Vor dem Rathaus wurden die Oldtimer-Besitzer von Volker Kiekert in Empfang genommen und vorgestellt. Foto: Mathias Kehren

Heiligenhaus. Am Sonntag erlebten Oldtimerfans in Heiligenhaus den perfekten Tag: Bei strahlendem Sonnenschein und spätsommerlichen Temperaturen lockte das jährliche Treffen Hunderte historische Fahrzeuge und tausende Besucher in die Innenstadt, die sich am Anblick der rollenden Klassiker erfreuten.


Einen besseren Tag hätten sich die Oldtimer-Freunde für ihr Treffen in Heiligenhaus nicht aussuchen können. Bei einer sicheren Wetterprognose, Trockenheit und Temperaturen von etwas über 20 Grad, rollten die historischen Fahrzeuge schon früh auf den Platz. Der Ansturm war so groß, dass es um 12.30 Uhr den ersten Oldtimer-Stau vor dem Rathaus gab. Alle 230 Stellplätze entlang der Hauptstraße und auf den Plätzen waren voll. Die Oldtimer-Fans mussten eine kurze Wartezeit in Kauf nehmen, bevor sie ihre automobilen Schätze präsentieren konnten.

Auf Hochglanz polierter Lack und blinkender Chrom spiegelten überall in der Spätsommersonne. Das Schaulaufen der Oldtimer zog wieder jede Menge Publikum an, das den seltenen Anblick mit gezückten Handys festhielt. Dazwischen genossen viele Besucher ein Eis oder einen anderen Snack, schauten in den Geschäften vorbei und flanierten über die von historischen Fahrzeugen gesäumte Hauptstraße. Dank des Andrangs war es diesmal auch in Richtung St. Suitbertus-Kirche richtig voll, wo die Kirchengemeinde zum Pfarrfest eingeladen hatte.

Ein Technik-Klassiker in Sportwagen-Rot

Werner Schuler hatte einen besonderen Klassiker mit nach Heiligenhaus gebracht: einen Porsche 930 Turbo Baujahr 1976. “Der Wagen stellte von Anfang an die Konkurrenz von Ferrari in den Schatten”, erzählt Schuler. Die 260 PS reichten, um in etwas über 5 Sekunden von 0 auf 100 zu beschleunigen. Sein liebevoller Blick gleitet über den eleganten Wagen in sportlichem Rot. “Der Wagen liegt wie ein Brett in der Kurve”, sagt er. Und das ganz ohne viel elektronischen Schnickschnack. Die brachiale Kraft, die ausschließlich auf der Hinterachse wirkt, hat aber auch ihre Tücken. „So mancher hat sich im Porsche gedreht, was dem Sportwagen der 70er auch den Beinamen ‚Witwenmacher‘ beschert hat“, erklärt der Besitzer.

Gleich nebenan steht Wolfgang Adamski mit einem MG Midget TD. Dass der offene Klassiker aus dem Hause “Morris Garage” auch ein reinrassiger Sportwagen ist, sieht man ihm nicht sofort an. “Der Wagen ist 1953 in England gebaut worden. Und zwar als Linkslenker, weil er sofort nach Amerika exportiert wurde”, erläutert Adamski die Geschichte seines kostbaren Schatzes. Sportwagen von MG waren in Amerika damals sehr beliebt, “weil die amerikanischen Autobauer nichts Gleichwertiges hatten”, so Adamski. Jahrzehnte später fand ein Däne Gefallen an dem alten MG und brachte ihn zurück auf den europäischen Kontinent, bevor er den Weg nach Hameln fand, wo sein dortiger Besitzer ihn zumindest fahrbereit machte. Erst vor vier Jahren entdeckte Adamski den MG und restaurierte ihn in zweijähriger Arbeit. “Viel Wissen habe ich aus Internetforen bezogen”, sagt Adamski. Manche Teile wie zum Beispiel der Vergaser seien so alt, dass es heute kaum noch Mechaniker gebe, die damit umgehen könnten.

Auf dem Rathausplatz, wo die Oldtimerbesitzer von Volker Kiekert in Empfang genommen wurden, hatte man bis 14.30 Uhr 350 Fahrzeuge gezählt. Die meisten Parkplätze wurden also bis dahin schon ein Mal durchgewechselt. Und immer noch strömten neue historische Fahrzeuge nach. Das zwölfte Oldtimer-Treffen kam locker an den bisherigen Teilnahmerekord von rund 450 Fahrzeugen heran.