Architekt Christian Kohl, Vinci-Geschäftsführer Bernard Jean, Shamail Arshad, Vorsitzender des Betriebsausschusses KVBV, Dr. Linda Frenzel, Leiterin der KVBV, Stadtbücherei-Leitung Ulrike Motte, Bürgermeister Dirk Lukrafka, und Baudezernent Jörg Ostermann vor dem Modell des künftigen Bürgerforums. Foto: Stadt Velbert
Architekt Christian Kohl, Vinci-Geschäftsführer Bernard Jean, Shamail Arshad, Vorsitzender des Betriebsausschusses KVBV, Dr. Linda Frenzel, Leiterin der KVBV, Stadtbücherei-Leitung Ulrike Motte, Bürgermeister Dirk Lukrafka, und Baudezernent Jörg Ostermann vor dem Modell des künftigen Bürgerforums. Foto: Stadt Velbert

Velbert. Die Stadt Velbert hat der Vinci Facilities Solutions GmbH den Zuschlag für die Renovierung, Erweiterung und Aufstockung des Bürgerforum Niederberg sowie den langfristigen Betrieb erteilt.

Nach der Präsentation der architektonischen und pädagogischen Konzeption des ÖPP-Projektes (Öffentlich-Private-Partnerschafts-Projekt) hat der Stadtrat am 26. Mai dem Umbau des Forum Niederberg in das Bürgerforum Niederberg mit großer Mehrheit zugestimmt. Die Vinci Facilities Solutions GmbH (VFS) erhielt am Dienstag, 2. Juni, den Zuschlag für die Umbaumaßnahmen und unterzeichnete den Vertrag mit dem Kultur- und Veranstaltungsbetrieb Velbert (KVBV).

Die konkrete Planung des Bürgerforum Niederberg

Die Pläne für das Bürgerforum sehen ein lichtdurchflutetes, modernes Gebäude vor, das für den Besuch von mehreren tausend Besuchern am Tag geeignet ist. Ziel ist es, die herausragende Architektur des Forum Niederberg zu erhalten und dennoch die modernen, neuen Nutzungsbedarfe abzubilden.

Der zentrale Eingang wird am Europaplatz bleiben, wird aber durch eine vorgezogene Glasfront architektonisch und funktional aufgewertet. Das Bürgerforum erhält an dieser Stelle zudem einen modernen verglasten Erschließungsturm mit Treppenhaus und Fahrstuhl.

Farbiger Fliesenschmuck, betonierte Fassadenkonstruktionen, Kunst am Bau und Mosaikflächen bleiben im Foyer erhalten. Als Schmuckstück des Hauses soll es durch die neue Nutzung wieder mit Leben gefüllt werden. Hier kann eine offene Probe der Musik- und Kunstschule stattfinden und parallel ein Informationsstand der Bibliothek errichtet werden, der die Möglichkeiten einer wenige Meter entfernt liegenden Offenen Werkstatt (sogenannter Maker-Space) offeriert. Hier kann genäht, gebastelt, gewerkelt und digital gearbeitet werden.

Die Bibliothek ist technisch modern und innovativ ausgestattet. Geplante Sichtachsen erleichtern nicht nur eine gute Orientierung im Raum, sondern Gäste finden dort gemütliche Rückzugsorte, aber auch funktionale Lernorte. Insbesondere junge Gäste, die zu Hause keine Lernorte finden, können hier arbeiten. Familien haben Spiel- und Leseflächen und Raum zur Interaktion mit anderen Kindern. Im Erdgeschoss sind neben den bekannten Nutzungen der Mehrzweckräume und des Theatersaals ein Café und die Lehrküche angeordnet.

Zentrale Anlaufstelle im Obergeschoss bildet das Familienbüro. Neben diversen bewegungsfördernden Aktivitäten soll hier in einer vertrauensvollen und herzlichen Umgebung eine Anlaufstelle zum Austausch entstehen. Die Angebote sind abgestimmt mit denen der Volkshochschule, sodass reges Treiben im Bewegungsraum zu erwarten ist. Kurse der Volkshochschule werden zukünftig in modernen, mit Monitoren und Webtools ausgestatteten Räumen im zweiten Obergeschoss stattfinden.

