Die beiden Geschäftsführer, Thomas Walkiewicz (links) und Dr. Heiko Schell ziehen eine positive Bilanz für die gemeinsame Netzgesellschaft. Foto: Westnetz

Wülfrath. Dr. Heiko Schell und Thomas Walkiewicz, die beiden Geschäftsführer der Stadtwerke Wülfrath Netz GmbH & Co. KG, haben jetzt über das Modell der Netzgesellschaft und die geplanten Maßnahmen im Strom- und Gasbereich informiert. Darüber hinaus warfen sie einen Blick auf die Entwicklung des im Januar 2021 gegründeten Unternehmens.


„Für den Erhalt, die Modernisierung und den Ausbau in den Bereichen Strom und Erdgas werden wir jährlich rund eine dreiviertel Million Euro investieren“, sagte Dr. Heiko Schell. Auch im Hinblick auf den weiter steigenden Anteil von erneuerbaren Energien und den Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge macht die Netzgesellschaft Stromleitungen und Komponenten fit für die Zukunft.

Beiden Geschäftsführern ist es wichtig, dass die operative Zusammenarbeit von Netzbetrieb und Planung in den nächsten Jahren zu Synergien für Wülfrath führt und die Versorgungssicherheit auf einem hohen Niveau sichergestellt wird. Dabei setzen sie insbesondere auf gemeinsame Planung und Umsetzung von Baumaßnahmen im Gas- und Stromnetz, wie beispielsweise an der Bergstraße.

Bereits während der Arbeiten im Gasnetz wurden im vergangenen Jahr hier Leerrohre für das Stromnetz mitverlegt. Dadurch können in diesem Jahr die Niederspannungsstromkabel erneuert werden, ohne dass weitere größere Tiefbauarbeiten notwendig sind.

Die entsprechenden Haushalte erhalten leistungsfähigere Kabel mit einer höheren Kapazität, so dass die Versorgungssicherheit erhöht wird. Zudem ist nun auch der Anschluss von E-Ladesäulen möglich. Ebenso werden in diesem Jahr die Gas- und Stromnetze am Buchenweg und an der Wilhelmstraße modernisiert.

Erneuerbare Energien und Elektromobilität im Fokus

Auch Themen wie der beschleunigte Ausbau der Ladeinfrastruktur oder der unkomplizierte Anschluss von Photovoltaik-Anlagen an das Netz stehen im Fokus der Zusammenarbeit und sollen dazu beitragen, die Energieversorgung in Wülfrath umweltfreundlich und zukunftsfähig zu gestalten.

Bis 2020 waren in Wülfrath 158 dezentrale Erzeugungsanlagen mit einer installierten Leistung von rund 2.000 Kilowatt am Netz, davon 156 Photovoltaikanalgen und zwei Biomasseanlagen. Zusammen speisen sie rund 3,5 Millionen Kilowattstunden Strom ins Netz ein, Tendenz steigend, wie die Einbindung einer weiteren großen Photovoltaikanlage-Anlage im Bereich Löckerheide zeigt. Die Anlage macht mit 370 kWp rund 15 Prozent der Solareinspeiseleistung von Wülfrath aus. Mit ihrer Einspeiseleistung könnte sie beispielsweise, bei voller Auslastung, das Wohngebiet Löckerheide vollständig mit Strom versorgen. Damit die Leistung ins Netz eingespeist werden kann, nahm die Netzgesellschaft Anfang April eine neue Mittelspannungsstation in Betrieb.

Elektromobilität

Die Elektromobilität etabliert sich auch in Wülfrath mit derzeit acht rein elektrischen und 70 Hybridfahrzeugen. „Die Netzgesellschaft hat sich auf die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden eingestellt und der Ausbau der Elektromobilität erfolgt im Gleichklang mit deren Ansprüchen“, erläuterte Thomas Walkiewicz, Mitgeschäftsführer der Netzgesellschaft und Leiter der Westnetz-Regionalzentren Neuss und Ruhr. Kundenorientierte und individuelle Lösungen konnte die Netzgesellschaft in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Wülfrath in diesem Jahr zum Beispiel bei der Anbindung von einzelnen Ladeeinrichtungen auf gemeinsam genutzten Garagenhöfen erzielen.

Freileitung durch Kabel ersetzt

In diesem Jahr beginnt die Netzgesellschaft mit der Verlegung eines Erdkabels und dem Rückbau eines Teilstückes der Freileitung im Bereich „Rützkausener Straße“ K32 / Rohdenhaus Richtung Velbert. Dabei bauen die Monteure 330 Meter der 1.000 Volt-Freileitung und acht Masten ab, die zur Zeit durch ein Waldstück verlaufen. Durch die Verlegung eines 180 Meter langen Erdkabels wird die Versorgung eines Funkmastes weiterhin sichergestellt.

Versorgungssicherheit im Gas weiter ausbauen

Im Gasbereich stehen in 2021 Baumaßnahmen an Mitteldrucktrassen im Bereich der Wilhelmstraße im Mittelpunkt der Aktivitäten. Der im genannten Bereich sowie der weitere Ausbau der Trasse bis Höhe Tönisheider Straße in den kommenden Jahren führen zu einem Ringschluss und tragen damit dazu bei, die Versorgungssicherheit im Gas weiter zu erhöhen.

Effektiv und effizient sein: Das will die Netzgesellschaft in Zukunft auch mit gemeinsamen Ausschreibungen, der gemeinsamen Ausbildung des Personals, der Optimierung eines Standortkonzeptes zur Lagerung von Material sowie dem Einsatz von Großgeräten wie Steigern.

Daten, Zahlen und Fakten der Netzgesellschaft

Die gemeinsame Netzgesellschaft der Stadtwerke Wülfrath GmbH und der Westnetz GmbH verantwortet Planung, Bau, Instandhaltung und Betrieb der Energieverteilnetze in Wülfrath. In der Stadtwerke Wülfrath Netz GmbH & Co. KG bündeln beide Gesellschaften ihre Kompetenzen, um eine effiziente und sichere Strom- und Gasverteilung zu gewährleisten.

Das betriebene Stromnetz misst rund 360 km mit ca. 20 km Freileitung. Eine Umspannanlage und 169 Ortsnetzstationen sorgen für die sichere Stromversorgung. Das Erdgasnetz hat eine Länge von rund 153 km und sechs Gasdruckregelanlagen sorgen dafür, dass das Erdgas mit dem richtigen Druck bei den Kunden ankommt.

Etwa 10.500 Haushalte werden von der Netzgesellschaft mit Erdgas und Strom versorgt. Die Stadtwerke Wülfrath sind mit 64 Prozent an der neuen Netzgesellschaft beteiligt, bleiben aber selbst zu 100 Prozent im Besitz der Stadt Wülfrath.

Der Verteilnetzbetreiber Westnetz ist mit 36 Prozent an der Netzgesellschaft beteiligt und übernimmt den Betrieb, die Instandhaltung und den Ausbau der Stromnetze in Wülfrath.