Das Schloss Hardenberg mit Treppenturm im Modell. So soll es nach der Sanierung von der Bernsaustraße gesehen ausschauen. Foto: Mathias Kehren
Das Schloss Hardenberg mit Treppenturm im Modell. So soll es nach der Sanierung von der Bernsaustraße gesehen ausschauen. Foto: Mathias Kehren

Velbert. Die Stadt hat das Sanierungskonzept von Schloss Hardenberg vorgestellt. Bei der Informationsveranstaltung in der Vorburg stellten sich Baudezernent Jörg Ostermann und Architektin Corinna Cardaun den Fragen der Bürgerinnen und Bürger. Fragen gab es vor allem zum monumental anmutenden Treppenturm, den das Schloss auf seiner Rückseite bekommen soll.

„Furchtbar“, „scheußlich“, „dann ist das Schloss kaputt“ – die Stimmung unter den rund 40 Anwesenden bei der Infoveranstaltung hätte wohl kritischer kaum sein können, als die künftige Ansicht von Schloss Hardenberg im Großformat an die Wand projiziert wurde. So emotional und temperamentvoll die Diskussion am geplanten Außentreppenhaus auch geführt wird, nach Ansicht der Fachplaner ist es die technisch und gestalterisch beste Lösung.

Um das Schloss für die Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen, sind ein zweiter Fluchtweg und ein barrierefreie Zugang erforderlich. Beides kann das vorhandene Treppenhaus nicht leisten, es soll künftig lediglich den zweiten Fluchtweg darstellen.

Es habe zunächst Überlegungen für ein zweites, innenliegendes Treppenhaus gegeben, berichtet Jörg Ostermann. Das jedoch hätte in Verbindung mit einem für die Barrierefreiheit notwendigen Fahrstuhl einen „massiven Eingriff in die historische Bausubstanz bedeutet“, führt der Baudezernent aus. Deshalb sei man, in Abstimmung mit dem Amt für Denkmalpflege, an die Außenseite gegangen.

Ein Besonderheit des Schlosses ist, dass es eine sogenannten Split-Level-Bauweise aufweist. Die Geschosse von West- und Ostflügel liegen also auf unterschiedlichen Höhen. Am Ende müssen deshalb insgesamt sieben Ebenen barrierefrei erschlossen sein. Das Treppenhaus kann auch nur an der Schnittstelle der Geschossebenen gebaut werden, die sich an der Vorder- und Rückseite des Gebäudes ergeben.

Eine „Rückseite“ habe das Schloss aber in Wirklichkeit nicht, so Architektin Cardaun. Denn bei Anfahrt von der Bernsaustraße sei gerade diese Ansicht sehr „prominent“. „In diesem Burggraben möchte man eigentlich nicht bauen“, versichert sie, „aber wir wollen das Denkmal in Nutzung kriegen. So, dass es sich die Bürger ansehen können und es nicht länger leer steht.“ Mit diesem Problem habe sich ein Projektteam in den letzten Monaten intensiv auseinandergesetzt. Das Ergebnis sei der nun vorgestellte außenliegende Treppenturm.

Optisch soll das neue Treppenhaus in einem beigen Ziegel gestaltet werden, der zum Bestand passt. Ein natürlicher Lichteinfall erfolgt durch eine Netzstruktur, die von außen flächig wahrgenommen wird. So soll der Anbau als Skulptur anmuten, die nicht durch spiegelnde Fensterflächen unterbrochen ist. Der Zugang zum Innern erfolgt über Durchgänge, die durch eine Vergrößerung der schon vorhandenen Fensteröffnungen geschaffen werden sollen.

Der Eintritt zum Schloss erfolgt wie früher durch den Vordereingang. Die Brücke an dieser Stelle soll noch barrierefrei umgebaut werden. Die Besucher gelangen durch ein Foyer im Erdgeschoss in den hinteren Gebäudeteil und durch das neue Außentreppenhaus in alle weiteren Ebenen des Herrenhauses.

Im Erdgeschoss wird der „Rittersaal“ mit Foyer hergerichtet, wo künftig Trauungen, Konzerte und Konferenzen stattfinden sollen. In den weiteren Etagen findet die neue Ausstellung Platz. Hier wird es um die Themen Wehrhaftigkeit der Natur und Wehrgeschichte des Schlosses gehen, die anschaulich und interaktiv miteinander verwoben werden. Ins oberste Mansardengeschoss schließlich gelangt man ebenfalls barrierefrei über eine innenliegende Treppe. Hier sind Räume für Workshops und Seminare vorgesehen, außerdem Büros für die Bewirtschaftung der Gebäude.

„Dach und Fassade des Schlosses sind nach der ersten Renovierung in sehr gutem Zustand“, stellt Architektin Cardaun fest. Das sehe im Innern leider ganz anders aus. Hier gebe es an mehreren Stellen Notabstützungen, besonders im Rittersaal gebe es noch „massiv statische Dinge zu tun“.

An vielen Stellen haben die Planer auch schöne historische Details gefunden. Darunter alte Sitznischen und versteckte Kaminöffnungen, die im Zuge der Sanierung restauriert und zum Vorschein gebracht werden. Die alten Deckenbalken mit dem darüberliegenden Dielen sollen gereinigt werden und sichtbar bleiben.

Bis die ersten Besucherinnen und Besucher das Schloss erkunden können, wird noch etwas Zeit verstreichen. Im Jahr 2026 ist die Eröffnung der Ausstellung vorgesehen.

Nach der Präsentation und der Fragerunde verließen die meisten Gäste sichtlich beruhigter den Saal. Die Verwaltung möchte das Projekt auch weiterhin mit öffentlichen Informationsangeboten begleiten. Die nächste Chance für Fragen und Anregungen gibt es am Samstag, 13. Mai, dem bundesweiten Tag der Städtebauförderung.