Soll in einem Jahr Intendant des Tanztheaters Pina Bausch werden: Boris Charmatz. Foto: © Sébastien Dolidon

Wuppertal. Der Aufsichtsrat des Tanztheaters Wuppertal Pina Bausch hat den Tänzer und Choreographen Boris Charmatz einstimmig als neuen Intendanten vorgeschlagen. Stimmt der Finanzausschusses der Stadt Wuppertal zu, wird Charmatz die Leitung der Kompanie im September 2022 mit Beginn der neuen Spielzeit antreten.

Die Aufgabe von Boris Charmatz als Intendant des Tanztheaters besteht darin, neue Werke für das Ensemble zu kreieren und ihm dabei Raum für die künstlerische Freiheit zu geben. Er hat die Aufgabe, ein neues Fundament für die Arbeit zu schaffen, die mit dem Werk von Pina Bausch verbunden wird.

Dem Beschluss vorausgegangen war die Arbeit einer Findungskommission der Stadt Wuppertal, des Landes Nordrhein-Westfalen und des Ensembles.

In einem aufwändigen Verfahren fanden Gespräche mit führenden internationalen Choreographen und Künstlern statt. Am Ende fiel das Votum der Findungskommission einstimmig für Boris Charmatz. Dem schloss sich der Aufsichtsrat in seiner heutigen Sitzung ebenfalls einstimmig an.

Aus Sicht der Verantwortlichen bringt Boris Charmatz auf besondere Weise all das mit, was für den Zukunftsprozess erforderlich ist: Mut und eine starke künstlerische Arbeit, in der er sich immer wieder neu erfindet, strategische Klarheit, Sensibilität und Respekt für das herausragende Werk von Pina Bausch und das Ensemble, ein internationales Netzwerk und eine sehr fundierte Expertise in den Künsten.

Boris Charmatz zählt weltweit zu den wichtigsten Erneuerern der Tanzkunst. Seine Arbeiten sind auf den großen Bühnen und Festivals der ganzen Welt vertreten.

„Mit Boris Charmatz ist es uns gelungen, eine Künstlerpersönlichkeit für Wuppertal zu gewinnen, die internationale Ausstrahlung mit einer tiefen Lust verbindet, das Erbe Pina Bauschs mit einem Neuaufbruch für das Ensemble zu verbinden. Das große Interesse, sich dabei gleichzeitig auf die besondere Qualität der Wuppertaler Geschichte einzulassen, macht Boris Charmatz zur idealen Wahl“, sagt Wuppertals Oberbürgermeister Uwe Schneidewind.

Boris Charmatz will das Ensemble zu einer Tanzkompanie entwickeln, die sich als ein binationales deutsch-französisches Projekt versteht, in dem sich besonders das Land Nordrhein-Westfalen und die Region Hauts-de-France verbinden. Diese beiden Regionen sind kulturell und politisch gezeichnet durch die industrielle Revolution, von dem einschneidenden Ende des Kohleabbaus und der Textilindustrie, ebenso durch die damit verbundenen Migrationsbewegungen. Das Ensemble bleibt in Wuppertal beheimatet, und die Zusammenarbeit mit dem zweiten Arbeitsstandort in Frankreich ermöglicht es, ein lebendiges Projekt über Fragestellungen einer europäischen Zusammenarbeit ins Leben zu rufen.

Die Zukunft des Tanztheaters besteht sowohl in der Konzentration auf das bestehende Werk als auch auf Neuschöpfungen: die kühne und angemessene Verbindung der Arbeit der Erneuerin des Tanzes Pina Bausch und der Pflege ihres Repertoires mit der choreografischen Arbeit von Boris Charmatz erlaubt die Öffnung neuer Horizonte.

„Mir ist es wichtig, dass die Kompanie nun wieder von einem Choreografen geleitet wird“, sagt Salomon Bausch, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Pina Bausch Foundation. „Ich bin sehr neugierig auf die künstlerischen Impulse für das Ensemble und für Pinas Stücke. Mit Blick auf die Zukunft und das Pina Bausch Zentrum werden wir gemeinsam Grundlagen für die langfristige Qualität und Verbreitung des Werks meiner Mutter schaffen.“