Gerade in diesen Tagen, wenn sich die Tagestemperaturen einem Rekordniveau nähern, weiß man die Abkühlung unter Bäumen und bei einem Spaziergang im Wald zu schätzen. Aus den großen Städten kennen wir das Phänomen, dass sich Gebäude und versiegelte Flächen, gerade auch der Asphalt der Straßen, ganz erheblich aufheizen. Gefühlt „steht“ die Luft in den Häuserschluchten, und so liegen die Temperaturen in den Städten oft noch einmal um 2 Grad Celsius über denen im Umland.
Es ist ein großes Verdienst unserer Stadtplaner, bei der Festlegung von Bebauungsplänen darauf zu achten, „Luftschneisen“ in den Hauptwindrichtungen zu bewahren, um für eine ausreichende Ventilation, eine „Durchlüftung“ in unseren Stadtvierteln zu sorgen. Das war zu früheren Zeiten schon deshalb notwendig, weil mit fossilen Brennstoffen geheizt und damit für eine relativ hohe Luftverschmutzung gesorgt wurde. Im Laufe der Jahre kamen die Luftbelastungen durch den motorisierten Verkehr hinzu. Und die Bedeutung dieser „Durchlüftung“ ist mit den Folgen der klimatischen Veränderungen weiter gestiegen.
Kein geringerer als der damalige Stadtdirektor Dr. Alfred Dahlmann hat sich um dieses Konzept verdient gemacht. Und er war es auch, der bei allen geplanten städtebaulichen Veränderungen auf die Notwendigkeit dieser Lüftungsachsen hingewiesen hat. Wenn – wie in diesen Tagen – die sommerlichen Temperaturen auf die 40-Grad-Marke zustreben, können wir für diese vorausschauende Politik nur dankbar sein.
Auch darf unsere Stadt für sich verbuchen, mit einem Anteil von rund 70 Prozent der Fläche über Felder, Wiesen und Wälder zu verfügen – wir sind wahrlich eine „grüne“ Stadt. Natürlich hat dies etwas mit der kommunalen Neugliederung aus dem Jahr 1975 zu tun – seinerzeit kamen umliegende Gemeinden mit einem hohen Anteil an Grünflächen hinzu. Aber dieser Vorteil führt dazu, dass selbst aus den dicht besiedelten Stadtteilen wie Mitte und West die Ratinger in nur wenigen Minuten grüne Oasen erreichen und sich erholen können. Die Orkanstürme Ela und Kyrill haben zwar Narben in den Wäldern hinterlassen, die betroffenen Bereiche werden aber Zug um Zug und unter Nutzung neuer Erkenntnisse wieder aufgeforstet.
Es ist trotz dieses hohen Grünanteils daher richtig, um den Erhalt sozusagen eines jeden Baums zu kämpfen, zumindest aber Ersatzpflanzungen dort zu verlangen, wo Bäume Bauprojekten weichen müssen. Eine solche Notwendigkeit ergibt sich aktuell bei der Errichtung einer neuen hauptamtlichen Feuer- und Rettungswache in Ratingen-West. Seit vielen Jahren werden für die Menschen in Ratingen-West die Schutzziele von Feuerwehr und Rettungsdienst, nämlich in 8 Minuten nach Alarmierung am Einsatzort einzutreffen, bei weitem nicht erreicht. Die Schutzziele wurden so festgelegt, weil das schnelle Eintreffen der Einsatzkräfte lebensrettend sein kann. Die Hauptfeuer- und Rettungswache am Voisweg liegt zwar verkehrsgünstig, aber selbst Maßnahmen wie Optimierungen bei Ampelschaltungen lassen das Erreichen der Schutzziele nicht zu.
Der Schutz der Menschen in diesem großen Stadtteil bei Notfällen gebietet, für die Einsatzkräfte einen optimalen Standort für ihre Stationierung zu finden. In der Abwägung zwischen dem notwenigen Schutz von Gesundheit und Menschenleben auf der einen und dem Eingriff in die Natur auf der anderen Seite sollte der Rat klare Prioritäten setzen. Dies gilt erst recht vor dem Hintergrund, dass wir in Ratingen – auch weiterhin – in einer grünen Stadt leben.