Die gerade renovierte Tiefgarage Froweinplatz in Velbert-Langenberg ist komplett geflutet. Foto: Mathias Kehren

Kreis Mettmann. Unwetterwarnungen hat es in den vergangenen Wochen viele gegeben. So viele, dass die Menschen sie schon gar nicht mehr richtig wahrgenommen haben. Gewitter, Hagel, Starkregen? „Wetterdienst warnt vor…“ Ach was! Unwetter – das gab es im Fernsehen, aber nicht bei uns. Bis zu dieser Woche.


„Es besteht die Gefahr des Auftretens von ergiebigem Dauerregen“, meldete der Deutsche Wetterdienst schon am Montag. Und diesmal zog Tief Bernd nicht an Niederberg oder dem Kreis Mettmann vorbei.

Zuerst meldete Erkrath: Düssel über die Ufer getreten. Ein Heim mit 100 Geflüchteten musste evakuiert werden. Die Feuerwehr konnte vier weitere Menschen vor dem Wasser retten, zwei aus einem Haus und zwei aus einem Auto.

Dramatische Rettungsaktion auch in Mettmann: Der Mettmanner Bach konnte die Wassermassen nicht mehr fassen. Sie bedrohten das Seniorenheim an der Talstraße. Beschäftigte versuchten, das Haus mit Sandsäcken vor dem Wasser zu schützen. Dabei stürzte ein Baum auf eine Mitarbeiterin. Die Frau war eingeklemmt und drohte, in den Wassermassen zu ertrinken. Ein Helfer hielt ihren Kopf über Wasser, bis die Feuerwehr sie befreien konnte. Die Frau musste schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht werden.

Kuriose Nachrichten erhielten bundesweite Schlagzeilen: In Erkrath bat die Stadt die Menschen, doch bitte nicht zu duschen. Damit das Duschwasser nicht auch noch die übervollen Kanäle belaste.

In Ratingen war die Feuerwehr mit einem Rettungsboot auf der Autobahn im Einsatz. Mehrere Tunnel auf der A44 waren vollgelaufen. Drei Menschen wurden mit dem Boot aus ihren Autos gerettet.

Wer am Mittwochmittag die Düssel in Wülfrath-Düssel sah, konnte sich nicht vorstellen, dass sie sich nur wenige Kilometer weiter in ein reißendes Ungeheuer verwandelt hatte. In Düsseldorf wurde die Lage gar so dramatisch, dass die Stadt die Menschen in Grafenberg aufforderte, ihre Wohnungen zu verlassen. Die Stadt Düsseldorf meldete ein „historisches Hochwasser“ der Düssel.

Niederberg schien bis zu diesem Zeitpunkt noch einmal davon zu kommen. Doch dann kam der nächste Schub Starkregen von Tief Bernd. Ununterbrochen schüttete es auf die Dächer und Straßen, die Fluten stürzten in die tieferen Lagen und die Bäche.

In Neviges und Langenberg traten der Hardenberger Bach und der Deilbach über die Ufer. Autos stand das Wasser bis zum „Hals“, Mülltonnen schwammen in den Fluten. (Auf www.supertipp-online.de finden Sie ein Video und Bilder-Galerien von den historischen Überschwemmungen.)

In Wülfrath, wo um kurz nach 18 Uhr die Sirenen die Einsatzkräfte alarmiert hatten, war die Feuerwehr bis in der Nacht damit beschäftigt, Keller leer zu pumpen und ein Regenrückhaltebecken zu sichern. Ein Deich drohte zu brechen.

Die Haaner Feuerwehr bat – fast schon verzweifelt – die Bevölkerung um Geduld und Mithilfe. Nicht alle Einsatzstellen könnten umgehend angefahren werden. Erst gelte es, das Leben von Menschen zu retten, „die vom Wasser eingeschlossen sind“.

„Vollständig ausgelastet“ waren in diesen zwei Tagen sicher nicht nur die Feuerwehrleute in Haan. „Danke an alle, die heute Nacht so unermüdlich im Einsatz waren und Schlimmeres verhindert haben“, lautet eine von vielen Stimmen in den sozialen Medien.

Um 22.35 Uhr am Mittwochabend hat der Deutsche Wetterdienst die Unterwetterwarnung für den Kreis Mettmann aufgehoben. Eigentlich galt sie bis Donnerstag, 6 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt aber waren die ersten Straßen schon wieder trocken. Sternenklaren Himmel soll es in der Nacht sogar gegeben haben. Und am Morgen schien die Sonne durch die Wolkenlücken. Als wäre nichts gewesen.