Außengastronomie ist für viele Gastronomen ein Muss. Auch die Kommunen profitieren davon.
Außengastronomie ist für viele Gastronomen ein Muss. Auch die Kommunen profitieren davon. Foto: Federico Gambarini/dpa

Köln (dpa/lnw) – Ob Tische auf dem Bürgersteig, Bänke im Hinterhof oder Sitzgruppen auf Parkplätzen – Essen und Getränke werden von den Gastwirten deutlich häufiger als noch vor zehn Jahren unter freiem Himmel serviert.


So ist in Bielefeld die Außengastronomie-Fläche im Vergleich zu 2015 um satte 40 Prozent gewachsen. In Dortmund stiegen Zahl der Genehmigungen im Vergleich der Jahre 2015 und 2024 um 32 Prozent. In Bonn beträgt das Plus 21 Prozent, wie eine dpa-Umfrage ergab. In Essen beantragt fast jeder Gastronomiebetrieb einen Außenbereich.

«Draußen-gibt’s-nur-Kännchen-Zeit» ist vorbei

Die Gäste finden nicht nur mehr Freiluftplätze etwa in Restaurants und Cafés vor, auch der Service ist gewachsen. «Zum Glück ist die Draußen-gibt’s-nur-Kännchen-Zeit vorbei», sagt der Präsident des Branchenverbandes Dehoga NRW, Patrick Rothkopf.

Ohne Außengastronomie fehlten nicht selten die Umsätze, die über die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Betriebs entschieden. «Wer kann, setzt seine Gäste im wahrsten Sinne des Wortes vor die Tür» erklärt er. Einen Schub habe die Außengastronomie während der Corona-Pandemie erfahren, als zusätzliche Flächen für diese Nutzung freigegeben worden seien.

Kommunen profitieren

Aber auch die Kommunen profitieren von der Lust der Gäste, im Sonnenschein einen Kaffee oder unter Bäumen ein Bier zu trinken. «Viele Städte haben zusätzliche Flächenangebote geschaffen und damit gute Erfahrungen gemacht», erklärt der Geschäftsführer des Städtetages NRW, Helmut Dedy. «Vielerorts sind damit innerstädtische Plätze und Straßen belebter und laden zum Besuch ein.»

Allerdings hingen die Möglichkeiten für Außengastronomie immer von den jeweiligen Bedingungen vor Ort ab. Denn der zur Verfügung stehende Raum könne inzwischen häufig knapp werden, verdeutlichte er.

Wandel sowohl in großen als auch kleinen Städten

Sowohl in den großen Metropolen wie in kleineren Städten und Gemeinden gebe es einen tiefgreifenden Wandel, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes NRW, Christof Sommer. Weil es Geschäfte unter anderem wegen Online-Konkurrenz zunehmend schwer hätten, seien andere Angebote für die Zentren umso wichtiger. Eine zentrale Rolle spiele dabei ganz sicher die Gastronomie.

«In der Neugestaltung der Innenstädte geht es aber auch um Freizeit, Sport, Medizin und Gesundheit oder einladend gestaltete Wohlfühlorte, das zentral gelegene Bürgerbüro, die VHS oder den Kindergarten», sagt Sommer.

Im Winter sind in Bonn auch Zelte erlaubt

Für Gäste werden nicht nur Tische und Stühle aufgebaut. So dürfen in Bonn etwa für die Außengastronomie auf öffentlichen Verkehrsflächen von Oktober bis März auch Zelte aufgebaut werden.

In Dortmund dürfen Gastwirte seit 2024 Außengastronomie auch auf öffentlichen Parkflächen anbieten. «Natürlich nur da, wo es möglich ist – es wird im Einzelfall entschieden», erklärte ein Stadtsprecher. Nach den bisherigen Genehmigungen für 2025 fielen insgesamt 50 Parkflächen weg. Für Fußgänger müssten Lokale zwei Meter Gehwegbreite einhalten.

Auch in Essen geht es meist um kleine Flächen, da nur der Gehweg und seit Corona gegebenenfalls ein bis zwei Parkplätze zur Verfügung stünden.

Antragsstau bei Genehmigung von Außengastronomie

In Köln sollen die Mitarbeiter des Ordnungsamtes künftig bei Kontrollen auf ihrem Diensthandy Daten zur Außengastronomie abrufen können. Vor dem Hintergrund der Digitalisierung gebe es derzeit einen Antragsstau, erklärte ein Stadtsprecher. Ohnehin sei der Wunsch aus der Gastronomie nach mehr Flächen im öffentlichen Bereich in den vergangenen Jahren sukzessive gestiegen. Neben einer Anlaufstelle für die Gastronomie sei beim Kölner Ordnungsamt auch die Stelle einer «Gastrokümmerin» mit zwei zusätzlichen Mitarbeitern oder Mitarbeiterinnen eingerichtet worden.

Auch in Essen gibt es einen Antragsstau, dort ist der Bereich aber auch für Veranstaltungen zuständig.

Zuwachs bei Einnahmen der Kommunen

Außerdem spült die Außengastronomie Einnahmen in kommunale Kassen. In Dortmund etwa betragen die Sondernutzungsgebühren je nach Lage zwischen 8 und 18 Cent pro Quadratmeter und Tag. In Essen kostet die Inanspruchnahme von Parkplätzen doppelt so viel wie ein Straßencafé auf dem Gehweg. Bonn nahm 2024 knapp 639.000 Euro aus der Außengastronomie ein. In Bielefeld ist gegenüber 2015 von einem Zuwachs von etwa 35 Prozent die Rede.

In Köln gingen vor der Pandemie im Schnitt pro Jahr 1,1 Millionen Euro ein. Danach sanken den Angaben zufolge jedoch die Einnahmen etwa durch Rückzahlungen zur Unterstützung der Außengastronomie während der Corona-Pandemie.

Rhede will es hübsch einheitlich haben

In Rhede im Münsterland werden keine Gebühren für die Außengastronomie erhoben, wie Bürgermeister Jürgen Bernsmann erklärt. Die rund 20.000 Einwohner zählende Stadt zwischen Bocholt und Borken habe für Biergärten Flächen begradigt. Rhede setze auf ein einheitliches Erscheinungsbild, um mehr Touristen anzuziehen und mache deshalb Vorgaben. Auf der anderen Seite würden Gastronomieschirme gefördert, damit nicht so viel Werbung im Vordergrund stehe und das Erscheinungsbild letztlich eine Werbung für die Stadt Rhede sei.