Nach einem Höhenflug am vergangenen Wochenende sinken jetzt auch die Corona-Zahlen im Kreis Mettmann. Hier die Zahlen von diesem Freitag. Foto: André Volkmann

Wir wissen noch immer viel zu wenig, es müssen mehr Daten erhoben werden: Ein Kommentar zur Corona-Lage.


Der Kreis Mettmann ist in den Schlagzeilen. Während andernorts die Sieben-Tage-Inzidenz gesunken ist, schoss sie hier in die Höhe und hielt sich beharrlich über der Marke von 200. Die Kreisverwaltung konnte das Phänomen erklären: Durch Krankheitsfälle blieb Arbeit liegen, Fälle von Infektionen konnten erste Tage später in die Statistik aufgenommen werden. Eigentlich kein Aufreger, so was kommt vor.

Vor allem wenn man bedenkt, dass auch die Menschen im Kreisgesundheitsamt seit mehr als einem Jahr unter dem Druck der Pandemie stehen. Und an jedem Wochenende werden bundesweit nicht alle Fälle gemeldet, so dass es immer wieder ein Auf und Ab bei den Neuinfektionen gibt. Alles längst normal, sofern es in diesen Tagen überhaupt etwas gibt, das „normal“ ist.

Interessanter ist hingegen die Frage, warum die Inzidenz im Kreis Mettmann schon früher – in der Zeit nach dem 8. April – derart in die Höhe schoss, deutlich stärker als im Landes- und Bundesdurchschnitt. Oder warum die Zahl der Todesfälle außerordentlich hoch ist, wenn man sie ins Verhältnis zur Einwohnerzahl setzt. Und dann die Unterschiede zwischen den Städten: Warum hat Velbert beispielsweise so viel mehr Infizierte als das größere Ratingen und doppelt so viele Todesfälle?

Vieles lässt sich mit der Altersstruktur des Kreises erklären, der offenbar eine zum Teil sehr alte Bevölkerung hat. Anderes lässt sich daraus ableiten, dass es hier mehr, da weniger Alten- und Pflegeeinrichtungen gibt oder andere Sozialstrukturen. Aber vor allem bleibt die Erkenntnis: Es gibt viele Fragen und wenige eindeutige Antworten.

Eines müssen alle aus der Pandemie lernen – und das nicht nur im Kreis Mettmann: dass dringend mehr Informationen erforderlich sind. Es müssen eindeutig mehr Daten erhoben werde, als das bislang der Fall ist.

Immer noch wissen die Experten nicht wirklich, wo die Menschen sich anstecken. Klar scheint zu sein, dass das Risiko in Innenräumen ungleich größer ist als draußen. Und es zeichnet sich ab, dass die Ansteckung im privaten Umfeld einer der bedeutendsten Treiber bei der Verbreitung des Virus ist. Und es wird auch deutlich, dass auch die Wohnsituation größten Einfluss hat – wo viele Menschen wohnen, können auch mehr infiziert werden.

Was wir aber dringend brauchen, sind Fakten. Dass der Kreis Mettmann in dieser Woche erklären musste, das Infektionsgeschehen sei „nach wie vor sehr diffus“, gilt nicht nur hier, sondern wahrscheinlich überall.

Bei der Aufarbeitung der Seuche geht es auch darum, so viele Daten und Erkenntnisse wie möglich zu gewinnen. Und zwar frühzeitig. Dieses Wissen kann vielleicht dann einmal Menschenleben retten.

Den Bericht über die Corona-Entwicklung im Kreis Mettmann lesen Sie hier.