Akteure sind zufrieden mit dem Ergebnis jahrelanger Arbeit

Bürgermeister Dirk Lukrafka: „Ich freue mich über die große Zustimmung des Stadtrates. Es ist das Bildungsprojekt für ganz Velbert mit viel Rückhalt in der Bevölkerung und in den Fraktionen. Die Arbeiten der letzten Jahre haben sich gelohnt. Ich danke ausdrücklich dem Land NRW und der Bezirksregierung Düsseldorf, die die Stadt Velbert im Zuge der Projektentwicklung fortlaufend unterstützt haben.“

Bernard Jean, Vinci-Geschäftsführer sagte: „Dieses ist das 18. ÖPP-Projekt, das wir seit 2004 realisieren werden. Ich freue mich für die VFS auf die kommenden 27 Jahre Zusammenarbeit und versichere bereits heute, dass wir alles daransetzen werden, dass es ein erfolgreiches Projekt für beide Seiten sein wird.“

Der Planungs- und Immobiliendezernent Jörg Ostermann hob die herausragende Architektur des Forum Niederberg hervor, die bei der Umgestaltung erhalten und ergänzt wird.

Christian Kohl, der für das Projekt verantwortliche Architekt, lobte die Stadt Velbert und fügte ergänzend hinzu, dass die Stadt Velbert mit dem Erhalt des Gebäudes den mit Abstand größten Beitrag zu einem nachhaltigen und Ressourcen schonenden Umgang mit der gebauten Stadt geleistet habe. Unsere Städte leben zwar durch den ständigen Wandel, der in ihnen vollzogen wird, sie schaffen aber den großen Mehrwert von Vertrautheit und Zugehörigkeit durch das Annehmen der Geschichte und so auch der Geschichte der Gebäude.

Für die Hausherrin Dr. Linda Frenzel, Leiterin des KVBV ist das Gebäude wegen der baulichen Besonderheit ein Juwel. Sie freue sich bereits heute auf die zahlreichen Kulturveranstaltungen auf der Bühne des großen Theatersaals und das kulturelle Leben im Haus.

Ulrike Motte, Leiterin der Stadtbücherei, ist gespannt, wie die Architekten auf den zukünftig drei Bibliotheksetagen die zielgruppenorientierte Bibliothekskonzeption mit viel Aufenthaltsqualität und Technik für die Bürger umsetzen werden.

Mit dem Bürgerforum Niederberg entstehe ein Ort der Möglichkeit für ein lebenslanges Lernen, so der Vorsitzende des Betriebsausschusses des KVBV, Shamail Arshad.

Alle, die am Projekt bisher schon mitgewirkt haben, seien sich einig, dass das Bürgerforum in der dargelegten Form zukunftsfähig sei und entsprechend des Integrierten Handlungskonzeptes zur Aktivierung der Innenstadt sowie zur Attraktivität des Besuchs des Bürgerforum Niederberg beitragen wird, so der Bürgermeister abschließend.

Vinci Facilities Solutions GmbH (VFS)

Die VFS verfügt nach eigenen Angaben im Bereich sogenannter ÖPP-Projekte, gemeint ist eine Öffentlich-Private-Partnerschaft, über langjährige und weitreichende Erfahrungen. Beim aktuellen ÖPP-Projekt „Bürgerforum Niederberg“ unterstützt die VFS die Stadt Velbert als privater Partner zunächst bei den anstehenden Baumaßnahmen, anschließend beim langfristigen Betrieb der Liegenschaft. Die VFS ist Teil von Vinci Energies Deutschland – Facilities, die rund 1.500 Beschäftigten an über 70 Standorten beschäftigt.

Das Forum Niederberg ging 1982 in Betrieb

Das Forum Niederberg ist im Jahr 1982 als Kulturzentrum und Theater in Betrieb genommen worden. Die planerischen Ursprünge des Forums gehen zurück auf einen im Jahr 1972 von der Stadt Velbert ausgeschriebenen Architektenwettbewerb. 1976 erhielt die Architektengemeinschaft Behrendt / von Chamier-Gliszinski den Planungsauftrag für das 41.000.000 DM teure Projekt. Baubeginn war 1979.

Weiterentwicklung zum Bürgerforum Niederberg

Nach 35-jähriger Nutzungszeit zeigte sich, dass die inhaltliche Ausrichtung des Forum Niederberg nicht mehr den gewandelten gesellschaftlichen Anforderungen und den konkreten örtlichen Bedarfen genügte. Zudem konnte das Forum auf Grund bautechnischer Defizite und eines erheblichen Modernisierungsbedarfs sowie gestiegener Anforderungen an den Brandschutz nicht mehr uneingeschränkt betrieben werden.

