Kandidat Stephan Mrstik. Foto: Hans-Joachim Kling
Wünschen sich einen „Neustart“ für die Wülfrather Fußgängerzone: Grünen-Sprecher Thomas May und Bürgermeister- Kandidat Stephan Mrstik. Foto: Hans-Joachim Kling

Wülfrath. Es ist heiß im Café Meiners, von dem man nicht weiß, warum es nicht Café am Heumarkt heißt. Dann müsste nicht jeder dahinter schreiben, wo das „Meiners“ denn ist. Das hat auch Thomas May getan, als er zum Pressegespräch eingeladen hat. May ist Sprecher der Wülfrather Grünen, des Ortsverbandes. Und er möchte das „komplette Wahlprogramm der Wülfrather Grünen inkl. BM-Kandidat“ vorstellen. Und dann noch ein „außergewöhnliches Konzept für die Fußgängerzone“. Wenn das mal nicht ein bisschen viel ist für einen der heißesten Tage des Jahres. Aber das konnte May bei der Einladung ja noch nicht wissen.

Der „BM-Kandidat“ ist Stephan Mrstik, 52 und seit 2012 Fraktionsvorsitzender der Grünen im Stadtrat. Er will Bürgermeister in Wülfrath werden. Und wer sich zwischen dem Verwaltungsfachmann Rainer Ritsche und dem Ur-Wülfrather Andreas Seidler nicht entscheiden kann oder will, für den haben die Grünen Mrstik: Verwaltungsfachmann UND Wülfrather.

„Zwölf Jahre öffentliche Verwaltung als Beamter“ gibt er in seinem Flyer unter „Beruf“ an. Mrstik arbeitet im Großkunden-Vertrieb bei der Deutschen Post AG und hat nach eigenen Angaben in dieser Funktion hunderte Verwaltungen und Unternehmen beraten.

Viele Jahre hat man gedacht: Warum nur stellen Grüne eigene Bürgermeisterkandidaten auf? Das haben sie auch 2014 getan. Jörn Leunert war es damals, er erhielt 8,4 Prozent der Stimmen. (Und Claudia Panke fast 70 Prozent.)

Aber diesmal könnte es anders werden. „Fridays for Future“ und der Klimaschutz waren DAS Thema – bis Corona alles verdrängte. Die Grünen lagen in Umfragen bei 25 Prozent. Am 13. September, dem Tag der Kommunal- und Bürgermeisterwahl, wird sich zeigen, was Corona von diesem Trend übriggelassen hat.

Das Verfassen eines Wahlprogramms ist bei den Grünen Teamarbeit, das gehört zur DNA der Partei. 18 Mitglieder haben zwei Monate lang daran geschrieben, erzählt May. Bei den Grünen müsste das natürlich Mitglieder*innen heißen, so wie im Programm von Wülfrather*innen, Kandidat*innen und Akteuer*innen die Rede ist.

Klimaneutralität der Stadtverwaltung und ihrer Töchter ist eines der Ziele, das die Grünen bis 2035 erreichen möchten. Sie wollen, dass bei der Umsetzung des Radwegkonzepts sich endlich was tut. Radfahren sei dank E-Bike längst eine Ergänzung zum ÖPNV, berichtet der Radfahrer Mrstik. Aber auch die anderen Fragen der Mobilität sind grüne Kernthemen: Ladesäulen schaffen für E-Mobilität, bessere Anbindung der Bahnhöfe, gerade auch für junge Leute…

Es sprudelt aus ihnen heraus, May und Mrstik sind in ihrem Element. Wo andere abfällig über Politik sprechen, ist bei ihnen die Faszination an der Vielfalt der Aufgaben und Möglichkeiten spürbar. Etwas anpacken statt meckern: Das vereint sie mit vielen Akteuer*innen der Parteien und Wählergemeinschaften, die zur Wahl antreten.

Eigentlich möchte man allen zustimmen, allein wegen ihrer Begeisterung für die Sache. So groß sind inhaltlich die Unterschiede im kleinen Wülfrath wirklich nicht. Meistens sitzt die Politik ja eher gemeinsam in einem Boot, während die Wählerschaft mehr oder weniger oder auch gar nicht zuschaut.

Einen Unterschied streicht Stephan Mrstik aber immer wieder heraus: Wülfrath brauche keine Vergrößerung, kein Wachstum auf 22.000 Einwohner oder mehr, keine „weitere Versiegelung von Flächen“. Neuer Wohnraum solle daher durch „Verdichtung im derzeitigen Siedlungsraum“ geschaffen werden.

Im Café am Heumarkt fühlt es sich inzwischen an wie in einer Bio-Sauna. Stephan Mrstik erzählt über die Idee eines „interkommunalen Mitarbeiterkonzepts“, das in etwa so funktionieren soll wie das Ausleihen von Fußballspielern in der Bundesliga. Mit Partnern wie etwa der Stadt Wuppertal könnte Wülfrath die Probleme der Fluktuation im Rathaus angehen.

Thomas May und Stephan Mrstik haben noch viel mehr erzählt an diesem denkwürdig heißen Vormittag. (Mehr davon steht Programm der Grünen. Das gibt es Heft-Form und im Internet unter www.gruene-wuelfrath.de.) Und jetzt kommen sie erst zu ihren Ideen, wie ein „Neustart“ für die Wülfrather Fußgängerzone aussehen könnte…

Neustart für die Fußgängerzone gefordert

Die Grünen fordern einen Neustart für die Wülfrather Fußgängerzone. In der Innenstadt sollten aber nur Geschäfte angesiedelt werden, die auch für Publikumsverkehr und Belebung sorgen.

Thomas May, Sprecher des Ortsverbandes der Grünen in Wülfrath, hat gezählt. Er ist auf zwölf aktuelle Leerstände im Bereich der Fußgängerzone gekommen. Aber er kommt auch auf 13 Läden, die der Innenstadt keine Frequenz brächten. Dazu zählt er auch die Büros von CDU und Wülfrather Gruppe, die in prominenter Lage nur ein paar Stunden geöffnet hätten.

May erzählt von seiner Idee, neue Unternehmen für Leerstände durch stark reduzierte
Mietkosten zu gewinnen.

Das ist nun auch Kern eines Förderprogramms desLandes. Über einen Verfügungsfonds
können Leerstände angemietet und mit einer stark reduzierten Miete weitervermietet werden. Den Großteil der Kosten übernimmt für zwei Jahre das Land. Das soll dazu führen,
dass neue Geschäfte in die Leerstände ziehen.

Die Grünen sehen das als große Chance für einen Neustart. In der Wirtschaftsförderung der Stadt müssten jetzt alle „zwei, drei Wochen nur daran arbeiten“, meint Bürgermeister-Kandidat Stephan Mrstik, damit das Programm ein Erfolg werde.

Thomas May hofft auch eine „neue Fußgängerzone“. Und er setzt darauf, dass die Händler und Geschäftsinhaber dann „an einem Strang ziehen“, gemeinsam ihre Angebote bewerben und überhaupt gemeinsam auftreten.