Der neue Treppenturm entsteht an der Rückseite des Herrenhauses von Schloss Hardenberg. Foto: Mathias Kehren

Velbert-Neviges. Am historischen Wasserschloss Hardenberg in Neviges herrscht rege Bautätigkeit. Das ehemalige Wasserschloss aus dem 15. Jahrhundert wird derzeit aufwendig saniert und zu einem modernen Naturerlebniszentrum umgebaut. Nun hat auch der Kreis Mettmann seine Unterstützung für das wegweisende Projekt zugesagt und investiert 1,1 Millionen Euro.


Landrat Thomas Hendele war zur Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung zwischen dem Kreis Mettmann und der Stadt Velbert zur Schlossbaustelle gekommen. Bei dieser Gelegenheit machte er sich bei einer kurzen Führung selbst ein Bild von der Baustelle des Herrenhauses.

Mit der Investition von 1,1 Millionen Euro verfolgt der Kreis Mettmann das Ziel, die touristische Attraktivität des “neanderlands” – dem Zusammenschluss der zehn Städte im Kreis zur gemeinsamen touristischen Vermarktung – weiter zu stärken und dem Bildungsauftrag in Bezug auf Umwelt- und Klimaschutz gerecht zu werden.

Das neanderland wird mit den Themenfeldern Natur, Kultur und Erlebnis Teil der zukünftigen Ausstellung sein und im Eingangsbereich mit einem “Service Point” auf die touristischen Besonderheiten der Region aufmerksam machen.

Landrat Thomas Hendele zeigte sich erfreut: „Ich freue mich, dass durch das Naturerlebniszentrum Schloss Hardenberg nicht nur ein bedeutendes Denkmal revitalisiert wird, sondern auch ein neuer Ankerpunkt für Naturerlebnis, Bildung und sanften Tourismus entsteht.“

Landrat Thomas Hendele und Bürgermeister Dirk Lukrafka haben die Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Foto: Mathias Kehren

Bürgermeister Dirk Lukrafka betonte, es sei „ein langer Weg“ gewesen, eine sinnvolle und gute Nutzung für das Schloss zu finden. Er dankte dem Kreistag und Landrat Hendele „für den starken Einsatz für das Projekt Schloss Hardenberg“. Landrat Hendele ergänzte, dass das Schloss „bestimmt zwei Jahrzehnte auf der Agenda“ stand und die nun gefundene Lösung durchgehend Anklang gefunden habe: „Wir brauchen das“, sei die einstimmige Auffassung im Kreistag gewesen, so Hendele.

Blick hinter die historischen Mauern

Anlässlich des Besuchs führte Baudezernent Jörg Ostermann durch die Baustelle des Herrenhauses. Das Kernstück wird die Ausstellung „Unsere wehrhafte Natur“ sein, die sowohl die Geschichte des Schlosses mit seinen Verteidigungsanlagen als auch dessen Einbindung in die umgebende Natur beleuchtet.

Baudezernent Ostermann rechnet mit der Fertigstellung des Herrenhauses in bereits einem Jahr. Das Gebäude, das seit über 20 Jahren für die Öffentlichkeit geschlossen ist, hält aber einige bauliche Herausforderungen bereit.

Eine davon ist die komplexe Bausituation des historischen Gebäudes: „Der Fahrstuhl hält sieben Mal“, erklärte Jörg Ostermann. Die hohe Anzahl der Stopps ergibt sich daraus, dass der dreigeschossige Altbau (aus dem Jahr 1497) mit einem später hinzugefügten, zweigeschossigen Anbau angebunden werden musste, der in der Geschosshöhe versetzt gebaut wurde. Nimmt man das Dachgeschoss und die Kelleretage hinzu, macht der künftige Fahrstuhl besagte sieben Stopps.

Unumgänglich für die öffentliche Nutzung war der Bau eines zweiten Fluchtwegs. Dieser entsteht derzeit als angebautes Treppenhaus auf der Rückseite des Herrenhauses. Dieser Anbau habe im Vorhinein für „sehr viel Diskussionsstoff“ gesorgt, so Ostermann. Aus brandschutztechnischer Sicht sei er aber zwingend nötig.

Geschichte wird freigelegt

Bei den Sanierungsarbeiten traten überall historische Elemente im ehemaligen Herrenhaus zutage. So wurden über 500 Jahre alte Deckenbalken, etliche zwischenzeitlich verfüllte Kamine und sogar eine private Abortkammer freigelegt, die wohl im 17. Jahrhundert absoluter Luxus war. Viele dieser historischen Details sollen auch nach der Kernsanierung sichtbar bleiben und womöglich mit der jeweiligen Geschichte dazu erklärt werden, berichtet Ostermann über die Pläne.

Geschichte vermehrter jüngerer Zeit hat der sogenannte Rittersaal geschrieben. Dieser habe zwar nie einen Ritter gesehen (weil deren Zeit schon vorbei war), scherzte Ostermann, dafür aber sicherlich zahlreiche Gesellschaften. Ende der 60er Jahre diente der Raum als Ratssaal für den Rat der Stadt Neviges. Außerdem wurden hier Trauungen durchgeführt. Nach der Renovierung soll er wieder zum Gesellschaftsraum werden und beispielsweise für Lesungen und Konzerte dienen.

Das Erdgeschoss des ältesten Gebäudeteils wird der künftigen Ausstellung als Entrée dienen. Dort wird zunächst die Burggeschichte erklärt, bevor die Besucher in die weiteren Ausstellungsräume der oberen Etagen geführt werden.

Landrat Hendele lobte das Projekt nach der Besichtigung als ein „Tolles Konzept“. Touristen und Schulklassen sollen künftig tief in die Geschichte und Natur dieses Teils von Neviges eintauchen können.