Prämierter Garten mit Schmetterling auf Blüte.
In Heiligenhaus werden naturnahe Gärten mit einer Plakette ausgezeichnet. Grafik: Stadt Heiligenhaus

Heiligenhaus. Ab diesem Jahr wird in Heiligenhaus erstmals eine besondere Auszeichnung für naturnahe Gärten verliehen – die Gartenplakette. Die Aktion ist eine gemeinsame Initiative der Stadt Heiligenhaus und des Arbeitskreises Natur und Umwelt im Stadtmarketing Heiligenhaus.


Mit der Plakette sollen Gartenbesitzer ermutigt werden und eine Anerkennung bekommen, die ihre Gärten naturnah gestalten und damit einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Es sollen Gärten ausgezeichnet werden, die bewusst nicht als Schottergarten oder versiegelte Fläche angelegt sind. Die Plakette gibt es dort, wo sich die Natur entfalten kann und Insekten einen Lebensraum finden.

Siglinde Ottenjann ist Sprecherin des Stadtmarketing-Arbeitskreis Natur und Umwelt in Heiligenhaus. Sie erklärt, worum es bei der Gartenplakette geht und was die Voraussetzung für den Erhalt der Auszeichnung ist:

„Wir können nicht vorhersagen, wie sich das Klima entwickeln wird. Es wird mehr Niederschläge geben, mehr Stürme, aber auch heißere Sommer und längere Trockenperioden.

Aber wir können die Ökosysteme der Zukunft nicht basteln oder bauen, das kann nur die Natur. Wir können nur versuchen, funktionierende Ökosysteme zu erhalten. In einem solchen Ökosystem wird jede Pflanze von einem oder mehreren Tieren als Nahrungs- und Energiequelle genutzt, jede pflanzenfressende Tierart dient wiederum anderen Tieren als Nahrung.

Regional heimische Pflanzen bilden die Lebensgrundlage der heimischen Tierwelt. Etwa ein Drittel der Wildbienen- und anderen Insektenarten ist zwingend auf ganz bestimmte Wildpflanzen angewiesen. Fehlen diese, kann die Art nicht überleben.

Die Bedeutung naturnaher Gärten, zu denen auch naturnahe Wiesen gehören, ist daher weitaus größer, als die meisten Menschen annehmen. Viele Biotope in unserer Natur sind durch die intensive Landwirtschaft und den Flächenverbrauch durch Bebauung zu regelrechten Inseln geworden.

Das Problem dabei ist, dass die Arten, die auf diesen Inseln leben, meist nur ein Verbreitungsgebiet von wenigen hundert Metern haben.

Der Aktionsradius vieler Insekten ist also sehr begrenzt und man kann sich vorstellen, wie schwierig es für sie ist, einen geeigneten Lebensraum zu finden. Unsere Gärten können, wenn sie entsprechend gestaltet werden, Trittsteine oder Bindeglieder zwischen den verschiedenen Lebensräumen sein.

Dahinter steht die ambitionierte Absicht, mit diesen Gärten einen Beitrag zum Artenschutz und zum Erhalt unseres Biotopverbundes zu leisten. Darüber hinaus verfolgen wir das Ziel, eine Vorbildfunktion zu erfüllen und anderen Gartenbesitzern zu zeigen, dass ein naturnah gestalteter Garten aus ökologischer Sicht wichtiger ist als ein Garten voller Exoten, Rindenmulch und Rasen.

Die Gartenplakette kann jeder erhalten, der seinen Garten in diesem Sinne umgestaltet – unabhängig davon, ob es sich vorher um einen Schottergarten oder eine versiegelte Fläche handelte.“

Wie bekomme ich eine Gartenplakette oder wie sollte ein Garten gestaltet sein?

Ob ein Garten die Plakette verdient hat, wird vor Ort geprüft. Interessenten können sich dazu an Siglinde Ottenjann wenden, unter 0157 / 89 34 47 89 oder auch per E-Mail an lin.ottenjann@gmail.com.

Folgende Kriterien gehen in die Bewertung ein:

  • Viele verschiedene einheimische Wildpflanzen
  • Dach- und Fassadenbegrünung, unbehandelte Holzkonstruktionen
    Nistmöglichkeiten für Vögel, Insekten und Kleinsäuger
  • Biotopelemente wie Sand- und Wasserflächen, Steinhaufen oder Totholz
  • Begrünte Wegbefestigungen und Trockenmauern
  • Regenrückhalteflächen und Versickerungsmöglichkeiten
  • keine invasiven Neophyten, keine Biozide, Mineraldünger, Torf oder PVC
  • Nachhaltige Materialien und Baustoffe aus regionaler Herkunft oder Recycling
  • Keine künstliche Dauer-Beleuchtung, Schächte, oben offene Rohre etc.
  • Kein Einsatz von Mährobotern oder Laubbläsern/ Laubsaugern
  • Förderung der Artenvielfalt durch naturnahe Pflege des Gartens/Balkons, z.B. Stauden und Gräser im Herbst stehen lassen. Ansonsten wird organisches Material kompostiert oder als Mulch verwendet.

Diese Kriterien sollten erfüllt sein:

  • Auf mindestens 50 % der Fläche des Ziergartens wachsen einheimische Pflanzen. Es gibt keine oder nur wenige invasive Neophyten, d.h. Pflanzen, die gebietsfremd sind und die einheimischen Pflanzen verdrängen und die Artenvielfalt beeinträchtigen. (Lorbeerkirsche, Buddleja, Kanadische Goldrute und andere).
  • Das Tierwohl wird berücksichtigt, es gibt keine (unbeabsichtigten) Tierfallen in Lichtschächten, Teichen, nach oben offenen Röhren und keine künstliche Dauerbeleuchtung.
  • Torf, Pestizide und Kunstdünger werden nicht verwendet.
    Mindestens zwei weitere Kleinbiotopelemente wie Totholz, Komposthaufen, Sandfläche für Insekten, Teich, Magerrasen.
  • Sandfläche für Insekten, Teich, Magerrasen oder Blumenwiese sind Bestandteil des Gartens.

Zur Gartenplaette ist ein Flyer erschienen, in dem alle Informationen zusammengefasst sind. Er steht zum Download auf den städtischen Seiten bereit: https://stadtmarketing-heiligenhaus.de/download/FB-Gartenplakette.pdf.