Start im Wülfrather Begegnungszentrum „WIR-Haus“

Wülfrath. Der Verein „Wülfrather Ideen Räume“ (WIR) startet mit dem WIR-Haus in den Pilotbetrieb. Am Montag findet die erste öffentliche Veranstaltung im ehemaligen VHS-Gebäude statt.

Ein Heimspiel des „Dynamischen Duos“ Olli Henrich und Jens Rösel macht den Auftakt zu einer Kultur-Veranstaltungsreihe, die sich im WIR-Haus etablieren soll. Der Auftritt des Duos ist allerdings schon ausverkauft.

Überhaupt ist in allen Räumen des Gebäudes schon viel los: Groß und Klein treffen sich hier zu Kinder-Yoga- und Tanzkursen, zu Chor-und Theaterproben sowie zu Vereinsbesprechungen oder offenen Werkstattstunden im digitalen (Selbst)-Lernzentrum „ideenWERK“ des Fördervereins Freifunk im Neanderland. Kurzum: Es ist wieder Leben eingekehrt im Haus Wilhelmstraße 189.

„Corona hat uns ausgebremst, aber zu keiner Zeit die Motivation genommen“, sagt Sandra Leidig-Diekmann, Vorstandsmitglied bei WIR, zurückblickend. Im Herbst 2020 hatte der Verein, ein Zusammenschluss aus Wülfrather Vereinen und Privatpersonen, das Gebäude von der Stadt übernommen und begonnen, es zu einem neuen Ort der Begegnung in der Innenstadt umzubauen

Es wurden Wände entfernt und Räume vergrößert, Böden verlegt und die Technik auf Vordermann gebracht. In Kleingruppen wohlgemerkt. Dadurch dauerte es länger bis zum Kick-Off-Termin. Der ist jetzt gekommen. Und wird mit der neuen WIR-eigenen Veranstaltungsreihe „Kultur am Montag“ gebührend gefeiert.

Der Verein hat das Haus vor einem Verkauf und möglicherweise Abriss bewahrt. „WIR verstehen die Arbeit am und im WIR-Haus als gemeinwohlorientiertes Stadtentwicklungsprojekt“, sagt Dr. Claudia Panke, Vorsitzende von WIR. Zunächst soll das Gebäude den Menschen der Stadt über zwei bis drei Jahre im Pilotbetrieb zur Verfügung gestellt werden.

Parallel wird auf einen umfassenden Umbau im Rahmen des Stadtentwicklungsprogramms für Wülfrath und der Städtebauförderung des Landes NRW hingearbeitet. Der Pilotbetrieb soll den Nutzen für die Stadt belegen: Das WIR-Haus soll ein Bürger- und Begegnungszentrum werden, das identifikationsstiftend wirkt und im besten Fall auch das Quartier Innenstadt belebt.

Das Organisationsprinzip des WIR-Hauses ist schnell erklärt. Vereine und Einzelpersonen können entweder Mitglied werden und so die Räumlichkeiten mit Initiativen oder Angeboten füllen, die der Allgemeinheit zugute kommen. Interessierte können Räume aber auch gegen eine Gebühr vom Verein mieten und so für private, gemeinnützige oder unter gewissen Bedingungen auch kommerzielle Zwecke nutzen.

Zu den Vereinen, die hier bereits ein neues Zuhause gefunden haben, zählen die Chorgemeinschaft Wülfrath/Young Voices und das Theater Minestrone, die an der Wilhelmstraße 189 proben. Der Turnerbund hat einige Aktivitäten inklusive der Geschäftsstelle dorthin verlegt. Und auch die Flüchtlingsinitiative INGA und die Landfrauen sind bereits sehr aktiv. Gleichzeitig nutzen WIR-Mitglieder die Räumlichkeiten zum mobilen Arbeiten („Homeoffice“).

Eine wichtige Säule im WIR-Haus ist das „ideenWERK“, das der Förderverein Freifunk im Neanderland zusammen mit WIR etabliert hat. Auf der ersten Etage haben IT-Fachleute aus Wülfrath und Umgebung einen „Makerspace“ eingerichtet. Dabei handelt es sich um eine offene Werkstatt, ein digitales Informations-, Selbstlern- und Mitmachzentrum, das jedem die Möglichkeiten bietet, sich aktiv mit digitalen und analogen Technolgien zu beschäftigen.

Hier kann man Gleichgesinnte treffen und Zugang zu Produktionsmitteln und modernen industriellen Produktionsverfahren für Einzelstücke finden. Nutzbare Geräte sind 3D-Drucker, Laser-Cutter, Plotter und eine computergesteuerte Stickmaschine.

Eine Elektrowerkstatt mit Einzelarbeitsplätzen und eine Ausstattung mit digitalen Endgeräten bieten weitere Möglichkeiten. „Es gibt große Überlappungen mit der Open-Hardware-, Open-Source- und der DIY-Bewegung“, sagt Freifunker Stephan Plarre. Kompetenz in Fragen der Digitalisierung der gesamten Region soll sich in Wülfrath im WIR-Haus bündeln.

Der WIR-Vorstand macht offensiv Werbung für das Haus der Möglichkeiten. „Wir können Räume für verschiedene Zwecke anbieten, es ist noch Platz im Kalender“, sagt Vorstandsmitglied Lothar Müller. Nutzbar sind ein großer Schulungsraum, in den eine Kleinkunstbühne eingebaut werden kann, ein Multifunktionsraum, der sich als Bewegungsraum anbietet, ein Konferenzraum im Obergeschoss und ein Büroraum. Das Besondere: Welche Aktivitäten sich etablieren, entscheidet im WIR-Haus nicht etwa der Vorstand. Die Nutzerinnen und Nutzer verwalten sich selbst. Das Haus steht Jedermann offen. Ideen können über die Internetseite eingereicht werden: www.wir-wuelfrath.de

https://www.viele-schaffen-mehr.de/projekte/veranstaltungsraum-fuer-wuelfr