
Wülfrath. Nach der Tafel für Niederberg sind nun auch die Stadtlotsen von der Kulturkirche in der Ellenbeek umgezogen in das Gemeindehaus Am Pütt in der Wülfrather Innenstadt.
Hinter dem Begriff Stadtlotsen Wülfrath verbergen sich Menschen, die Geflüchteten helfen. Zehn Frauen und Männer, die das ehrenamtlich tun, ohne Entgelt. Sie wollen dazu beitragen, dass Geflüchtete aus den verschiedensten Teilen der Welt sich in Wülfrath zurechtfinden. Manchmal entstehen aus der Hilfe auch Freundschaften.
Olaf Schmidt beispielsweise ist seit 2015 als Lotse dabei. „Man bekommt ganz viel zurück“, erzählt er. Noch heute hat Olaf Schmidt Kontakt zu ehemaligen Schülerinnen und Schülern. „Wenn jemand eine Prüfung bestanden hat, ist er ganz glücklich“, erzählt Petra Weskott. „Und wir sind es auch.“
Die Sprachprüfungen der verschiedensten Stufen werden bei Bildungsinstituten wie beispielsweise der Volkshochschule abgelegt. Aber bis dahin ist es oftmals ein langer Weg. Und auf diesem Weg sind die Lotsen an der Seite der Geflüchteten.
Die Stadtlotsen und -lotsinnen versuchen, jeweils einen Mann oder eine Frau zu betreuen. Auch Kindern sind dabei. In Wirklichkeit sind es dann aber eher zwei, drei oder mehr Personen, die auf einen Lotsen, eine Lotsin kommen.
“Es kann auch sein, dass die Arbeit mit der Alphabetisierung anfängt”, erzählt Petra Weskott. Denn es gibt kommen auch Menschen, die gar nicht lesen oder schreiben können. Bei den Stadtlotsen machen die meisten die ersten Schritte in der deutschen Sprache. Die Runde unterhält sich, am Montag erzählen die Schüler, was sie so am Wochenende gemacht haben. Praxisnahes Sprechen, kein klassischer Unterricht.
Ein „niederschwelliges Sprachangebot“ ist das, was die Stadtlotsen anbieten, erklärt Sara Fischer. Sie arbeitet bei der Bergischen Diakonie und koordiniert das Engagement der Lotsinnen und Lotsen. Leichter ist alles nicht geworden, nachdem die staatliche Unterstützung von gerade mal 1.500 Euro im Jahr im vergangenen Jahr weggefallen ist.
Dabei arbeiten die Schüler und Schülerinnen mit Materialien, die sie ausfüllen müssen. Wiederverwendung ausgeschlossen.
Warum machen Menschen so etwas? Fremden helfen, mit denen sie zuvor gar nichts zu tun hatten? Und das über Jahre? Es sind die Erfolgsgeschichten dieser Geflüchteten, ihre Dankbarkeit, ihre Glückgefühle, die anstecken, erzählen die Stadtlotsen.
Helfen kann jeder (oder jede), der (oder die) die deutsche Sprache beherrscht und Offenheit für die Aufgabe mitbringt. Wer Interesse hat, kann einfach montags oder mittwochs zu den Treffen kommen. Auch für potenzielle Stadtlotsen ist das Angebot niederschwellig.
Und wie finden die Geflüchteten den Weg zu der Hilfe? Zum einen über einen Aushang bei der Tafel, zum anderen über Mund-zu-Mund-Propaganda, denn den Text in der Zeitung können die Betroffenen natürlich nicht lesen. Sie sind darauf angewiesen, dass andere ihnen von diesem Angebot erzählen.
Die Treffen finden montags von 15.30 bis 17 Uhr und mittwochs von 14.30 bis 16 Uhr statt. Neuerdings im Gemeindehaus Am Pütt.

