Traurig: Hummeln sterben im Sommer vor allem, weil sie kaum mehr Nektar finden. Foto: Volkmann
Traurig: Hummeln sterben im Sommer vor allem, weil sie kaum mehr Nektar finden. Foto: Volkmann

Kreis Mettmann. Auch im Kreis Mettmann kennt man das Phänomen: In den Sommermonaten findet man viele tote Hummeln. Wissenschaftler konnten inzwischen klären, wie es dazu kommt. 

Es ist ein trauriges Bild, das sich im Sommer bietet: Auf dem Boden liegen unzählige tote Hummeln und Bienen. Lange Zeit war unklar, wieso es ausgerechnet in den heißen Monaten dazu kommt. Forscher haben das Rätsel nun gelüftet.

Vermeintlich lagen die toten Insekten vor allem unter den Linden. Hat es also etwas mit dem Gewächs zu tun? Nein, Zählungen widerlegten die Annahme schnell, informiert der Naturschutzbund. Daran liegt es also nicht.

Nach einer weiteren Theorie handelte es sich bei dem Hummelsterben um einen natürlichen Prozess – die die Tiere würden schlicht der Altersschwäche erliegen oder sie würde – bereits geschwächt – ein Opfer von Fressfeinden. Forscher der Uni Münster konnten Aufklärungsarbeit leisten: Sie analysierten in den Neunzigern die Hummelkörper – drei Viertel von rund 11.000 Insekten wiesen demnach Fraßspuren auf. Aber: „Gleichzeitig stellten die Forscher unter Leitung von Professor Bernhard Surholt jedoch fest, dass die gestorbenen Tiere keineswegs überaltert, sondern meist im besten Hummelalter waren“, fasst der Naturschutzbund zu den Ergebnissen zusammen.

Also sei Gift im Spiel, so eine weitere Vermutung. Im Jahr 1977 gab es Hinweise darauf, der Nektar der spätblühenden Linden könnte den einfach strukturierten Zucker Mannose enthalten. Der ist für seine Giftigkeit bei Bienen und Hummeln bekannt. Medien sprangen auf und kündeten von „Todesbäumen“. Letztendlich war auch diese These nicht haltbar: „Trotz langwieriger Analysen konnte im Lindennektar nämlich keine Mannose und auch kein anderer bienengiftiger Zucker gefunden werden, ebenso wenig in den sterbenden Hummeln“, so der Naturschutzbund. Weitere Experimente untermauerten das.

Der wahre Grund für das massenhafte Hummelsterben ist weitaus trauriger: Die Tiere sterben, weil sie verhungern. In Grünanlagen und Gärten mangelt es an Nahrung – Hummeln und Bienen finden schlicht kaum Nektar. Der Mensch hat daran seinen Anteil: Steingärten, aufgeräumte Grünflächen und die Eliminierung freier Naturflächen nimmt Hummeln und Bienen ihre „Krafttankstationen“ – vor allem in verstädterten Gebieten gilt das.

Konkurrenz an der Linde

Dass ausgerechten die Linde mit dem Hummelsterben im Sommer in Verbindung gebracht wird, lässt sich ebenso erklären. Vom Naturschutzbund heißt es hierzu: Silberlinden blühten ungefähr zwei bis vier Wochen nach den Winter- und Sommerlinden. „Zum Blühzeitpunkt der Silberlinde ist das sonstige Nektarangebot sehr gering. Man kann also annehmen, dass viele Hummeln während dieses Nektarlochs bereits so stark geschwächt sind, dass sie bei Entdeckung der Linden bereits für die Nahrungsaufnahme zu schwach sind“. Versuche mit hochtechnischem Gerät belegten das: Aufgrund des Mangelzustandes bei anderem Nektar versuchten die Tiere ihr Glück bei der Linde, dort war die Konkurrenz jedoch sehr groß. „Die Nahrungsaufnahme verbrauchte mehr Energie, als sie brachte“, so der NABU zu dem Experiment.

Gegen das Hummelsterben etwas tun, kann der Mensch. Er muss den Insekten die notwendige Nahrung zugänglich machen – mit der Aussaat blühender Wildpflanzen zum Beispiel. Klee, Kugeldistel, Artischocke oder Bartblume – die Spätblüher helfen den pelzigen Fliegern über den Sommer. So kommt es auch zu weniger Konkurrenzkämpfen an den Silberlinden.

In Akutfällen kann sogar Zuckerwasser helfen: Die Hummeln können sich damit stärken, damit sie den Flug zur nächsten Linde schaffen.

Das massenschafte Hummelsterben ist für Mensch und Natur gleichermaßen dramatisch: Hummeln sind fleißig und rund 18 Stunden pro Tag im Einsatz, heißt es vom NABU Südbaden.. Sie fliegen etwa 1.000 Blüten an. Fällt das weg, müssten Pflanzen durch mechanische Maßnahmen bestäubt werden.