Velbert. Prepaid-Kreditkarten, die sich als teures Zahlungsmittel entpuppten, Energieversorger, die Kunden mit unzulässigen Preiserhöhungen überrumpelten, Haustür- und Telefonverkäufer, die zum Abschluss überflüssiger Verträge für den Fernsehempfang drängten und oft fragliche Gebühren von Inkassobüros – auch das vergangene Jahr hielt für die Verbraucher einige Fallstricke bereit, so das das Resümee der Verbraucherzentrale Velbert in ihrem Jahresbericht.
„Bei rund 3318 Verbraucheranliegen war die Verbraucherzentrale in Velbert im vergangenen Jahr Ansprechpartnerin, um Verbraucherrechte durchzusetzen oder unberechtigte Forderungen abzuwenden“, erklärt Andreas Adelberger, Leiter der Einrichtung, die kreisweit und in Velbert Ratsuchende berät und ergänzt: „Häufig wurden Verbraucher in einem komplex erscheinenden Alltag mit Forderungen konfrontiert, die sie komplett nicht einordnen konnten. Immer wieder folgten auch Verunsicherung und sogar Angst einflößende Schreiben, die -leider erfolgreich- Druck ausüben sollten – obwohl jegliche Vertragsgrundlage fehlte. Auch wurden wiederholt Kosten in Zahlungsaufforderungen falsch oder doppelt berechnet. Hier kamen wir ins Spiel und ich freue mich, dass dies anscheinend doch immer wieder gelingt“, so Adelberger: Mit rund 900 Rechtsberatungen und -vertretungen habe sich die Beratungsstelle zumeist erfolgreich für die berechtigten Ansprüche von Ratsuchenden eingesetzt: 84 Prozent der Rechtsvertretungen, gemeint sind Anfragen mit Schriftverkehr, konnten dabei erfolgreich abgeschlossen werden. In diesen Fällen profitierten die Verbraucher von Erstattungen, Einsparungen, abgewehrten Forderungen oder von stornierten Verträgen.
In über 3.300 Fällen Verbraucherinteressen vertreten
„Ein Glück, dass es Sie gibt! Mein erkrankter Mann hat am Telefon ja dieses Gewinnspiel in Kombi mit einem Abo abgeschlossen und leider Kontodaten ohne mein Wissen herausgegeben. Dank Ihrer Hilfe konnten die Abbuchungen gestoppt und sogar schon gezahlte Beträge rückwirkend gerettet werden! Wir müssen doch gerade jetzt haushalten und unser Geld zusammenhalten!“, so eine ältere Rentnerin, die sich extra bei den Velberter Verbraucherschützern bedankte.
„Auch wenn wir wegen der Corona-Pandemie keine persönliche Beratung anboten, waren -und sind- wir per Telefon, E-Mail- und Briefverkehr weiterhin mit Ratsuchenden in sehr regem Austausch und Kontakt. Denn gerade in unsicheren Zeiten ist der Schutz vor Übervorteilung durch unseriöse Geschäftspraktiken absolut gefragt“, erläutert Adelberger anlässlich der Vorstellung des Jahresberichts 2019. Und er kündigt an: „Wir werden ab jetzt auch wieder persönliche Beratung anbieten und -allerdings nur nach vorheriger telefonischer Vereinbarung- Termine für persönliche Beratung vergeben. Die Durchführung der Gespräche selbst erfolgt dann unter der Berücksichtigung des gebotenen Gesundheitsschutzes und der erforderlichen Grundsatzregeln. „Laufkundschaft“ oder eine Wartezone in der Beratungsstelle wie vor der Krise kann es daher nicht geben. Wir bemühen uns aber sehr, dass die Abläufe reibungslos erfolgen und hoffen auf ein gutes Miteinander im Interesse erfolgreicher Beratungsgespräche“, so Adelberger.
Verbraucherzentrale moniert schlechte Beratung bei Telefonverträgen
Der Leiter der Beratungsstelle weist auf die unterschiedlichen Beratungsthemen des Jahres, z.B. bei Telekommunikation, hin: Neben den „Klassikern“ – nicht nachvollziehbare Posten auf der Telefonrechnung, Stolperfallen beim Anbieterwechsel oder Frust, wenn vertraglich zugesicherte Internetgeschwindigkeiten und die Übertragungsraten beim tatsächlichen Surfen im Alltag meilenweit auseinanderlagen – sorgten mangelhafte Information beim Vertragsabschluss in Telefon-Shops für Ärgernisse. „So berichteten Verbraucher, dass sie überrumpelt worden waren und auch Verträge an Verkaufsständen in Elektronikmärkten unterschrieben hatten, deren Konditionen und Kosten sie erst im Nachhinein überblicken konnten“, erläutert Adelberger. Bei einer landesweiten Stichprobe anlässlich des Weltverbrauchertages hatte die Verbraucherzentrale festgestellt, dass neun von zehn Handyshops ihren gesetzlichen Informationspflichten vor Abschluss eines Vertrages nicht nachgekommen waren.
