Auf der grünen Wiese neben der Langenberger Straße war das neue Gewerbegebiet geplant. Nach dem Ratsbeschluss sind die Pläne nun erstmal vom Tisch. Archivfoto: Mathias Kehren

Velbert. Der Rat der Stadt Velbert hat in seiner letzten Sitzung den Bebauungsplan „Große Feld / Langenberger Straße“ abgelehnt. Dort wird also vorerst kein neues Gewerbegebiet entstehen.


Die Befürworter, allen voran die CDU, sehen in dem geplanten Gewerbegebiet ein große Chance, die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt anzukurbeln. Die Gegner, allen voran Grüne und SPD, äußerten hingegen Bedenken über ausufernde Erschließungskosten und eine zu geringe Nachfrage nach Grundstücken am Standort.

Bei der juristischen Beurteilung des ursprünglichen Bebauungsplans durch das Oberverwaltungsgericht Münster waren Mängel bei der Lärmschutzbegutachtung aufgefallen. Deshalb mussten die Pläne nun dahingehend nachgebessert und durch den Rat der Stadt neu beschlossen werden. In geheimer Abstimmung wurde jedoch keine Mehrheit mehr erreicht.

Aus der Diskussion im Vorfeld kann aber geschlossen werden, dass auch die SPD im Rat – ursprünglich Befürworter des Gewerbegebiets – nun dagegen gestimmt hat. Ebenso wie die Grünen, die schon immer gegen das neue Gewerbegebiet waren.

„Es ist erfreulich, dass die Mehrheit im Rat unseren wiederholt vorgetragenen Bedenken und Argumenten gefolgt ist und wir gemeinsam diesen Schritt gehen konnten“, frohlockt nun Dr. Esther Kanschat, Fraktionsmitglied der Grünen in Velbert. Trotz neuer Gutachten und einer ergänzenden Betrachtung der unterschiedlichen Interessen, bliebe der Bebauungsplan inhaltsgleich mit dem früheren Beschluss, fasst die erste stellvertretende Bürgermeisterin zusammen.

Neu in der Beschlussfassung sind Überlegungen zu einer zweistufigen Erschließung. Demnach würde zunächst die westliche Hälfte des Gebietes mit rund 100.000 Quadratmeter Gewerbefläche erschlossen. Dafür beläuft sich die Kostenschätzung der Technischen Betriebe auf fast 20 Millionen Euro.

Rechnerisch entstehen also 200 Euro je Quadratmeter allein an Erschließungskosten. Zu teuer, finden die Grünen. „Es erscheint uns mehr als zweifelhaft, ob die daraus resultierenden hohen Grundstückspreise tatsächlich erzielt werden könnten“, merkt Artur Busse, Grünes Ratsmitglied, an. Die Partei vermisst außerdem eine Wirtschaftlichkeitsberechnung oder Aktualisierung der Bedarfsprognose, die das finanzielle Risiko rechtfertigen würde.

Statt eines neuen zusammenhängenden Gewerbegebiets präferieren die Grünen „die Fokussierung auf die Beseitigung bestehender Aktivierungshemmnisse, um den Flächenbedarf in Bestandsgebieten zu realisieren.“

Im Beschluss selbst ist von 30 Betrieben die Rede, die bei der Wirtschaftsförderungen Interesse an einem Flächenerwerb gezeigt hätten. Baudezernent Jörg Ostermann betonte die Ernsthaftigkeit der Interessenten. Der Bedarf sei groß, auch wenn ihm natürlich keiner per Handschlag versprochen hätte, zu jedem Preis zu kaufen.

Die Pläne für das neue Gewerbegebiet sind schon mehr als sechs Jahre alt. Umweltbelange, der Bedarf selbst und die Lärmentwicklung waren Hemmnisse für die Umsetzung der Pläne. Nun sind es die Kosten. Im Laufe des Verfahrens seien die Baukosten „regelrecht expoldiert“, konstatierte der Beigeordnete Ostermann. Den Anstieg von 2019 bis heute schätzt er auf rund 40 Prozent.