Angerbad, von Aussen betrachtet gar nicht so schlecht, Bild: Alexander Heinz
Angerbad, von Aussen betrachtet gar nicht so schlecht, Bild: Alexander Heinz

Ratingen | Seit 2019 arbeiten die Stadtwerke Ratingen GmbH gemeinsam mit der Stadt Ratingen intensiv an den Planungen zur Zukunft des Hallenbades Angerbad in Ratingen-Mitte. Ursprünglich stand eine Erweiterung mit Freizeit- und Wellnessangeboten im Vordergrund – das Ziel war, zusätzliche Wasserkapazitäten zu schaffen und das Badangebot u. a. um Gesundheits- und Fitnesselemente zu ergänzen.
Doch im Laufe der Untersuchungen zeigte sich: Das Hallenbad, errichtet 1971, leidet unter erheblichen technischen und baulichen Mängeln. Eine rein energetische Sanierung war mittelfristig nicht tragbar.
Im Jahr 2024 fiel daher im Rat der Stadt Ratingen der Beschluss, keine Erweiterung des bestehenden Gebäudes mehr zu verfolgen, sondern einen Ersatzneubau – ein sogenanntes „Sport- und Wohlfühl-Hallenbad“.
Dieser Neubau soll nicht nur die bestehenden Kapazitäten ersetzen, sondern gezielt erweitert werden – mit besseren Sportbeckenflächen (z. B. Vereins- und Schulbedarf) und begleitenden Wellness-/Freizeitelementen für die Öffentlichkeit.
Die Planungsschritte sehen folgendermaßen aus:


  • 2024: Entscheidung für die Variante Ersatzneubau, Einleitung des Bebauungsplanverfahrens sowie Vorbereitung eines Architekten-Auswahlverfahrens.
  • 2025: Start des EU-weiten Ausschreibungsverfahrens für das Planungs-/Architekturbüro, genehmigter steuerlicher Querverbund (für die Finanzierung) durch das Finanzamt, Veröffentlichung des Verfahrens zur Architekturauswahl im Herbst.
  • Bürgerbeteiligung ist vorgesehen: Bereits im Jahr 2023 war ein Verfahren mit frühzeitiger Information geplant.

Darüber hinaus wurde bei der Standortwahl schon früh klar, dass ein Neubau am jetzigen Ort Hauser Ring erhebliche Nachteile bedeuten würde (langsamer Wiederbetrieb nach Abriss, langfristige Schließung während Bauphase). Daher wurden alternative Flächen geprüft – z. B. im Außenbereich der Liegewiese, nahe der Anger u. a. – bis eine geeignete Fläche gefunden wurde.

Warum jetzt handeln?

Die Gründe sind vielfältig: Die Kapazitäten sind begrenzt, Schulen und Vereine benötigen dringend mehr Wasserflächen. Informationen zeigen, dass sowohl Sport- als auch Freizeitbedarfe im Schwimmbad stark zugenommen haben – ganz abgesehen von energie- und unterhaltstechnischen Kostensteigerungen.
Auch Einnahmeseitige Herausforderungen (z. B. gestiegene Energiekosten) verschärfen die Situation.
Die Entscheidung für einen Ersatzneubau statt einer Erweiterung war also nicht nur ein Wunsch, sondern eine nahezu zwingende Konsequenz, um auf Dauer attraktive, sichere und moderne Bade- und Sportanlagen bereitzustellen.

Lehre aus Heiligenhaus – das Beispiel Heljensbad

Ein Blick auf das nahegelegene Heljensbad in Heiligenhaus zeigt, wie sehr Schwimmbad-Projekte in der Praxis unter Druck geraten können. Die Heljensbad wurde für einen Neubau bzw. umfassende Modernisierung vorgesehen: Abriss des bestehenden Hallen- sowie Neubau eines Hallen- und Freibades. Fördermittel in Höhe von über 30 Mio. Euro waren bewilligt.
Doch im Oktober 2025 wurde öffentlich: Der bislang veranschlagte Kostenrahmen von rund 36 Mio. Euro kann nicht eingehalten werden. Das Freibad soll – im Entwurf – deutlich kleiner werden, was in der Bevölkerung für Unmut sorgte.
Kritik gibt es vor allem an der Kommunikation: Bürger*innen fühlten sich nicht ausreichend informiert oder eingebunden. Aus dieser Situation lässt sich lernen: Ohne solide Planung, transparente Kommunikation und frühzeitige Einbindung der Öffentlichkeit kann ein Schwimmbadprojekt schnell in politische und gesellschaftliche Problemlagen geraten.

