Der Egle saugt nicht nur Blut, er hinterlässt auch Speichel, in dem ein Wirkstoff enthalten ist, der Gelenkschmerzen lindern kann. Foto: Helios
Der Egle saugt nicht nur Blut, er hinterlässt auch Speichel, in dem ein Wirkstoff enthalten ist, der Gelenkschmerzen lindern kann. Foto: Helios

Velbert. Blutegel werden in der Schmerzthearpie im Helios-Klinikum Niederberg eingesetzt. Die traditionelle Behandlungsmethode wirkt laut Klinik gut bei Gelenkentzündungen.

 „Blutegel stellen eine vielversprechende Therapieoption dar und kommen immer öfter neben der Physiotherapie, oralen Schmerztherapie, Gesprächs- und Entspannungstherapie im Rahmen der stationären multimodalen Schmerztherapie zum Einsatz“, berichtet das Helios-Klinikum Niederberg.

Das Kniegelenk ist eines der am meisten beanspruchten und deshalb auch am häufigsten geschädigten Gelenke des Menschen. Eine Gelenkabnutzung, eine sogenannte Arthrose, führt zu Symptomen wie Schmerzen bis hin zu Unbeweglichkeit. Knorpelgewebe kann sich nicht von allein regenerieren, deshalb leiden die Betroffenen unter starken Einschränkungen im Alltag. Zur Behandlung werden eine Vielzahl verschiedener Maßnahmen angeboten: von schmerzlindernden und entzündungshemmenden Medikamenten, über Einlagen, Krankengymnastik und verschiedenen Operationen bis hin zur Akupunktur des Knies.

„Eine hilfreiche, aber sicherlich nicht für jeden in Frage kommende Therapie, ist der Einsatz von Blutegeln. Das Speichelsekret der Egel enthält eine Vielzahl biologisch aktiver Substanzen und Enzyme. Diese wirken unter anderem antientzündlich, schmerzstillend, gerinnungshemmend und durchblutungsfördernd. Zusätzlich wird der Lymphfluss angeregt“, erklärt Carolin Rademacher, Oberärztin der Klinik für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie.

Zur Behandlung werden mehrere Blutegel auf das Knie gesetzt, die sich dort festsaugen und ca. 8 bis 10 Milliliter Blut saugen. Dabei hinterlässt der Blutegel in der Wunde Speichelsekret, das die verschiedenen Wirkstoffe enthält. Der bekannteste Wirkstoff ist das Hirudin – ein Eiweiß, das die Blutgerinnung stoppt.

„Wissenschaftler konnten nachweisen, dass Hirudin nicht nur der stärkste weltweit bekannte Blutgerinnungshemmer ist, sondern auch Gelenkentzündungen deutlich reduziert. Kurz nach dem Ansetzen von Egeln am Knie stellt sich bei vielen der Patienten eine deutliche Schmerzreduktion ein. Oft hält die Wirkung sogar mehrere Monate an“, ergänzt ergänzt Carolin Rademacher.

„Blutegel werden in speziellen Farmen gezüchtet und gelten seit 2005 als zulassungspflichtiges Fertigarzneimittel. Sie unterliegen den gleichen hohen Anforderungen an Sicherheit, Qualität und Wirksamkeit, wie sie auch an alle anderen zulassungspflichtigen Arzneimittel gestellt werden. Von der Blutegeltherapie profitieren viele Patienten sehr“, berichtet die Klinik.