Dauerhaft blockierte P+R Plätze in Ratingen Ost, Bild: CDU
Dauerhaft blockierte P+R Plätze in Ratingen Ost, Bild: CDU

Ratingen | Das Thema ist nicht neu, doch es gewinnt zunehmend an Brisanz: In vielen Städten rund um große Flughäfen wird der öffentliche Parkraum von gewerblichen Anbietern zweckentfremdet. Auch in Ratingen spüren Anwohnerinnen und Anwohner seit Jahren die Folgen. Firmen, die Parkservices für Flugreisende anbieten, nutzen reguläre Stellflächen in Wohnstraßen oder an P+R-Anlagen, um dort die Fahrzeuge ihrer Kunden oft über Wochen abzustellen. Mit Shuttle-Bussen geht es anschließend zum Düsseldorfer Flughafen, während die Autos den Platz in Ratingen blockieren.


Ein wachsendes Problem

Was wie ein cleveres Geschäftsmodell wirkt, sorgt bei Anliegern für erheblichen Ärger: Dauerhaft belegte Stellflächen, verstopfte Straßen, zusätzlicher Verkehr durch Transfers. Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern reißen seit Jahren nicht ab – gerade in Stadtteilen wie West, Tiefenbroich, Mitte, aber auch in Hösel, Lintorf, Breitscheid und Homberg. Das Problem hat dabei längst keine Ferien-Dimension mehr: Durch die jüngsten Erhöhungen der Flughafengebühren in Amsterdam gilt Düsseldorf zunehmend als attraktiver Ausweichflughafen, was die Zahl der Parker noch einmal verstärkt.

Das Maßnahmenpaket der CDU

Die CDU-Fraktion im Rat der Stadt Ratingen hat nun ein konkretes Maßnahmenpaket auf den Weg gebracht, um dem Missbrauch des öffentlichen Raums entgegenzuwirken. Kernstück ist die Einführung von Höchstparkzeiten an den stark betroffenen P+R-Anlagen am Ostbahnhof und in Hösel. Nach dem Willen der Christdemokraten sollen Pendler geschützt und die Parkplätze von Langzeitparkern freigehalten werden. Erste Schritte sind bereits beschlossen: Künftig wird es an beiden Bahnhöfen ein nächtliches Parkverbot von zwei Stunden geben, das mit Schildern ausgewiesen und durch den Kommunalen Ordnungsdienst kontrolliert werden soll.

Mittelfristig setzt die CDU auf technische Lösungen. Gemeinsam mit der städtischen Tochter KomMITT sollen Möglichkeiten geprüft werden, per LoRaWAN-Technik Dauerparker automatisch zu erfassen und so die Kontrolle zu erleichtern. Parallel dazu will die Verwaltung klären, ob ordnungsrechtliche Schritte gegen besonders auffällige Anbieter möglich sind – etwa dort, wo Stellflächen in sensiblen Bereichen wie Wasserschutzzonen missbraucht werden.

Kritische Bewertung der Erfolgsaussichten

Doch wie groß sind die Erfolgsaussichten? Experten weisen darauf hin, dass es rechtlich schwierig ist, Fahrzeuge allein wegen „langer Standdauer“ vom öffentlichen Raum zu verdrängen. Wer sein korrekt zugelassenes Auto regelkonform abstellt, darf es ohne Beschränkung stehen lassen – solange keine gesonderte Anordnung wie ein Parkverbot oder eine Höchstparkdauer existiert. Solche Anordnungen sind rechtlich zulässig, müssen aber gut begründet und kontrolliert werden. Entscheidend ist daher, ob der Kommunale Ordnungsdienst die neuen Regeln auch konsequent überwachen kann.

Technische Systeme wiederum versprechen zwar Effizienz, sind aber teuer in Anschaffung und Betrieb und werfen Fragen nach Datenschutz und Integration auf. Hinzu kommt die Gefahr von Verlagerungseffekten: Wenn die P+R-Anlagen geschützt werden, könnten die Anbieter schlicht auf andere Wohnstraßen ausweichen. Ohne ein umfassendes Parkraummanagement, das auch angrenzende Gebiete einschließt, bleibt die Wirksamkeit also begrenzt.

Handlungsbedarf bleibt akut

Trotz aller Vorbehalte: Dass die Politik das Problem endlich angeht, ist ein wichtiges Signal. Zu lange haben sich Bürgerinnen und Bürger in den betroffenen Stadtteilen im Stich gelassen gefühlt. Die am höchsten belasteten Stadtteile West und Tiefenbroich hatten die Problematik bereits Früh und auch Lösungen eingefordert. Aber offensichtlich bedurfte es erst einer Ausbreitung der Problematik auf andere Stadtteile bevor eine konkrete Handlung auf den Weg gebracht wird. Angesichts der Dauerbelastung in den Wohngebieten ist klar: Es braucht Handeln – und zwar jetzt. Auch wenn die CDU-Initiative sicher nicht alle Probleme sofort löst, ist sie ein erster Schritt in die richtige Richtung. Zugleich bleibt die Frage bestehen, warum dieses Thema nicht schon lange vor dem Wahlkampf entschiedener angepackt wurde. Für die Ratingerinnen und Ratinger zählt am Ende aber weniger das politische Timing als die Tatsache, dass ihre Wohnviertel geschützt und der öffentliche Raum wieder für das genutzt wird, wofür er gedacht ist: für die Menschen vor Ort.