
„Es gibt keine sogenannte stillschweigende Vereinbarung, auch wurde bei der letzten Kommunalwahl bereits drei Monate vor der Wahl plakatiert. Von allen Parteien ! Das ist lediglich Stimmungsmache und für eine politische Auseinandersetzung mit den Themen die Bürger interessieren nicht geeignet.“, so Stefan Heins, Fraktionsvorsitzender der CDU und Ratskandidat für Breitscheid.
Rainer Vogt, Fraktionsvorsitzender der Bürger Union, äußert sich dagegen kritisch: „Noch vor wenigen Wochen hat Bürgermeister Klaus Pesch einen fairen und respektvollen Wahlkampf angemahnt – umso bedauerlicher ist es, dass nun ausgerechnet seine eigene Partei durch einseitiges Vorpreschen Tatsachen schafft. Das wirkt auf viele wie ein kalkulierter Versuch, sich einen Vorteil zu verschaffen.“
Rosa-Maria Kaleja, Bürgermeisterkandidatin der Ratinger SPD, erklärt: „Gerade in bewegten Zeiten braucht unsere Stadt Zusammenhalt und Verlässlichkeit. Wer einseitig vorprescht, stellt das eigene Interesse über das Gemeinsame – das passt nicht zu einem respektvollen Miteinander.“
Besonders kritisch sehen die GRÜNEN auch das Anbringen von Plakaten an Bäumen, wie es die CDU aktuell tätigt – ausgerechnet in einer Zeit, in der Stadtbäume durch Hitze, Trockenheit und Umweltstress ohnehin stark belastet sind. „Wahlplakate an Bäumen sind nicht nur ökologisch bedenklich – sie können die Rinde beschädigen, den Baum anfälliger für Pilzbefall machen und langfristig schwächen. Gerade als Partei, die sich derzeit öffentlich für Baumpflanzaktionen im Rahmen des Stadtjubiläums stark macht, sollte man hier besonders sensibel sein“, betont Merkelbach.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Bürger Union und SPD appellieren gemeinsam an die CDU, ihre Wahlwerbung im öffentlichen Raum zunächst wieder zurückzunehmen und zur bisherigen gemeinsamen Linie zurückzukehren. Die Parteien sprechen sich zudem dafür aus, die bisher informelle Absprache künftig verbindlich zu regeln – aus Rücksicht auf das Stadtbild, auf die Bäume und vor allem die Bürger:innen, die sich einen übersichtlichen, fairen Wahlkampf wünschen.
Menschen auf der Strasse befragt zeigen sich von dem Thema interessiert angesprochen, können aber keine wirkliche Problematik erkennen. „Gerade hier in Ratingen West sind uns Bürger extrem freundlich und offen begegnet. Einige fanden es gut das es jetzt schon darauf hingewiesen wird das es dieses Jahr noch eine Wahl geben wird“, sagt Heike Waerder, Ratskandidatin für die CDU in West. Edith Scholz, Bewohnerin von West sagte dazu: „Haben die anderen geschlafen oder haben die Beton in den Schuhen ? Irgendwann muss man ja damit anfangen zu Werben, damit die Menschen Zeit haben sich zu informieren“.