Mit Beauftragung eines externen Büros und unter Einbindung von Politik und Bürgerschaft wurde das Ziel in den Blick genommen, die Weiterentwicklung des bestehenden Forums zu einem Bildungs-, Veranstaltungs- und Begegnungszentrum als zusätzliches Freizeitangebot für die Bürgerschaft in einem multikulturellen Umfeld zu erreichen mit Angeboten für Menschen verschiedener Herkunft, Altersstrukturen und sozialen Lagen. Damit soll das Forum zur Verbesserung des öffentlichen Raums und Wohnumfelds sowie zur Reaktivierung der Innenstadt beitragen und eine Strahlungswirkung auf das benachbarte Umfeld ausüben.

Mit dem Bürgerforum Niederberg erhält die Stadt Velbert die einmalige Möglichkeit, das Potential und die Kräfte mehrerer Einrichtungen zu bündeln und synergetisch wirken zu lassen. Hierzu werden die Volkshochschule, die Musik&Kunstschule, die Bibliothek, soziale Beratungsangebote sowie kulturelle Angebote räumlich und inhaltlich zusammengeführt, um einen deutlichen Mehrwert für die Bevölkerung zu erreichen. Die architektonische Struktur im Bürgerforum soll allen Besucherinnen und Besuchern einfache Zugänge zu allen Angeboten bieten. Die Wege sollen kurz sein und es sollen keine gedanklichen sowie baulichen Barrieren zwischen den Akteuren für den Besucher vorhanden sein.

Umsetzung in einer Öffentlich-Privaten-Partnerschaft

Um die genannten Ziele zu erreichen, sind bauliche Veränderungen am Gebäude erforderlich. Für eine fristgerechte Umsetzung und die Gewährleistung der baulichen und architektonischen Qualitäten ist die Vergabe im Rahmen einer ÖPP in den Blick genommen worden. Dieses Modell basiert auf der gebündelten Ausschreibung von Planungs-, Bau-, Bauzwischenfinanzierungs- und ausgewählter Betriebsleistungen anhand einer funktionalen Leistungsbeschreibung (Instandhaltung/Instandsetzung über 25 Jahre). Es lebt von dem Verständnis für ein partnerschaftliches Miteinander und dem gegenseitigen Anspruch, zum Ende der Vertragslaufzeit das Bürgerforum in einem über alle Bereiche betriebsbereiten und ordnungsgemäß instandgehaltenen Zustand an die Stadt Velbert zu übergeben.

Der Rat der Stadt Velbert hat am 27. November 2018 das ergänzende Exposé zum Integrierten Handlungskonzept für die Innenstadt Velbert-Mitte beschlossen und dem Nutzungskonzept Bürgerforum zugestimmt. Im Januar 2019 wurde ein entsprechender Förderantrag auf Mittel des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) sowie des Bundes und des Landes Nordrhein-Westfahlen im Rahmen der Städtebauförderung in der Förderlinie „Starke Quartiere – starke Menschen“ gestellt. Der Zuwendungsbescheid wurde von der Bezirksregierung Düsseldorf am 9. Dezember 2019 ausgestellt. Die Fördersumme beträgt 28,8 Millionen Euro. Der Eigenanteil der Stadt Velbert an den Gesamtinvestitionskosten in Höhe von 43,8 Millionen Euro beträgt rund 15 Millionen Euro.

In allen gesamten Projektphasen haben sich die künftigen Nutzer des Bürgerforum Niederberg (Stadtbücherei, Musik- und Kunstschule, Volkshochschule Velbert/Heiligenhaus, KVBV und Familienbüro) fortlaufend ausgetauscht und sowohl ein Verständnis für die inhaltlichen Aufgaben, Visionen, Wünsche und Herausforderungen der jeweils anderen Partner im zukünftigen Forum entwickelt, als auch darüber hinaus konkrete Projekte zur Förderung der Zusammenarbeit avisiert. Sie alle sehen das Bürgerforum Niederberg als große Chance und Verpflichtung, den Bürgerinnen und Bürgern Velberts Raum für Begegnung, Weiterbildung, Kultur und Brauchtumspflege zu bieten.