Kantor Martin Schreiber am Spieltisch der frisch sanierten Ibach-Orgel. Foto: Mathias Kehren

Velbert. Einem Stück Musikgeschichte ist in Velbert neues Leben eingehaucht worden: Die Ibach-Orgel aus dem Baujahr 1869 erstrahlt nach fünfjähriger Restaurierung durch den renommierten Orgelrestaurator Klais aus Bonn in neuem Glanz. Das Ergebnis soll in einem ganzen Strauß von Veranstaltungen der interessierten Öffentlichkeit präsentiert werden.


„Donnerwetter, ist die kräftig!“, war der erste Gedanke von Kantor Frank Schreiber, als er dem fertig restaurierten Instrument die ersten Töne entlockte. Doch die Orgel kann nicht nur mit ihrer Lautstärke beeindrucken. Ihre wiedergewonnene Stärke liegt auch in den leisen Tönen. „Ein ganzes Piano-Manual hält nun eine Fülle an zarten Stimmen bereit“, strahlt der Kantor, der seit über 30 Jahren dabei ist und das alte mit dem neuen Klangbild der Orgel bestens vergleichen kann.

So gut wie jetzt war das über 150 Jahre alte Instrument allenfalls in seinen Anfängen. „Zwischendurch ist die Orgel immer wieder umgebaut worden“, weiß Schreiber. Besonders in den Jahren 1939 und 1962 sei viel umgemodelt worden, etliche Register habe das Instrument dabei eingebüßt.

Aufwändige Instandsetzung mit Denkmalpflege-Förderung

Vor fünf Jahren war zunächst lediglich eine Reinigung der Orgel geplant. Doch aus der Reinigung wurde schließlich eine umfassende Grundsanierung, maßgeblich unterstützt durch Fördermittel der Denkmalpflege. Das Instrument wurde nahezu in seinen Ursprungszustand zurückversetzt und klingt heute vielleicht besser denn je. Der leitende Orgelbauer der Firma Klais, die unter anderem auch am Bau des Instruments in der Elbphilharmonie beteiligt war, zeigte sich jedenfalls beeindruckt von der Größe des Instruments in der eher kleinen Kirche, berichtet Pfarrer Martin Schmerkotte. „Man stünde ja quasi in der Pflicht, das tolle Instrument der Öffentlichkeit zu präsentieren“, gibt er die Meinung des Orgelbauers wider und stimmt diesem voll und ganz zu.

Genau das soll nun geschehen: Mit einem großen Eröffnungsfest für die restaurierte Orgel und die sanierte Kirche, das von Pfingsten bis zum Beginn der Sommerferien mit fast zwei Dutzend Veranstaltungen in der Alten Kirche am Offersplatz gefeiert wird.

Schutz des Instruments erforderte Gebäudesanierung

Die Sanierung des gesamten Bauwerks war zunächst mit rund 500.000 Euro veranschlagt. Ein Großteil davon – rund 200.000 Euro – kostete die Restaurierung der Ibach-Orgel. Um das wertvolle Instrument zu schützen, musste auch die Gebäudehülle ertüchtigt werden. Deshalb wurden unter anderem die Fenster gedichtet, schadhafter Putz entfernt und das Dach saniert. Im Zuge der Arbeiten stellte sich außerdem ein größerer Gebäudeschaden durch einen Befall mit dem Hausschwamm-Pilz heraus, der den Austausch tragender Holzbalken notwendig machte.

Großzügige Unterstützung fand die Kirchengemeinde bei den Velberter Bürgern und einzelnen Spendern, die sich mit Orgel-Patenschaften beteiligten und so insgesamt rund 50.000 Euro zur Sanierung beisteuerten.

Veranstaltungen zur Wiedereröffnung der Alten Kirche Am Offers

Die Wiedereröffnung der Kirche wird ab Pfingstsonntag, 8. Juni, um 11 Uhr mit einem Gottesdienst gefeiert. Das Programm setzt sich am Pfingstmontag ab 18 Uhr mit einem Orgelkonzert fort, bei dem Kantor Frank Schreiber musiziert und interessante Details zur Orgelrestaurierung erläutert.

Bis zum Freitag, 11. Juli, folgen rund 20 weitere Darbietungen von Solisten, Chören und Instrumentalisten.

Am Mittwoch, 11. Juni, ab 19 Uhr ist der Frauenchor Chorisma zu Gast und präsentiert in der Bandbreite von Klassik bis Gospel geistliche und weltliche Stücke unter dem Titel „Meine Seele ist stille in dir“. Tags darauf – ebenfalls ab 19 Uhr – präsentiert Petra Halfmann, Musik- und Theologie-Lehrerin am Berufskolleg Bleibergquelle, ehrliche und aufmunternde Texte, in denen sich die Zuhörer wiederfinden können.

Am Samstag, 21. Juni, ab 19 Uhr ist Lutz Strenger zu Gast und präsentiert sein Programm „Elton Joel“ – ein Mix aus den Hits der Superstars Elton John und Billy Joel, die seit den siebziger Jahren Musikgeschichte geschrieben haben.

An zwei Abenden – 18. Juni und 3. Juli – öffnet die Kirche abends um 21 Uhr. Am ersten Abend wird „meditative Musik“ gespielt und am zweiten Abend erklingt Gitarrenmusik. Daran schließt sich noch eine Lesung von Martin Schmerkotte an.

Freitag 4. Juli ab 19 Uhr erklingt „virtuoser Barock“, den das „Duo Musica frizzante“ verschiedenen Flöten entlockt. Sigrid Wagner-Schluckebier und Helfried Waleczek möchten ihre Zuhörer auf eine virtuose Art mit den Meilensteinen der Musikliteratur bezaubern.

Am Dienstag, 8. Juli, erklingt die Orgel erneut, diesmal „im Dialog“ mit dem Chor der Kantorei Velbert, der Lieder von Vivaldi und Mozart anstimmt.

Das komplette Programm zur Wiedereröffnung der Alten Kirche ist auf der Internetseite der Kirchengemeinde nachzulesen: https://kirche-velbert.de/wiedereroeffnung-der-alten-kirche/

Mehr zum Thema in diesem Artikel (2021): Alte Kirche: Die 150 Jahre alte Ibach-Orgel ist ausgebaut.