Wechsel des Energieversorgers manchmal problematisch
Rund ein Viertel aller Anfragen entfiel auf den Bereich Energie: Nach TelDaFax, FlexStrom und Care Energy war mit der Bayerischen Energieversorgung BEV erneut ein Energieversorger mit fragwürdigem Geschäftsmodell Pleite gegangen. „Wir haben nicht nur über die Entwicklungen des Insolvenzverfahrens informiert, sondern auch Schritte erläutert, um offene Forderungen wie Boni und Guthaben gegen die BEV durchzusetzen und gegebenenfalls anzumelden“, zeigte der Beratungsstellenleiter die Hilfestellungen für Ratsuchende auf und ergänzt: „Ein Klacks war der Wechsel des Anbieters oder des Tarifes für Verbraucher manchmal leider nicht“ beklagt der Leiter „obwohl dies überhaupt nicht schwierig sein muss, – wenn man sich vorher dazu informiert“. Die Verbraucherzentrale habe im vergangenen Jahr zahlreiche Tarifberatungen durchgeführt. Die Rückmeldungen nach erfolgtem Wechsel seien durchgängig positiv ausgefallen. „Ich kann zu einem Check des Strom- und besonders des Gastarifes daher nur ermuntern denn noch immer sind die Einsparpotenziale hierbei hoch – für Verbraucher mit knapper Kasse infolge der Corona-Krise eigentlich ein Muss“, so der Leiter der Beratungsstelle.
Insektenvernichter mit überzogenen Rechnungen
Das warm-trockene Klima des letzten Sommers hatte mit seinen tierischen Begleitern auch Abzocker aus der Deckung kommen lassen. Denn ob gesundheitsgefährdende Raupen des Eichenprozessionsspinners, das Wespennest im Rollladenkasten oder Ungeziefer in Küche oder Keller – ungebetene Gäste wollten Betroffene möglichst schnell wieder loswerden. Und in ihrer Not waren sie dann auf unseriöse Anbieter ohne Sachkunde, aber mit überzogenen Rechnungen reingefallen, so die Verbraucherzentrale.
Ob Warenbestellungen über Shopping-Plattformen oder Abos für Streaming-Dienste: Einmal mehr hatten Kriminelle mit Hilfe gestohlener Daten im Internet auf Kosten ihrer Opfer eingekauft oder auf deren Namen Verträge abgeschlossen. Betroffene erfuhren vom Identitätsdiebstahl meist erst, wenn sie Rechnungen oder Inkassoschreiben erhielten oder unbekannte Abbuchungen auf ihrem Konto vorfanden. Adelberger: „Es scheint so, dass diese Masche weiterhin verfängt, denn die Beschwerden hierüber halten unvermindert an“. In der Rechtsberatung habe die Beratungsstelle jedenfalls den dubiosen Forderungen einen Riegel vorgeschoben und auch präventiv Tipps gegeben, um Datendiebstahl vorzubeugen.
Anstregungen für den Klimaschutz
„(Keine) Zeit für (falsche) Entscheidungen“ – bei dieser Kampagne habe die Beratungsstelle den Weg gezeigt, um im Energiebereich in Sachen Klimaschutz das Richtige zu tun. Denn wenn in guter Absicht falsche Entscheidungen getroffen würden – zum Beispiel, weil geplante Maßnahmen entweder unnötig teuer sind, gar keinen Klimaschutzeffekt haben oder einfach nicht die größtmögliche Wirkung erzielen – drohten Anstrengungen zu verpuffen. Mit Beratungen und Aktionen half die Beratungsstelle, um mit den Investitionen für sich selbst und auch die kommunalen Anstrengungen zum Klimaschutz das Beste rauszuholen.
- Redaktion
- Kontakt
…schont den Auslöser seiner Kamera nicht und berichtet gerne aktuell von da, wo was los ist. In seinen eindrucksvollen Fotogalerien können sich die Menschen lachend wieder finden – oder sehen, was ihnen entgangen ist. Was er mit Fotos nicht erklären kann, schreibt er einfach auf.
Motto: „Schöner als in Wirklichkeit.“