Stadtwerke-Geschäftsführer Kai-Uwe Dettmann und Markus Fandler, verantwortlich für Netze und Anlagen der Werke, haben durch den historischen Wasserturm an der Steeger Straße geführt. Foto: Mathias Kehren
Stadtwerke-Geschäftsführer Kai-Uwe Dettmann und Markus Fandler, verantwortlich für Netze und Anlagen der Werke, haben durch den historischen Wasserturm an der Steeger Straße geführt. Foto: Mathias Kehren

Velbert. Er ist 40 Meter hoch und gehört zu den Wahrzeichen der Stadt Velbert. Er ist von weit her zu sehen – schwierig hingegen von nahem, weil hohe Häuser ihn verbergen. Die Rede ist vom Alten Wasserturm an der Steeger Straße in Velbert. Anlässlich des Weltwassertags (22. März) haben die Stadtwerke den Turm einmal in den Fokus gerückt, der einst für stabilen Wasserdruck im Netz sorgte und heute unter Denkmalschutz steht. Seit Jahren schon suchen die Werke einen Käufer, der eine Idee für die weitere Nutzung des Industriedenkmals hat.

Die Führung für die örtlichen Medienvertreter beginnt im Keller, wo ein gewaltiges Rohr von der Decke nach unten und in einem rechten Winkel durch die Wand führt. Kurz vor dem Austritt ist es unterbrochen. Hier war einst der Anschluss an das örtliche Wassernetz, erfahren wir von Markus Fandler, der uns heute durch den Turm führt. Das Funktionsprinzip eines solchen Wasserturms ist einfach und findet heute noch im Wasserhochhaus an der Heidestraße genauso Anwendung, erklärt Fandler. Der riesige Wasserspeicher ist an das Netz angeschlossen und kann Druckschwankungen ausgleichen, in dem sich der Füllstand senkt oder hebt. Keine weitere Technik ist dafür notwendig.

Dadurch ergebe sich eine „traumhaft gerade Linie“ im Druckverlauf, schwärmt Fandler, der für die Anlagen und Netze des Versorgers zuständig ist. Der Speicher könne überdies für ein paar Stunden die Wasserversorgung übernehmen, falls Arbeiten am Rohrnetz dies erforderten. Diese Funktionalität gehört bei dem im Jahre 1904 erbauten Turm allerdings schon seit 13 Jahren der Vergangenheit an. Ein Grund dafür ist das Wasserturmhochhaus an der Heidestraße mit einem rund dreifach größeren Speicher und ähnlicher Funktion. Ein anderer die Kosten für die Unterhaltung, die die Werke im Jahre 2010 zur Aufgabe des historischen Speichers bewegten.

Seit dem Jahr 2019 wird ein Käufer gesucht, der dem Wahrzeichen Velberts neues Leben einhauchen könnte. Aufgrund der außergewöhnlichen Form und der Denkmalauflagen, dürften hierfür gewöhnliche Konzepte ausscheiden. Eine gehörige Portion Idealismus gehöre sicher dazu, so Fandler, aus dem Alten Wasserturm etwas Neues zu machen.

Kreative Ideen sind also gefragt, um eine Nachnutzung möglich zu machen. Beispiele, wo ein vergleichbares Unterfangen geglückt ist, gibt es schon: Etwa in Mühlheim, wo das Aquarius Wassermuseum Besucher und sogar Heiratswillige anlockt, oder den Gasbehälter in Wuppertal-Heckinghausen, wo beeindruckende 360-Grad-Filme gezeigt werden.

Vor dem Hintergrund einer Idee zur Weiternutzung geht unsere Führung weiter. „Gas und Wasseranschluss sind schon da“, scherzt Fandler noch, bevor wir den Keller über die schmale Wendeltreppe verlassen. Stockwerk um Stockwerk geht es nach oben und überall bietet sich ein ähnliches Bild: Auf jeder Etage sind die Räume um die Treppe im Rund angeordnet. Wozu die Räume einmal gedient haben, weiß man nicht so genau. Zuletzt waren die Amateurfunker hier heimisch, bevor sie wegen der Verkaufsambitionen den Turm verlassen mussten.

Auf der letzten von drei Etagen ist die Decke über sechs Meter hoch und bietet so ein beeindruckendes Raumgefühl in dem durch viele Fenster beleuchteten Rund. Ein Stockwerk höher ist dann das Herzstück des Turms erreicht. Die Unterseite des 900 Kubikmeter-Behälters ist in grau eher nüchtern gehalten. Dicke aneinander genietete Stahlplatten lassen die Mächtigkeit der Konstruktion erahnen.

Unbeirrt führt die stählerne Wendeltreppe mittig durch den Wasserbehälter weiter nach oben. Nach ein paar Höhenmeter gelangt man auf den Behälterdeckel, wo eine schmale Luke Einblick ins Innere gewährt. Von hier wurden zu Betriebszeiten regelmäßig Wartungsarbeiten durchgeführt, berichtet Markus Fandler. Viel zu tun habe es aber nie gegeben, weiß der Ingenieur. Denn die Behälterbeschichtung verändere sich quasi nicht und das Wasser sei so sauber, dass sich auch keine Ablagerungen bildeten.

Vom Behälterdeckel geht es nochmal etliche Stiegen bergan bis an die Turmspitze, wo man durch eine Öffnung auf die Brüstung gelangt. Von hier aus bietet sich das vielleicht größte Potential des Industriedenkmals: Ein atemberaubender Blick über die Stadt. Interessantes Detail an dieser Stelle: Das Wasserhochhaus, einst Pendant und heute Nachfolger des Wasserturms, scheint von hier aus fast zum Greifen nah.