Norbert Fabisch vor dem Grundriss der einstigen Haftanstalt Werden. Foto: Mathias Kehren
Norbert Fabisch vor dem Grundriss der einstigen Haftanstalt Werden. Foto: Mathias Kehren

Heiligenhaus. „Hinter Schloss und Riegel“ ist der Titel der neuen Ausstellung, die jetzt im Museum Abtsküche zu sehen ist. Die Ausstellung beschäftigt sich in erster Linie mit der ehemaligen Haftanstalt in der alten Abtei Werden.

„In Heiligenhaus muss man nicht lange erklären, was die Werdener Abtei war, schließlich ist die Abtsküche die Sommerresidenz der Werdener Äbte gewesen“, berichtet Kurator Norbert Fabisch über seine Ausstellung, die von Juli bis März 2022 im Museum Abtsküche gezeigt wird. Dank der aktuellen Corona-Lockerungen ist sie hier jeden Samstag von 13 bis 17 Uhr und jeden Sonntag von 11 bis 17 Uhr zu sehen, also zu den neuen Öffnungszeiten der Museumslandschaft Abtsküche.

Nach der Aufhebung als Kloster im Jahre 1811, wurde noch unter der Herrschaft Napoleons entschieden, die Abtei zu einer Haftanstalt zu machen, berichtet Norbert Fabisch. Wenig später, dann unter preußischer Herrschaft, wurde Werden zum zentralen Zuchthaus der Rheinprovinz. Und das sollte die folgenden 100 Jahre auch so bleiben. „Hinter den zinnenbesetzten Preußentürmen waren über 1.000 Häftlinge unter kaum erträglichen Bedingungen inhaftiert“, schildert der pensionierte Geschichtslehrer die Ereignisse von damals.

Nach der Auflösung der Haftanstalt im Jahre 1928 hätten viele Werdener „aufgeatmet“. Man habe auch versucht, möglichst alle Überreste zu beseitigen, so Fabisch. Was er an Spuren gefunden hat, ist in der Ausstellung zu sehen. Hier wird berichtet vom „Kerkerfieber“, dem „Lattenarrest“ und der „Tretmühle“. Auch Hinweise auf Revolten und die Geiselhaft des Bürgermeisters Breuer hat er zusammengetragen und in Ausstellungsform gebracht.

Zeugnisse jüngerer Gefägnisgeschichte sind ebenfalls zu sehen: Eine selbstgefertigte Tätowiermaschine und eine funktionierende Schnapsdestille gehören hier zu den außergewöhnlichen Funden, die von Kreativität und Geschicklichkeit der Gefangenen im tristen Haftalltag zeugen. Daneben sind aus Plastik gebasteltet Messer und eine aus Holz- und Stoffresten zusammengefügte Strickleiter zu sehen, die von Wärtern sichergestellt wurden. Diese Exponate stammen aus dem Gefängnismuseum Niederrhein in Willich.

Eine Häftlings-Erstausstattung, wie sie in der JVA Siemonshöfchen in Wuppertal Vohwinkel ausgegeben wird, und Schlösser für den Hochsicherheitstrakt, wie sie in Heiligenhaus von der Firma Steinbach und Vollman (STUV) hergestellt werden, ergänzen die Ausstellung.

Norbert Fabisch bietet auch Führungen für Gruppen an. Gerne können sich auch Schulklassen an den ehemaligen Geschichtslehrer wenden unter Tel.: 0201/402511.

So sieht eine Grundausstattung für Häftlinge aus, die neu in die JVA Vohwinkel einrücken. Foto: Mathias Kehren
So sieht eine Grundausstattung für Häftlinge aus, die neu in die JVA Vohwinkel einrücken. Foto: Mathias Kehren