Bahnhof Wülfrath-Aprath: Verspätungen und Ausfälle der S9 bringen die Fahrgäste zur Verzweiflung. Nicht nur in Wülfrath, sondern auch an den anderen Stationen in Neviges und Langenberg. Foto: Hans-Joachim Kling

Wülfrath. Im Rat der Stadt Wülfrath hat sich die Politik dafür ausgesprochen, dass Wülfrath einen Bahnhof für die Innenstadt bekommt. Die FDP betreibt diese Initiative (wir berichteten). Während dieses Projekt jedoch weit in der Zukunft verborgen liegt, wird ganz aktuell die Lage des öffentlichen Nahverkehrs für Wülfrath weiter dramatisch verschlechtert. Ein Kommentar von Hans-Joachim Kling:


Schön, dass wieder Pläne ausgegraben werden, die Wülfrath einen Bahnanschluss für die Innenstadt bescheren sollen. Das wurde schon diskutiert, als Gerd Rammes noch maßgeblich die Politik in der Stadt mitbestimmte.

Jetzt gibt es eine neue Projektstudie, die das alles für machbar hält: Die Regiobahn soll bis Wülfrath fahren, Mitte wohlgemerkt, nicht Düssel. Und auch die „Circle Line“ über Velbert und Heiligenhaus nach Düsseldorf ist wieder im Gespräch – auf der Trasse des Panorama-Radweges.

Panorama-Radweg ist die größte Freizeitattraktion in Niederberg

Allerdings: Radfahren ist auch eine Möglichkeit des Nahverkehrs, umweltfreundlicher als jede Eisenbahn und überdies noch gesund.

Zwar ist der Panorama-Radweg Niederbergbahn „vorläufig“, weil er Platzhalter sein soll für diese neue Niederbergbahn. Ich persönlich würde allerdings in der Sekunde jeder Initiative beitreten für den Erhalt des Radwegs.

Der ist nämlich nicht nur eine erstklassige Nahverbindung zwischen den Städten Wülfrath, Velbert und Heiligenhaus, sondern auch die größte Freizeitattraktion, die Niederberg überhaupt zu bieten hat. Aber die Niederbergbahn ist sowieso ein Projekt, das nicht mehr zu meiner Lebenszeit Wirklichkeit wird.

Stattdessen: Es ändert sich nicht nur nichts an der grausig schlechten Busverbindung zum Bahnhof Wülfrath-Aprath, es wird noch schlechter.

Im Dezember hat die Firma Abellio die S9 übernommen. Seitdem kann man sie eigentlich nicht mehr benutzen. Unfassbare Verspätungen und Ausfälle, so dass die Linie für Berufspendler unbrauchbar wird. Dann lieber das Auto. Und der Betrachter wünscht sich sehnlichst die Deutsche Bahn zurück.

S9 fährt nur noch alle 30 Minuten und nicht mehr nach Wuppertal-Hauptbahnhof

Aber nicht nur das: Auch die Zugverbindung nach Wuppertal-Hauptbahnhof wurde gekappt. Die S9 fährt nur noch bis Vohwinkel. Dort muss umsteigen, wer zum HBF will. Eigentlich war die S9 auch Wülfraths Anschluss an den Fernverkehr. Hat da jemand was verschlafen? Oder: Ist überhaupt bekannt, dass Wülfrath in Aprath bereits einen Bahnhof hat?

Nein, das ist noch nicht alles: Der Takt der S9 wurde von 20 Minuten auf eine halbe Stunde verlängert. Geht’s noch? Leben wir nicht gerade in Zeiten, in denen Klimawandel ein Hauptthema ist, der Umstieg auf den ÖPNV ein erklärtes Ziel? Und dann wird alles noch schlechter, der Kunde quasi von der Bahn zurück ins Auto gezwungen.

Das ist das Thema, das aktuell ist, von höchster Dringlichkeit. Da muss nichts gebaut werden. Da muss eigentlich erst einmal nur der alte Fahrplan der S9 wieder her.
Und dann noch eine vernünftige Verbindung mit Bussen zum heutigen Bahnhof Aprath und zum künftigen Bahnhof Düssel. Und sollte dies irgendwann einmal Wirklichkeit werden – man wird ja noch träumen dürfen – dann, ja dann kann man ja immer noch seine ganze Kraft darauf verwenden, eine Bahnverbindung in die Wülfrather Innenstadt zu bekommen.