Velbert. Zum 50-jährigen Stadtjubiläum ist jetzt eine Sonderausstellung im Schloss- und Beschlägemuseum eröffnet worden. Diese zeigt die historische Entwicklung auf und beleuchtet die emotionalen Seite der kommunalen Neugliederung von 1975 – einige Anekdoten zum Schmunzeln inklusive.
Unter dem Titel „Eine Stadt, viele Geschichten – Velbert und die kommunale Neugliederung im Jahre 1975“ lädt eine Seit Freitag, 11. Juli, eine Sonderausstellung im Schloss- und Beschlägemuseum Besucher auf eine spannende Zeitreise durch fünf Jahrzehnte gemeinsamer Stadtgeschichte ein. Sie widmet sich dem prägenden Ereignis der Städtefusion und ihren weitreichenden Auswirkungen. Vor dem eigentlichen Eröffnungstag fand eine Veranstaltung für geladene Gäste statt, darunter Zeitzeugen, Leihgeber von Exponaten, Mitglieder des Geschichtsvereins, die die Ausstellung mit kuratiert haben, und Gäste aus der Politik.
Alles nahm mit dem „Düsseldorf-Gesetz“ seinen Anfang
Bürgermeister Dirk Lukrafka erinnerte bei der Eröffnung daran, dass das sogenannte Düsseldorf-Gesetz den Zusammenschluss von Neviges, Langenberg und Velbert zur heutigen, gemeinsamen Stadt Velbert einst vorgab. Die kommunale Neugliederung sei jedoch weit mehr als eine reine Verwaltungsreform gewesen. „Sie brachte für viele Menschen einen Einschnitt bezüglich ihrer Identität, der Zugehörigkeit und des gewohnten Alltags mit sich“, so Lukrafka.
Proteste und Widerstand hätten diese bewegte Zeit begleitet. Unterschriftenlisten seien herumgegangen und Flugblätter verfasst worden, teils sogar aus Flugzeugen abgeworfen, wie dem heutigen Rathauschef von Zeitzeugen berichtet wurde. „Dazu gibt es viele spannende Geschichten“, fügte Lukrafka hinzu.
Im Laufe der Jahre seien die Stadtteile gedanklich und in ihrer Identität zusammengewachsen, auch neue Verbindungen seien eingegangen worden. Lukrafka hob hervor, welche Projekte durch die gebündelten Kräfte ermöglicht wurden: Das Forum Niederberg als zentrales Kulturzentrum entstand Anfang der achtziger Jahre, in Velbert-Mitte wurde das moderne Finanzamt errichtet, das Bürgerhaus in Langenberg umfassend saniert und der Tunnelbau in Langenberg eröffnete neue städtebauliche Perspektiven. In Neviges wurde der Stadtkern erneuert.
„All das wurde nur durch gebündelte Kräfte möglich“, betonte Bürgermeister Lukrafka. Die gemeinsame Planung und die finanziellen Spielräume, die sich aus der neuen kommunalen Struktur ergaben, machten Projekte möglich, die ohne den Zusammenschluss nicht denkbar gewesen wären. Natürlich sei die Neugliederung auch mit starken Emotionen verknüpft gewesen. Die Ausstellung greife beides auf: die sachliche Entwicklung und die damit einhergehenden Emotionen.
Beeindruckende Velbert-Exponate
Die Sonderausstellung wurde vom Bergischen Geschichtsverein gemeinsam mit dem Team des Schloss- und Beschlägemuseums realisiert. Jürgen Lohbeck vom Geschichtsverein hob hervor, dass dies bereits die sechste Sonderausstellung des Vereins im Schlossmuseum in den letzten zehn Jahren sei.
„Keine Ausstellung ohne Exponate“, so Lohbeck, der betonte, dass eine Reihe außergewöhnlicher Stücke für die Ausstellung zusammengetragen werden konnten. Er dankte den Leihgebern, zu denen unter anderem der Arbeitskreis Alt Langenberg, die Katholische Kirchengemeinde Maria Königin des Friedens und viele Privatpersonen zählen. Die Ausstellungsstücke wurden von einem Projektteam des Bergischen Geschichtsvereins gemeinsam mit der Museumsleiterin Yvonne Gönster kuratiert.
Gönster selbst berichtete, im Vorfeld viele spannende Gespräche mit Velberterinnen und Velbertern geführt zu haben. Als gebürtige Wuppertalerin habe sie sich dem Thema zunächst annähern müssen, was durch den inhaltlichen Austausch jedoch sehr gut gelungen sei. „Langenberger sagen heute noch, dass sie aus Langenberg kommen und nicht aus Velbert-Langenberg, ebenso ergeht es wohl den Nevigesern“, schilderte Gönster. Das Thema Neugliederung – und vor allem der Verlust der früher eigenständigen Stadt – sei nach wie vor emotional aufgeladen. Dennoch seien die Menschen nach und nach zusammengerückt, hätten Stadtgrenzen überwunden und verstünden sich heute als irgendwie zusammengehörig. In Velbert sei dieser Prozess noch im Gange, so Gönster.
Von anfänglichen Protesten bis zur Zukunftsvision auf dem Bierdeckel
Die Ausstellung spannt einen Bogen von den damaligen politischen Ereignissen über Proteste in Neviges und Langenberg bis hin zu den positiven Ergebnissen in Form neuer Bauten und Wegführungen, die das Leben in Velbert angenehmer machen. Am Ende der Ausstellung lädt eine Mitmachstation dazu ein, über die nächsten 50 Jahre Velberts nachzudenken: „Wie stellen wir uns unsere Stadt vor?“, lautet die Frage, die die Besucher auf einem Bierdeckel festhalten können.
Warum ein Bierdeckel? „Das hat nichts mit der Steuererklärung zu tun“, erklärte Gönster schmunzelnd. In Velbert erzähle man sich die Geschichte, dass Heinz Schemken, der erste Bürgermeister von Velbert, montagsmorgens ins Rathaus kam und als Erstes eine Handvoll Bierdeckel an seine Mitarbeiter übergab. Darauf hatte er Wünsche und Bedürfnisse der Velberter notiert, die er am Wochenende in vielen Gesprächen erfahren hatte.
Nun – einige Jahrzehnte später – sind die Gäste der Ausstellung aufgerufen, ihre eigenen Wünsche für die Zukunft Velberts auf den Bierdeckeln (in Herzform) der letzten Station der Sonderausstellung zu notieren.