Das Foto zeigt Familie Nathan bei ihrem Besuch in Langenberg gemeinsam mit Mitgliedern des Bündnisses „Aktiv gegen Antisemitismus“ und der Beigeordneten Sandra Ernst (2. v.r.). Foto: Stadt Velbert

Velbert. Die Geschichte der Familie Nathan ist eng mit der Geschichte Velbert-Langenbergs verbunden. Thomas und Dennis Nathan, Enkel von Betty und Adolf Nathan, kamen nun zu einem Besuch in ihre historische Heimat zurück, um der jüngeren Generation ihre Familiengeschichte näher zu bringen. Gemeinsam mit dem Velberter Bündnis „Aktiv gegen Antisemitismus“ und Bürgermeister Dirk Lukrafka gedachten sie ihrer Vorfahren am nach ihnen benannten Nathan-Platz.


Die Nathans waren über Generationen hinweg in Langenberg ansässig und prägten das Leben der Stadt. Betty Nathan galt als „gute Seele von Langenberg“, die sich selbstlos für ihre Mitmenschen einsetzte. Adolf Nathan war als Sachverständiger tätig. Doch die Idylle endete mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten. 1941 wurden Betty und Adolf Nathan nach Litzmannstadt deportiert und ermordet.

Den Söhnen Ernst und Walter gelang die Flucht. Ernst emigrierte nach England und Chile, Walter nach Palästina. Beide trugen die Erinnerung an ihre Heimat und ihre Familie ein Leben lang mit sich.

Erinnern und Weitergeben – die Geschichte der Nathans in Velbert-Langenberg

Der Besuch der Nathans in Velbert-Langenberg war geprägt von Emotionen und dem Wunsch, die Geschichte ihrer Familie weiterzugeben. Zwei Familien, Schmidt und Bluhm, die zu den Nathans eine enge Beziehung pflegen, brachten Geschichten aus der Vergangenheit zur Sprache. In persönlichen Gesprächen mit ehemaligen Nachbarn und Freunden der Familie wurden Erinnerungen ausgetauscht und die Gräueltaten der NS-Zeit thematisiert.

Dr. Christian Wagner-Birmes von der Gruppe „ZEITLOS“ übermittelte die Geschichte einer 92-jährigen Langenbergerin, die sich an Betty Nathan noch persönlich erinnert und ein Geschenk von ihr, eine Deko-Glaskugel, noch heute auf ihrer Fensterbank hat.

Christa Möll berichtete von Walter Nathan, den sie 1980 und 1982 auf Israelreisen in der Funktion des Reiseführers kennenlernte. Nach dem Besuch der Holocaust Gedenkstätte „Yad Vashem“ in Jerusalem habe Walter Nathan mit der Reisegruppe gesprochen und gesagt, er wisse, wie den Teilnehmenden zu Mute sei, aber es habe auch andere gegeben, sonst wäre er nicht hier.

Die Geschichte der Familie Nathan ist ein Mahnmal gegen das Vergessen. Bürgermeister Dirk Lukrafka betonte die Bedeutung des Erinnerns, um Ausgrenzung und Menschenfeindlichkeit entgegenzuwirken. „Wir haben es heute in der Hand, wachsam zu sein für jede Form der Ausgrenzung und Menschenfeindlichkeit, aber auch Passivität im Umgang mit diesen Entwicklungen“, so Lukrafka.

Die Brüder Thomas und Dennis Nathan vor der Gedenktafel am Nathan-Platz. Foto: Stadt Velbert