Der Einzelhandel ist laut der IHK-Umfrage bei seiner Absatzprognose eher pessimistisch. Die hohe Inflation und gestiegene Energiekosten hätten bei den Kunden für Verunsicherung gesorgt. Archivfoto: Mathias Kehren

Velbert. Die IHK Düsseldorf hat ihren aktuellen Konjunkturbericht vorgestellt. Demnach haben sich die Geschäftserwartungen deutlich eingetrübt. Befragt wurden 180 Unternehmen mit rund 15.500 Beschäftigten im Kreis Mettmann.


Bei 26,1 Prozent der Betriebe laufen die Geschäfte gut, bei 26,6 Prozent dagegen schlecht. Der Geschäftslageindex als Differenz beider Werte beträgt damit aktuell minus 0,5 Punkte. 20 weniger als noch zu Jahresbeginn, so das Fazit der IHK-Befragung. Die Erwartungen der Unternehmen haben sich demnach deutlich eingetrübt: 38 Prozent negative stehen hier 15 positiven Geschäftserwartungen gegenüber.

„Der Geschäftserwartungen im Kreis Mettmann fallen damit zurück auf ein so niedriges Niveau wie es in den letzten fünfzehn Jahren mit Ausnahme auf den Höhepunkten der Energiesorgen vor einem Jahr und der Corona-Beschränkungen im Frühsommer 2020 nicht mehr verzeichnet worden ist“, beschreibt IHK-Konjunkturexperte Gerd Helmut Diestler das Ergebnis der aktuellen IHK-Konjunkturbefragung.

In Zahlen besagt die Umfrage, dass 40 Prozent der Betriebe die Inlandsnachfrage als wirtschaftliches Risiko ansehen, im Bereich Einzelhandel für sich gesehen sind es sogar mehr als 65 Prozent. „Weder von der Inlandsnachfrage noch vom Export erwartet die Wirtschaft im Neanderland im kommenden Jahre Impulse“, erläutert Diestler.

Die Auslandsnachfrage werde von rund einem Viertel der Betriebe als besonderes Risiko angesehen, und damit weniger als noch bei den letzten Umfragen, geht das Zahlenwerk der IHK-Umfrage weiter. Dennoch wird kein Wachstum erwartet, von dem deutsche Exporteure profitieren könnten. Als Gründe dafür werden unter anderem geopolitische Krisen angeführt, außerdem seien die absehbar weiter hohen Energiepreise ein “gravierender Standortnachteil”.

„Neben der Energiepolitik wird vor allem die belastende Bürokratie besonders oft angeführt, wenn es um Kritik an den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen geht“, weist Diestler auf eine steigende Unzufriedenheit der Wirtschaft mit der Wirtschaftspolitik hin. Viele Betriebe fürchteten gar, dass eine grundlegenden Strukturkrise aufziehe. Vor diesem Hintergrund gehe die Investitionsneigung der Betriebe zurück, auch “positive Beschäftigungspläne” überwiegten nicht mehr. Ihrer Finanzlage bezeichnen 60 Prozent der Unternehmen als “unproblematisch”.

Der Einzelhandel spürt laut IHK-Umfrage die dämpfende Wirkung von hoher Inflation und Energiepreisen deutlich. Mehr als die Hälfte der Händler geben sich beim künftigen Absatz pessimistisch. Dafür berichteten 80 Prozent von einer “unproblematischen Finanzlage”, die ihnen Zeit gebe, die derzeitige Krise zu überstehen.

Gerd Helmut Diestler, Konjunkturexperte der IHK. Foto: Kling
Gerd Helmut Diestler, Konjunkturexperte der IHK Düsseldorf. Foto: Kling

„Die Konjunkturschwäche hat nun auch weite Teile der verarbeitenden Industrie erfasst“, analysiert Diestler weiter. Das gelte besonders auch für die im Nordkreis bedeutende Schloss- und Beschlagindustrie. Hier beklagten mehr als die Hälfte der Betriebe einen Rückgang ihrer Auftragseingänge.

“Die Bauwirtschaft konnte trotz der verschlechterten Bedingungen durch die gestiegenen Zinsen sowie Material- und Arbeitskosten eine Branchenrezession noch vermeiden. Altaufträge und der Tiefbau wie das Ausbaugewerbe tragen die Baukonjunktur noch ein wenig weiter”, informiert die Kammer zu ihrer aktuellen Umfrage weiter. Die Auslastung der Baubranche sei insgesamt jedoch leicht gesunken.

“Die Großhandelskonjunktur wird noch gestützt durch seine produktionsverbindende Sparte, und das trotz der bereits erheblich stockenden Industriekonjunktur. Von Umsatzrückgängen berichten aber sowohl in der konsumorientierten Sparte wie auch bei den produktionsverbindenden Großhändlern mehr Betriebe, als sich über eine Umsatzsteigerung freuen können”, berichtet die IHK.

In der Dienstleistungsbereich gebe es große Unterschiede zwischen den Branchen, informiert die Kammer. “Die Logistiker können sich immer weniger den Schwierigkeiten ihrer industriellen Kunden entziehen. Sie werden außerdem stark durch die hohen Treibstoffpreise, die drohende Anhebung der Straßenverkehrsmaut und einen Arbeitskräftemangel belastet. IT-Dienstleister oder auch die Beratungsbranche haben hingegen noch eine hohe Nachfrage, auch dank des anhaltenden Trends zur Digitalisierung.”