Zum Gedenken bildeten die Ratinger eine Menschenkette. Foto: Alexander Heinz
Zum Gedenken bildeten die Ratinger eine Menschenkette. Foto: Alexander Heinz

Ratingen. Vor 80 Jahren ist Ratingen während des Zweiten Weltkriegs bombardiert worden. Mit einer Aktion in und um die Stadtkirchen haben die Menschen am Freitag an die Geschehnisse erinnert. 


Der 22. März 1945 begann für die Bürger Ratingens wie ein ganz normaler Tag im Krieg. Artilleriefeuer das in der Stadt nicht nur hörbar und spürbar war, gehörte zum Alltag. Auch die Angst das es einen selbst treffen könnte, war Alltag. Sirenen die vor Luftangriffen der Alliierten warnten gehörten genau so zum Alltag. Die Hoffnung, es möge einen selbst nicht treffen war Alltag. Furcht war der Begleiter der Menschen. Doch dieser Tag war kein Tag wie alle anderen, es war kein Alltag. Es war der Tag an dem eine in ihren Ausmaßen bisher nicht für möglich gehaltene Bombardierung die Stadt treffen würde.

Hans Müsgens, passionierter Historiker und Zeitzeuge des Angriffs auf Ratingen vor 80 Jahren, schildert anlässlich des Gedenkens an die Opfer in der evangelischen Stadtkirche am 21. März, was an jenem Schicksalstag im Jahr 1945 geschah. Der junge Hans Müsgens befand sich an diesem Tag bei bestem Wetter vor seinem Wohnhaus und spielte in der Sonne, als die Sirenen – wie so oft in diesen Zeiten – ihr warnendes Geheul erschallen ließen. Seine Mutter eilte herbei, Angst in der Stimme, die Kinder rufend. Hans Müsgens konnte die anfliegende Formation des totbringenden Geschwaders bereits sehen, als die Mutter ihn in den Keller befahl. In den Armen seiner Mutter in der Dunkelheit des Kellers er- und überlebte er den Angriff. Nicht so 118 Menschen in der Stadt, die ihr Leben ließen. Weitere 213 wurden verletzt und circa  3.000 verloren ihr Zuhause. 800 Spreng- und 47.000 Brandbomben fielen auf Ratingen.

Um an diesen Tag zu erinnern, hatten sich am Freitag Abend circa 260 Menschen in der Stadtkirche versammelt und lauschten ergriffen den Worten des Zeitzeugen. Schüler des Carl Friedrich von Weizsäcker-Gymnasiums begannen im Anschluss an die Schilderung mit der Verlesung der Namen der an diesem Tag getöteten. Die Schüler hatten recherchiert und sich Gedanken darüber gemacht, wie der Tag, der nun Toten begonnen hatte und welche Gedanken wohl an diesem Morgen in ihren Köpfen gewesen sein mochten. Mit der Verlesung der Namen teilten die Schüler diese Gedanken an dem Ort, an dem 80 Jahre zuvor die Leichen der Getöteten aufgebahrt worden waren.

Unter dem Eindruck des Gehörten bildeten dann die teilnehmenden Menschen, sich an den Händen haltend eine Menschenkette bis zur Kirche St. Peter und Paul. Der Erinnerung folgend, die Verbindung haltend fand dort dann die Veranstaltung ihren Abschluss in der Versöhnung. Die Versöhnung als kraftvolles Symbol das keiner Worte bedarf. Zu den harmonischen Orgelklängen, unterstützt durch den Klang der Klarinette von Bernd Bolsinger, wurde dessen Bedeutung pantomimisch durch Schülerinnen interpretiert.

Zum Abschluss der Gedenkveranstaltung wurden dann vor der Kirche noch Gedanken, Erfahrungen und Eindrücke ausgetauscht bevor wieder ein jeder seinen eigenen Weg ging. Viele von ihnen wird der Weg aber früher oder später auch zum Medienzentrum der Stadt Ratingen, Peter-Brüning-Platz 3, führen, am Samstag ab 11 Uhr die bebilderte Ausstellung zum Gedenken an den Angriff zu sehen ist.