Ratingen | Es war ein Freitag, an dem Kinder und Senioren in Tiefenbroich einmal ganz bewusst über das sprachen, was sie im Alltag beschäftigt: Bedrohungen, Betrugsversuche und die Frage, wie man sich dagegen wehren kann. Im Jugendtreff Phönix an der Barbarastraße hatten sich beide Generationen eingefunden, eingeladen vom Mehrgenerationentreff Tiefenbroich und dem Jugendtreff, deren Leiterinnen Barbara Buscher-Sander und Jasmin Ghal-Lass ein besonderes Format vorbereitet hatten. Unterstützt wurden sie dabei vom Aktionsbündnis Seniorensicherheit und den Bezirksdienstbeamten der Polizei.
Bevor es in die gemeinsame Runde ging, hatten die Kinder schon einige Tage zuvor ein Training mit einem erfahrenen Kampfsportler erlebt. Dort ging es weniger um spektakuläre Griffe als vielmehr um den richtigen Umgang mit Provokationen und die Frage, wie man deeskaliert, ohne selbst in Gefahr zu geraten. Auch die Seniorinnen und Senioren hatten sich im Mehrgenerationentreff mit ähnlichen Themen beschäftigt. So trafen sich am 19. September zwei Gruppen, die auf ihre Weise vorbereitet waren – und die doch am Ende viel voneinander lernen konnten.
Im Jugendtreff führten dann Uwe Wüstemann, Bezirksdienstbeamter in Lintorf und Koordinator der ASS!e in Ratingen, sowie ein ehrenamtlicher Sicherheitspartner durch das Programm. Wüstemann berichtete anschaulich aus seinem Polizeialltag, sprach von Betrügern, die mit immer raffinierteren Maschen unterwegs sind, und von Situationen, in denen Zivilcourage gefragt ist. Gemeinsam machten sie deutlich, dass Prävention nicht allein von Gesetzen oder Technik lebt, sondern vor allem von der Aufmerksamkeit und dem Miteinander der Menschen. Marco Peisker, der als zuständiger Bezirksbeamter in Tiefenbroich den Menschen dort als Ansprechpartner zur Verfügung steht war leider an diesem Tag durch das in der Stadtmitte stattfindende Ratingen Festival dienstlich verhindert.
So kamen Kinder und Senioren ins Gespräch. Die Jüngeren erzählten von kleinen „Abzockversuchen“ auf dem Pausenhof, von körperlichen Übergriffen bis hin zu Schlägereien die nur durch die Lehrkräfte unterbunden werden konnten oder von Mobbing im Unterricht und in den sozialen Medien, die Älteren berichteten von Telefonanrufen angeblicher Polizeibeamter oder von dubiosen Handwerkern, die plötzlich vor der Tür standen. Schnell zeigte sich, wie ähnlich die Muster sind: Immer geht es um Täuschung, immer um den Versuch, Unsicherheit und Schwächen auszunutzen. Die Generationen hörten einander aufmerksam zu, schmunzelten, nickten und staunten über manche Parallele. Der Dialog machte Mut, denn er zeigte, dass niemand mit seinen Sorgen alleinsteht.
Nach einer guten Stunde als die Konzentration der Kinder spürbar nachlies, und sie sich dem umfangreichen Spielangebot im Phönix zuwenden durften nutzten die Senioren die verbleibende Zeit unter Erwachsenen für ein paar gezielte Fragen an die Experten, bevor auch sie den Nachmittag bei bestem Wetter entspannt ausklingen ließen. Mit Infomaterial ausgestattet schlenderten einige noch hinüber zum Mehrgenerationentreff, wo bei Sonnenschein im Garten eine Tasse Tee wartete andere schauten Ihren Enkelkindern beim freudigen Spielen in der groszügigen Aussenanlage der Jugendtreffs zu. Am Ende blieb ein positives Gefühl: Die Polizei, die ehrenamtlichen Sicherheitspartner und die Einrichtungen vor Ort arbeiten Hand in Hand, um Menschen zu sensibilisieren und ihr Sicherheitsgefühl zu stärken.
Dass diese Arbeit Früchte trägt, zeigt ein Blick auf die Zahlen. Weder im Kreis Mettmann noch in der Stadt Ratingen ist die Kriminalitätslage spektakulär hoch. Im Gegenteil: Die vielen Vorträge, Informationsstände und Gespräche des Aktionsbündnisses haben dazu beigetragen, dass Bürgerinnen und Bürger heute wachsamer sind und Betrüger es schwerer haben. Entscheidend ist der stetige Dialog, das Teilen von Erfahrungen und das offene Ohr füreinander. Nur so lassen sich die raffinierten Tricks organisierter Banden durchschauen und abwehren.
Mit langem Applaus bedankten sich die Senioren bei den Vortragenden, und auch die Veranstalterinnen waren zufrieden mit der Resonanz. Für die Zukunft sind weitere Termine geplant, denn die Mischung aus Information und Begegnung hat überzeugt. Zunächst aber blickt der Jugendtreff Phönix auf ein eigenes Jubiläum: Am 26. September feiert die Einrichtung ihr 15-jähriges Bestehen mit einem bunten Programm, zu dem neben den Kindern auch Bürgermeister Klaus Pesch und der Erste Beigeordnete der Stadt, Patrick Anders, erwartet werden. Spätestens dann wird wieder deutlich, dass Sicherheit und Gemeinschaft in Ratingen nicht voneinander zu trennen sind.