So ein Bild soll es an der Gesamtschule künftig nicht mehr geben - die Schule hat ihr Schulgelände zur handyfreien Zone erklärt, mit Ausnahmen für den Gebrauch im Unterricht. Symbolfoto: Pixabay

Heiligenhaus. An der Gesamtschule Heiligenhaus sind Smartphones verboten. Nur für schulische Zwecke dürfen die Geräte eingeschaltet werden. Die Schule geht damit gegen „permanente Störungen durch die virtuelle Welt und die ständige Erreichbarkeit der Schüler“ vor. Auch Konflikte könnten im direkten Kontakt viel besser gelöst werden als in den „Sozialen“ Netzwerken.


Nach den Erfahrungen aus einer handyfreien Woche hat die Lehrerkonferenz der Gesamtschule Heiligenhaus beschlossen, dass die Schülerinnen und Schüler mit Betreten des Schulgeländes ihr Smartphone ausgeschaltet in ihre Schultasche stecken.

„Ein Handy darf nicht sichtbar werden, ansonsten wird es eingesammelt, im Sekretariat verwahrt und täglich um 15.50 Uhr von einem Schulleitungsmitglied wieder ausgehändigt“, lautet die Regelung nun für alle Schüler. Lehrkräfte können aber weiterhin für eine Unterrichtsequenz oder ein Unterrichtsprojekt die Nutzung von Handys erlauben.

Für die Schülerschaft der Oberstufe wird die Nutzung des Handys im Selbstlernzentrum gestattet. Auch die Lehrer sind angehalten, sich „in Bezug auf eine Handynutzung ihrer Vorbildfunktion bewusst“ zu sein.

Für Medienkompetenz, aber gegen permanente Störungen durch die digitale Welt

„Die Gesamtschule Heiligenhaus geht damit nicht einen Schritt zurück in das analoge Zeitalter, sondern wird ihrer Verantwortung gerecht, einen bewussten Umgang mit dem Handy im Schulalltag zu verankern“, so Rektorin Carmen Tiemann. Dabei liege der Fokus weiterhin auf dem Erlangen von Medienkompetenz. Aber: „Die permanenten Störungen durch die virtuelle Welt und die ständige Erreichbarkeit der Schülerinnen und Schüler werden deutlich reduziert“, so Tiemann. Auch Konflikte könnten leichter direkt gelöst werden und müssten nicht auf Kommunikationsplattformen und in den sozialen Medien geklärt werden.

Die Entscheidung, handyfreie Schule zu werden, hat sich die Schulgemeinschaft nicht leicht gemacht. Vorausgegangen war ein rund zweijähriger Diskussions- und Beratungsprozess.

Es wurde eine „zunehmende Stille“ während der Pausen auf dem Schulhof beobachtet, weil viele Kinder und Jugendliche die Pausen nutzten, um Handyspiele und Videos zu konsumieren, berichtet das Kollegium der Gesamtschule. Zugleich wurde ein „massiver Anstieg von Konflikten“ festgestellt. Diese seien zwar überwiegend außerhalb der Schule – über soziale Medien und Kommunikationsplattformen entstanden – hätten den Schulalltag aber „maßgeblich negativ“ beeinflusst.

Seit 2021 führt die Städt. Gesamtschule Heiligenhaus das Siegel „Digitale Schule“ und nutzt für Recherchen und Projekte die Smartphones der Schülerinnen und Schüler. „Die geltende Handyregelung, dass das Handy in den Unterrichtsräumen nur nach Aufforderung der Lehrkraft zu nutzen sei, reicht zwar für einen geordneten Unterricht, aber nicht für den Erziehungsauftrag, dem sich die Schulgemeinde verpflichtet fühlt“, erklärt die Lehrerschaft.

Eine Arbeitsgruppe „Digitale Tools“ wurde gebildet. Dort sammelte man Argumente und Positionen für eine Veränderung der Handyreglung. Die Sammlung bildete schließlich die Entscheidungsgrundlage für eine pädagogische Lehrerkonferenz, die zunächst eine handyfreie Woche für alle Jahrgangsstufen anregte.

Die handyfreie Woche wurde von allen als sehr positiv wahrgenommen: Gerade die Schülerinnen und Schüler genossen es, in den Pausen miteinander zu spielen, zu reden und sich zu bewegen. Eine Schülerin äußerte: „Die handyfreie Woche war eine tolle Idee, denn die Menschen wurden offener.“ Ein anderer Schüler meinte: „Das hat mir zwar nichts geholfen, aber viele Leute haben mehr getobt und sahen glücklicher aus.“