Über den Flughafen nach Paris und Florida in 5 minuten, Der Minidomm hatte es möglich gemact, Bild: Karl-Heinz Besting
Über den Flughafen nach Paris und Florida in 5 minuten, Der Minidomm hatte es möglich gemact, Bild: Karl-Heinz Besting

Ratingen. Es war eine Zeit, in der man an einem Nachmittag vom Brandenburger Tor nach Neuschwanstein spazieren konnte – ohne Zugticket, ohne Grenzen. Die Freizeitanlage Minidomm in Ratingen-Breitscheid machte’s möglich.


Ab 1967 standen dort auf einem weitläufigen Gelände rund um das Autokino dutzende berühmte Bauwerke Europas im Maßstab 1:25. Familien ließen sich vor dem „kleinen“ Holstentor fotografieren, Kinder suchten mit Lineal und Augenmaß „ihr“ Lieblingsschloss, und wer abends blieb, fuhr nicht selten direkt nebenan ins Autokino. Für das Rhein-Ruhr-Gebiet war Minidomm ein Sonntagsklassiker – ein Ausflug, der Bildung, Staunen und Pommes in einer Jackentasche vereinte. 1992 war Schluss; die Modelle wurden versteigert, das Areal später gewerblich genutzt. Geblieben ist die Erinnerung an einen Park, der die große Welt greifbar klein machte.

Minidomm war kein Einzelgänger. Schon früher und bis heute gibt es in Deutschland mehrere Miniaturen-Parks, die denselben Zauber versprühen – sachlich, anschaulich, kindgerecht und doch für Erwachsene nicht minder faszinierend:

  • Klein-Erzgebirge, Oederan (Sachsen) – der älteste deutsche Miniaturenpark (seit 1933). Hunderte Gebäude und Brücken aus dem Erzgebirge, liebevoll aus Holz gefertigt, eingebettet in eine Parklandschaft.
  • Miniwelt Lichtenstein (Sachsen) – Weltarchitektur im Grünen: von der Freiheitsstatue bis zur Oper von Sydney, ebenfalls überwiegend im Maßstab 1:25.
  • Kleiner Harz – Bürger- & Miniaturenpark Wernigerode (Sachsen-Anhalt) – eine Harz-Rundreise im Hosentaschenformat mit Brockenhotel, Rathaussilhouette und Fachwerkperlen.
  • Miniland Mecklenburg-Vorpommern (bei Rostock) – das Bundesland in Miniatur, mit markanten Backsteingotik-Ensembles und Küstenmotiven.

Wer indoor die volle Dosis Miniaturwelt sucht, findet in Deutschland einen Publikumsmagneten, der den Geist von „Welt im Kleinen“ in die Gegenwart geholt hat: das Miniatur Wunderland Hamburg. Es ist keine Freiluft-Modellbaulandschaft wie Minidomm, sondern eine gigantische, detailverliebte Modellbahn- und Stadtwelt auf mehreren Etagen – mit eigenem „Flughafen“, Tag-Nacht-Simulation, fahrenden Zügen und Schiffen. Perfekt, wenn das Wetter nicht mitspielt und man trotzdem große Augen riskieren möchte.

Auch jenseits der Grenze lebt die Idee fort: Madurodam in Den Haag (NL) zeigt die Niederlande en miniature – von Grachten bis zum Parlamentsgebäude – und ist von Ratingen aus gut als Tagesausflug erreichbar.

Warum bleiben solche Orte im Gedächtnis? Weil sie Orientierung stiften. Man sieht auf einen Blick, wie Städte und Landschaften zusammenhängen. Kinder lernen spielerisch Architektur und Geografie kennen; Erwachsene entdecken Details, die am Original schnell vorbeihuschen. Und immer schwingt diese stille Freude mit, dass das Große auch klein sein darf – erfassbar, erklärbar, zum Greifen nah.

Wer also heute der Minidomm-Nostalgie nachspüren möchte, hat mehrere Wege: ein Familienwochenende in Hamburgs Miniatur Wunderland; eine Sommerfahrt ins Klein-Erzgebirge, zur Miniwelt Lichtenstein oder in den Kleinen Harz; oder – für den internationalen Blick – ein Abstecher nach Madurodam. Die Welt ist nicht mehr so klein wie damals in Breitscheid. Aber an ein paar besonderen Orten fühlt sie sich noch genauso an.