Mönchengladbach/Bedburg (dpa/lnw) – Straßenzüge standen unter Wasser, Feuerwehrleute brachten viele Menschen in Sicherheit: Im Südwesten Nordrhein-Westfalens haben am Dienstagmorgen extrem starke Regenfälle für Überflutungen von Straßen und Kellern gesorgt. Die Feuerwehren waren stundenlang im Großeinsatz. Das Wasser richtete erhebliche Sachschäden an. Meldungen über Verletzte gab es zunächst aber nicht. An einigen Schulen fiel der Unterricht aus. Im Laufe des Vormittags entspannte sich die Lage in den meisten Regionen.
Bedburg: Menschen retteten sich in obere Stockwerke
In Bedburg im Rhein-Erft-Kreis waren laut Deutschem Wetterdienst von Montag- bis Dienstagmorgen 134 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. In einem Neubaugebiet im Ortsteil Kaster sorgte dies für Wasserstände von bis zu 60 Zentimetern. Teils retteten Hausbewohner sich in die oberen Stockwerke, teils wurden sie von der Feuerwehr aus den Häusern gebracht. Im Ortsteil Oppendorf holte die Feuerwehr 14 Menschen aus ihren Häusern und brachte sie vorübergehend in einem Schulzentrum unter.
Die Feuerwehr pumpte zahlreiche Keller aus. Mit Sandsäcken und Baggern bauten die Einsatzkräfte einen Damm gegen die Fluten. THW, Feuerwehr und Rettungsdienste zählten insgesamt rund 250 Einsätze. Am Abend wurden noch Straßen von Schlamm befreit, den der Regen von Feldern und Waldgebieten auf die Straßen gespült hatte.
Die Einsätze unterstützt hatte auch die Polizei. Sie ließ zur Aufklärung der Lage aus der Luft Drohnen fliegen. Die Feuerwehren Bonn und Köln halfen mit Sandsäcken aus.
Mönchengladbach: Schäden an Schulen – Unterrichtsausfall
In Mönchengladbach befreite die Feuerwehr eine Familie aus einer vollgelaufenen Wohnung. Eine Person wurde aus einem überfluteten Keller gerettet. In einem Krankenhaus drang Wasser in einen Versorgungskeller ein. Mit Hilfe leistungsstarker Pumpen konnten die Einsatzkräfte einen Technikausfall und damit eine Evakuierung verhindern.
An einem Schulzentrum wurde ein Erdwall gebaut. Auch dort konnten Pumpen weitere Schäden abwenden. Das Schulzentrum muss allerdings mindestens auch noch am Mittwoch geschlossen bleiben, nachdem das Wasser zu technischen Defekten und Verunreinigungen geführt hatte. An zwei anderen Schulen kann am Mittwoch beziehungsweise Donnerstag wieder unterrichtet werden.
Die Leitstelle in Mönchengladbach zog am Abend eine vorläufige Bilanz: In mehr als 2.700 Telefonaten habe man fast 1.200 Hilfeersuchen entgegengenommen. «In Spitzenzeiten gingen innerhalb von zehn Minuten bis zu 152 Notrufe ein», hieß es. Bis zum späten Nachmittag zählte die Feuerwehr 618 technische Hilfeleistungen und 15 Brandeinsätze.
Willich: Häuser an Niers sicherheitshalber evakuiert
In Willich im Kreis Viersen wurden vorsorglich rund 200 Menschen aus Häusern direkt an der Niers in Sicherheit gebracht. Die meisten kamen bei Bekannten oder Verwandten unter. Um die Unterbringung von 15 Personen kümmerte sich die Stadt. Am Abend wurde die Notlage aufgehoben und alle konnten wieder in ihre Wohnungen und Häuser zurückkehren. Auch in Willich kam niemand zu Schaden.
Amtliche Unwetterwarnung
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte auch in Mönchengladbach eine außergewöhnliche Niederschlagsmenge registriert. Dort waren es 118,7 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden. «Das sind schon gewaltige Mengen», sagte ein Sprecher. Nachdem sich die Lage Vormittag entspannt hatte, hob der Wetterdienst die Unwetterwarnung auf und warnte nur noch vor Starkregen.
Staus und Sperrungen auf der Autobahn
Die massiven Niederschläge sorgten auch auf den Straßen für Probleme. Auf der A46 in Düsseldorf lief zeitweise ein Autobahntunnel voll. Die Sperrung sorgte für kilometerlange Staus im Berufsverkehr. Am Autobahnkreuz Leverkusen-West wurde die Verbindung von der A1 auf die A59 Richtung Düsseldorf gesperrt. Die Abflüsse hätten die Regenmengen nicht mehr aufnehmen können, teilte die Autobahn-Gesellschaft mit.
Auf der A4 bei Frechen stürzte ein Lastwagen um – laut Polizei vermutlich wegen Aquaplanings. Es bildeten sich kilometerlange Staus.
Höchste Meldestufe an der Erft
Die Wassermengen ließen die Pegelstände mehrerer kleinerer Flüsse gefährlich ansteigen. Die Erft erreichte am Pegel Neubrück bei Grevenbroich zeitweise die höchste von drei Meldestufen («erhebliche Gefahr»). Deutlich erhöhte Wasserstände gab es auch an der Wurm, einem Nebenfluss der Rur, in Herzogenrath.
Für die kommenden Tage rechnen die Wetterexperten nur noch mit Schauerwetter. Vereinzelt sind auch Gewitter möglich.