Düsseldorf/Wuppertal (dpa/lnw) – Wenn in den nächsten Tagen die Schulzeugnisse ausgegeben werden, löst das nicht bei allen Schülerinnen und Schülern Freude aus. Eine Fünf in Mathematik, nur in einem einzigen Fach eine gute Note – für so manchen ist das Zeugnis mit Enttäuschung, Tränen, Unsicherheit und Angst verbunden. Beratungsstellen mahnen, erst einmal ruhig und gelassen zu bleiben. Nach Ausgabe der Zeugnisse beginnen für rund 2,5 Millionen Schülerinnen und Schüler am 14. Juli die Sommerferien.
Wie reagiert man am besten auf ein schlechtes Zeugnis?
Kinder und Jugendliche können sich Trost und Rat etwa bei der «Nummer gegen Kummer» holen. «Unsicherheit, Selbstzweifel oder Ängste vor der Reaktion der Eltern – viele Schülerinnen und Schüler haben rund um die Zeugnisvergabe Redebedarf», weiß man bei dem bundesweit tätigen Verein.
Es sei grundsätzlich ratsam, sich frühzeitig Unterstützung zu suchen, nicht nur kurz vor der Zeugnisausgabe. «Denn nicht nur vor den Sommerferien, sondern ganzjährig spielen Leistungsdruck, Stress in der Schule, Versagensängste oder Konflikte mit den Eltern bei vielen eine große Rolle.»
Auch Eltern könnten sich am Elterntelefon Tipps und Hilfe holen – wenn sie enttäuscht seien oder Empfehlungen benötigten, wie sie ihre Kinder in schwierigen Phasen am besten unterstützen könnten.
Schulpsychologische Dienste stehen parat
Zeugnistelefone der Bezirksregierungen und schulpsychologische Dienste stehen ebenfalls parat. So stellt die Beratungsstelle des Rhein-Sieg-Kreises klar, dass für Kinder die Sicherheit wichtig sei, dass ihre Eltern zu ihnen stehen – unabhängig von ihren Schulnoten. Vorwürfe und Bestrafungen seien nicht der geeignete Weg, um die Leistungen in der Schule nachhaltig zu verbessern.
Kinder und Jugendliche bräuchten erst mal Ferien und Pause, Eltern sollten Abstand gewinnen. Danach könne man die Ursachen analysieren – ob etwa Lernstoff nicht verstanden worden sei, es privaten Stress gegeben habe oder persönliche Probleme sich negativ auf die Leistungsfähigkeit ausgewirkt hätten. Hilfreich sei es, sich kleine, erreichbare Ziele zu setzen, betont die schulpsychologische Beratungsstelle. Eltern können ihren Kindern auch Hilfe beim Lernen anbieten und sollten auch immer das Gespräch mit den Lehrerinnen und Lehrern suchen.
Das NRW-Schulministerium lässt zwei Experten sprechen
Wenn Eltern sich unzufrieden und verärgert über schlechte Zeugnisse äußerten, könne das Selbstbild des Kindes Schaden nehmen, warnen zwei auf der Homepage des NRW-Schulministeriums zitierte Psychologen. Druck oder Bestrafungen – etwa das Streichen des heiß geliebten Fußballtrainings – seien falsch und kontraproduktiv. Eltern sollten zudem wissen: Angst blockiere das Gehirn.
Motivation sei der Schlüssel zum Erfolg, betonen die Experten. Eltern sollten sich solidarisch zeigen und gemeinsam mit ihrem Nachwuchs überlegen, wie sie zu besseren Leistungen kommen könnten. Dabei sollten keine überfordernden Ziele gesetzt werden. Auch Nachhilfe könne ein denkbarer Weg sein und solle als Vergünstigung verstanden werden, nicht als Strafe der Eltern.
Die Lehrergewerkschaft VBE mahnt die richtige Balance an
«Kinder und Jugendliche sind wesentlich mehr als ihre Zeugnisnoten», stellte Anne Deimel, NRW-Vorsitzende der Lehrergewerkschaft VBE klar. Der richtige Umgang mit Noten sei entscheidend für das Selbstwertgefühl von Kindern und Jugendlichen – Eltern sollten mit «Empathie und Fingerspitzengefühl» auf die Zeugnisse reagieren. Es sei wichtig, bei nicht erreichten Lernzielen mit den Lehrkräften zu sprechen, aber auch gemeinsam mit den Kindern geeignete Wege des Lernens zu finden – das gehöre zur Persönlichkeitsentwicklung. Für die Ferien gelte es, eine gute Balance zu wahren, Ferienzeit müsse vor allem auch Erholungszeit sein.