Eine Spezialfirma räumt derzeit den Brandschutt vom Dach des Herrenhauses. Danach soll das Gebäude mit Platten gegen Regen geschützt werden. Foto: Mathias Kehren

Velbert. Der Großbrand im Dachstuhl von Schloss Hardenberg hat einen Millionenschaden verursacht. Trotz der vollständigen Zerstörung des Dachstuhls und des innenliegenden Holztreppenhauses ist das Gebäude standsicher und soll wieder vollständig aufgebaut werden. Ein Ursache für den verheerenden Großbrand ist weiter unklar.


Die Stadt Velbert steht zum Wiederaufbau des historischen Gebäudes, das sich zum Zeitpunkt des Unglücks in den letzten Zügen einer Komplettsanierung befand. Bürgermeister Dirk Lukrafka hatte noch am Brandtag den Wiederaufbau umgehend angekündigt.

Aufgrund der Schäden wird der Fertigstellungstermin aber um mindestens zwei Jahre verzögert, frühstens also Ende 2028. Als erste Maßnahme soll das Schloss nun wetterfest gemacht und anschließend getrocknet werden.

Feuerwehrleiter Manuel Schoch und Phillip Krainske vom THW berichteten dem Rat der Stadt vom “größten Einsatz in der Geschichte der Velberter Feuerwehr der letzten drei Jahrzehnte”. Baudezernent Jörg Ostermann schilderte die Auswirkungen des Brandereignisses und die näheren Pläne zum Wiederaufbau des Schlosses.

Feuerwehr Velbert: Kampf gegen rasante Brandausbreitung

Feuerwehrleiter Manuel Schoch berichtete über die dramatischen Stunden des Einsatzes, der am 21. November um 4:36 Uhr begann und 58 Stunden andauerte. Trotz einer schnellen taktischen Planung, bei der sofort weitere Einheiten alarmiert wurden, konnten die Einsatzkräfte die rasante Brandausbreitung nicht verhindern.

Schoch berichtete, dass zunächst eine massive Rauchentwicklung bestanden habe. Ein erster Angriffstrupp sei über das noch begehbare Treppenhaus vorgedrungen, andere Einheiten versuchten vom Baugerüst zu löschen. Jedoch habe sich schnell die Gefahr einer “vollständigen Durchzündung” abgezeichnet. Die ersten Löscheinheiten konnten sich noch rechtzeitig zurückziehen, bevor der komplette Dachstuhl innerhalb von Sekunden komplett in Brand stand.

Das Feuer wurde anschließend von außen mit mehreren Löscheinheiten und einer Drehleitern bekämpft. Dabei erschwerten die baulichen Gegebenheiten und der umlaufende Wassergraben die Arbeit der Feuerwehr: Einsatzfahrzeuge konnten teilweise nicht nah genug an das Gebäude heranfahren, und es mangelte an Aufstellfläche für Fahrzeuge mit entsprechend weiten Auslegern.

Einzelne Brandnester wurde mit Drohnenunterstützung vom Teleskoplader aus gezielt gelöscht. Um die historische Substanz nicht weiter zu gefährden, wurde auf Schaummittel verzichtet. Das Löschwasser wurde aufgefangen, abgepumpt und entsorgt, um eine Einleitung in das örtliche Regenrückhaltebecken zu vermeiden.

Insgesamt waren 180 Feuerwehrleute (davon 144 aus Velbert) im Einsatz. Positiv hob Schoch hervor, dass es keinen Personenschaden gab und keine Einsatzkraft verletzt wurde.

Technisches Hilfswerk (THW): Statikprüfung und Materialabtrag

Das THW, vertreten durch Phillip Krainske, wurde am Freitagmorgen um 7 Uhr hinzugezogen. Eine der ersten Aufgaben des THWs bestand darin, die Statik des massiv geschädigten Gebäudes zu überwachen. “Wir haben Statiker und Architekten in unseren Reihen, die speziell auf diese Aufgaben geschult sind”, erläuterte Krainske. Zu den THW-Aufgaben gehörten auch die Ausleuchtung und die Elektroversorgung der Einsatzstelle.

Mithilfe eines Tachymeters wurden die Bewegungen des Mauerwerks exakt überwacht, um eine drohende Einsturzgefahr frühzeitig zu erkennen. In Handarbeit mussten mehrere Tonnen verbranntes Material entfernt werden, um die Dachlast zu reduzieren. Als eine Bewegung im Ost-Kamin festgestellt wurde, musste dieser ebenfalls in Handarbeit abgebrochen werden.

Das THW war mit insgesamt 220 Kräften aus 12 Kreisen und kreisfreien Städten, darunter Einheiten aus dem Kreis Mettmann, Düsseldorf und Solingen, im Einsatz.

Baudezernent Jörg Ostermann: Wiederaufbau und Sachstand

Jörg Ostermann berichtete, dass noch am Morgen des Brandes die Kriminalpolizei für mehrere Stunden vor Ort war und Untersuchungen zur Brandursache angestellt hat. Von Seiten der Stadt selbst seien sofort Maßnahmen eingeleitet worden, um gleich nach Freigabe des Gebäudes aktiv werden zu können. So habe bereits am Montag eine Begehung mit einem Statiker durchgeführt werden können. Dieser bestätigte, dass keine Einsturzgefahr bestehe. Lediglich der West-Kamin musste ebenfalls abgerissen werden. Er hätte bei einem Einsturz die Decke durchschlagen können.

Zur Brandursache konnte Ostermann aber keine neuen Erkenntnisse liefern. Die Kriminalpolizei und der Brandursachenermittler der Versicherung waren vor Ort, wobei der westliche Gebäudeteil als möglicher Ausbruchsbereich identifiziert wurde, eine Ursache jedoch nicht festgestellt wurde.

Ostermann betonte, dass der Schaden an historischer Bausubstanz begrenzt sei: Ein ähnlicher Brand im Jahr 1785 hatte den Dachstuhl komplett zerstört. Der damals errichtete Dachstuhl wurde in den Jahren 2004 bis 2006 durch die Stadt Velbert saniert. Auch das habe dazu geführt, dass im Dachstuhl praktisch nichts Historisches mehr war. Im Treppenhaus seien lediglich die Treppenwangen, nicht aber die Podeste, noch historischen Ursprungs gewesen, so Ostermann.

Die Sachverständigen waren vom guten Zustand der tragenden Gebäudeteile nach dem Brandereignis überrascht: Neben den Betondecken seien auch die Holzdecken weiterhin tragfähig. Räume wie der Rittersaal blieben auch vom Wasser weitestgehend verschont.

Eine Spezialfirma ist beauftragt, ein provisorisches Dach mit leichter Schräglage zu errichten, um das Gebäude abzudichten. Danach soll das Schloss gewärmt und getrocknet werden.

Ostermann rechnet damit, dass im Januar in einzelnen Gebäudeteilen wieder mit Arbeiten begonnen werden kann. Sein Team sei  – auch mit Beteiligung des Versicherers – gut aufgestellt und die Zusammenarbeit sei produktiv.

Die Arbeiten an den Außenanlagen und der Mühle laufen weiter. Das Ziel, den Zeitverlust auf “nur zwei Jahre” zu begrenzen, hält Ostermann für realistisch. Ein konkreterer Zeitplan wird für das Frühjahr 2026 erwartet.

Am Schloss laufen die Aufräumarbeiten nach dem Dachstuhlbrand. Foto: Mathias Kehren