
Velbert. Mit der Eröffnung des neuen Schulkomplexes am Waldschlößchen in Velbert-Neviges beginnt für knapp 900 Schülerinnen und Schüler in Velbert ein neues Kapitel ihrer Schulgeschichte. Pünktlich zum Start des neuen Schuljahres wurde der rund 84 Millionen Euro teure Neubau fertiggestellt, der nicht nur Platz für 1.300 Schülerinnen und Schüler bietet, sondern auch höchste bautechnische und pädagogische Maßstäbe erfüllt. Mit dem Start hat die Schule den Namen “Gesamtschule Waldschlösschen” bekommen.
“Es ist eine einmalige Chance, in einem solchen Gebäude zu unterrichten, das gibt es nur sehr selten”, betont Schulleiter Jens Brandenburg. Das neue Gebäude setze den idealen Rahmen für die pädagogische Arbeit und schaffe neue Möglichkeiten.
Schon vor der Fertigstellung war die Gesamtschule bei Eltern stark nachgefragt. Obwohl erstmals sechs Eingangsklassen gebildet werden konnten – zuvor am alten Standort in der Maikammer waren es aus Platzgründen immer nur vier – mussten 60 Kinder abgelehnt werden. Auch beim Lehrpersonal gibt es laut Brandenburg keinen Mangel. Jede Stelle sei zurzeit besetzt, was die Attraktivität des Standortes in Neviges unterstreiche.
Schneller Bau in Rekordzeit
Bautechnisch war der Neubau eine Herausforderung. In nur anderthalb Jahren Bauzeit entstand auf dem rund 50.000 Quadratmeter großen Gelände die neue Schule mit angeschlossener Dreifach-Turnhalle. Martin Weber, vom Generalunternehmer Goldbeck, der den Bau umgesetzt hat, erklärt, dass ein hoher Vorfertigungsgrad der Bauteile den schnellen Baufortschritt ermöglichte.
Um die schiere Größe von sechs Klassen pro Jahrgang zu organisieren, sind die verschiedenen Altersstufen in unterschiedlichen Gebäudetrakten untergebracht und haben dort ihre “Heimatbereiche”, wie Schuldezernentin Sandra Ernst berichtet. Auch auf dem Schulhof können die jüngeren Schüler in eigenen Spielzonen bleiben, während die Älteren ihren Außenbereich vor dem Gebäude nutzen. Die mittleren Jahrgänge haben ihr Pausenareal zwischen Sporthalle und dem Hauptgebäude. So die grobe Idee zur Schulhofnutzung. “Natürlich dürfen sich die Schüler dort aufhalten, wo sie gerne möchten”, ergänzt Schulleiter Brandenburg.
Modernes Ambiente und nachhaltiges Konzept
Durch den zentralen Eingangsbereich erreicht man die neue “Glashalle”, die der Schulgemeinde künftig als Mensa und als Aula dient. Der Boden und die Sitztribüne der sind mit Holzparkett ausgelegt, was für eine wohnliche Atmosphäre sorgt. Sie wird im Schulalltag als Mensa genutzt und bietet bei Stehveranstaltungen Platz für bis zu 800 Personen. Die Glashalle hat ihren Namen zu Recht, denn sie bietet nach allen Seiten einen Blick nach draußen, etwa auf den mit vielen Bäumen begrünten mittleren Schulhof und die dahinterliegende neue Sporthalle. Die Glashalle hat auch direkte Zugänge zum Außenbereich, wo ebenfalls Sitzmöbel aufgestellt sind, was die hohe Aufenthaltsqualität im Innen- und Außenbereich unterstreicht.
Vom zentralen Zugangspunkt aus ist außerdem die Bibliothek in der ersten Etage zu erreichen, die neben Literatur und Lernmaterialien auch einen geschlossenen Leseraum bietet.
In Sachen Nachhaltigkeit erwartet Michael Lobe vom städtischen Immobilienservice, dass das Schulgebäude den Platin-Standard und die Sporthalle den Gold-Status der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) erhalten. Voraussetzung dafür sind unter anderem die Bauweise, barrierefreie Sanitäranlagen mit kurzen Wegen, dezentrale Fahrradstellplätze mit schnellen Zugängen in das Gebäude sowie zwei Aufzüge für Schülerinnen und Schüler mit Bedarf. Mit einer Bewertung ist aber laut Lobe frühestens im nächsten Jahr zu rechnen.
Das Gebäude zeichnet sich zudem durch eine 470 Kilowatt-Peak PV-Anlage aus. Fossile Energien werden nicht mehr benötigt, da die Wärme ausschließlich aus Geothermie gewonnen wird, wofür 80 Bohrungen bis zu 130 Meter tief in die Erde getrieben wurden. Alle Dächer sind begrünt und können Niederschläge aufnehmen, was besonders bei extremen Wetterereignissen vorteilhaft ist, erklärt Lobe.
Bürgermeister Dirk Lukrafka bezeichnet die neue Schule als “großen Wurf für Velbert”, der sicherlich auch Strahlkraft auf andere Städte im Kreis Mettmann haben wird, in denen ähnliche Projekte anstehen. Er hob hervor, dass man sowohl im Zeit- als auch im Kostenplan geblieben sei. Die Nähe zu bereits vorhandenen Sportanlagen wie dem Panoramabad und dem Sportplatz Waldschlösschen unterstütze das Konzept einer sportfreundlichen Schule.
Am kommenden Mittwoch werden dann die Schülerinnen und Schüler ihre neuen Klassenräume erstmals in Besitz nehmen. Die interessierte Öffentlichkeit ist am Samstag, 30. August, von 13 bis 16 Uhr zu einer kleinen Gebäudebesichtigung eingeladen. Gezeigt werden die Bibliothek, einzelne Klassenräume und ein großer Teil des Gebäudekomplex. Im Fokus stehen dabei das Schulkonzept und der Bau an sich.