Warum Beteiligung in Ratingen so wichtig ist

Vor diesem Hintergrund ist klar: Für Ratingen steht viel auf dem Spiel – sowohl die zukünftige Sport- und Freizeitinfrastruktur als auch die Akzeptanz in der Bevölkerung. Damit Zustände wie im Heljensbad-Projekt möglichst nicht eintreten (unexpected Kostensteigerungen, Unmut, mangelndes Vertrauen) ist eine breite Bürgerbeteiligung dringend geboten.
Die Stadtwerke und die Stadt dürfen hier nicht allein planen und entscheiden. Vielmehr gilt: Die Bürgerinnen und Bürger – als Nutzer*innen von Bad, Sauna, Schwimmkursen, Vereins- und Schulsport – sollen frühzeitig mitnehmen, gehört und eingebunden werden.
Denn: Ein modernes Bad ist mehr als Beton und Wasserfläche – es ist Teil des städtischen Lebens, der Gesundheits-, Sport- und Frei-Zeitkultur. Ihre Wünsche, Ideen und Anmerkungen zählen.

Aktueller Stand & Ausblick

Im Herbst 2025 ist das Vergabeverfahren für die Auswahl des Architekturbüros in Vorbereitung. Auch die finanzielle Grundlage (Querverbund) ist geschaffen. Zeitnah wird voraussichtlich die öffentliche Ausschreibung veröffentlicht und anschließend die Konzepte bewertet – mit Beteiligung einer Jury, die ausdrücklich auch Anwohnerinnen und Anwohner mit einbezieht.
Parallel sollen Gutachten, Bebauungsplanverfahren und Gestaltungsvorgaben weitergeführt werden. Sobald erste Entwürfe vorliegen, ist eine öffentlichkeitswirksame Präsentation gemeinsam mit Bürger*innen-Werkstätten zu erwarten.
Somit ergibt sich folgende Zeitlinie:

  • Herbst 2025: Ausschreibung Architekturbüro veröffentlicht
  • Frühjahr 2026: Bewertung der eingereichten Konzepte durch die Jury
  • 2026/2027: Planung/Entwurf → anschließend Bauvorbereitung
  • Baubeginn und Vollbetrieb: Noch nicht fixiert, hängt vom Ausgang der Ausschreibung und Genehmigungen ab

Ratingen steht vor einer großen Chance: Mit dem Ersatzneubau des Angerbades kann eine moderne, attraktive Sport- und Freizeitstätte für alle Generationen entstehen – mit verbesserten Wasserflächen, Kursangeboten, Wellness und Sportflächen. Die Planungen zeigen, dass die Stadtwerke die Rahmenbedingungen geschaffen haben: Auswahlverfahren, Finanzierung, Standortwahl.
Dennoch bleibt entscheidend: Die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger. Nur gemeinsam kann verhindert werden, dass am Ende ein hochmoderner Plan entsteht, der mangels Akzeptanz oder Kommunikation in Schwierigkeiten gerät – wie beim Heljensbad in Heiligenhaus. Beteiligung heißt: Anregungen einbringen, Fragen stellen, Wünsche äußern – und so das Bad mitgestalten, das Sie und Ihre Familie nutzen werden.
Es ist an der Zeit, dass die Menschen in Ratingen-Mitte ihre Stimme erheben – damit das zukünftige Hallenbad nicht nur technisch und wirtschaftlich überzeugt, sondern auch gesellschaftlich verankert ist.