Die "Station Vitalis" im Evangelischen Krankenhaus ist auf Patienten mit Demenz spezialisiert. Foto: EVK
Die "Station Vitalis" im Evangelischen Krankenhaus ist auf Patienten mit Demenz spezialisiert. Foto: EVK

Mettmann. Unter dem Titel „Herausforderung Demenz im Krankenhaus“ fand am Mittwochnachmittag die offizielle Vortragsveranstaltung für Fachpublikum zur Eröffnung der Station Vitalis im EVK Mettmann statt.


Denn genau dort wurde im Spätsommer 2018 die neue „Station Vitalis“ in Betrieb genommen – aktuell ist diese Station ein Leuchtturmprojekt in der Versorgung von Menschen mit Demenz im Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung.

Auf der Station werden bis zu 15 internistische Patienten mit der Nebendiagnose Demenz in modernen und gleichzeitig bedarfsgerechten Räumlichkeiten versorgt. „Wir behandeln als somatische Klinik natürlich vorrangig die körperliche Erkrankung, dennoch sind Patienten höheren Alters häufig auch demenziell kognitiv verändert – auch wenn die Formen und Ausprägungen des Vergessens sehr unterschiedlich sind. Dennoch verunsichert ein Krankenhausaufenthalt diese Patienten deutlich mehr als jemanden, der im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist und versteht, was mit ihm passiert!“, erläutert Chefarzt PD Dr. med. Berg den Hintergrund der neuen Station im EVK.

Regina Schmidt-Zadel, MdB a.D. und Vorsitzende des Landesverbandes der Alzheimer-Gesellschaften NRW, fand in ihrem Grußwort sehr deutliche Worte. Die aktuelle Situation von Demenzerkrankten in den Krankenhäusern in NRW sei eine Katastrophe. Viele Angehörige beklagten sich, dass demenzerkrankte Patienten in einem schlechteren Zustand das Krankenhaus verließen, als bei der Aufnahme. Schmidt-Zadel erklärte weiter, dass sie dafür kämpfe, dass jedes Krankenhaus eine Demenzstation und einen Demenzbeauftragten erhalte. Ein ambitionierter Wunsch, bedenkt man, welche Anstrengungen das EVK Mettmann von der Planung bis hin zur Inbetriebnahme der Station unternehmen musste.

Jessica Llerandi Pulido, Kaufmännische Leiterin des Krankenhauses und Projektbeauftragte der „Station Vitalis“ betonte in ihrem Vortrag, dass sowohl die Krankenkassen, als auch das Ministerium die Projektidee der „Station Vitalis“ als durchweg positiv und wichtig bewerteten, es in vier Jahren Planungszeit jedoch keinerlei Förderungen für das Projekt seitens der Kassen oder des Landes gegeben habe. Aus Spenden und Eigenmitteln wurde das Projekt ins Leben gerufen, das dabei helfen soll, dass Menschen mit Demenz, aber auch die Angehörigen bestmöglich betreut und beraten werden, damit der Weg des Patienten nach der Entlassung nicht alternativlos ins Pflegeheim führt.

Im EVK Mettmann wurde keine Kosten und Mühen gescheut und so hebt sich die neue Station heute sowohl in ihrer Gestaltung als auch durch ein umfangreiches Betreuungskonzept von anderen Stationen des Krankenhauses ab. „Die Farbwahl, also die Gestaltung mit Orangetönen ist bewusst gewählt. Orange ist eine Farbe der Lebensfreude und hat eine aktivierende Wirkung bei depressiv verstimmten oder antriebslosen Menschen. Gleichzeitig wirkt diese Farbe stresslindernd, schafft aber durch den Wiedererkennungswert auch eine wichtige Orientierung für die Patienten im Krankenhausalltag“, erklärt Neurologe Dr. med. Harald Brauer, der die Patienten neurologisch und psychiatrisch betreut. Große Blumen an den Türen bieten darüber hinaus eine kognitive Orientierungshilfe, um das eigene Zimmer auf der Station wiederzufinden.

Das therapeutische Betreuungsspektrum auf der Station Vitalis ist auf die Zielgruppe zugeschnitten. Seniorenalltagsbegleiter besuchen die Patienten, um mit ihnen zu singen, ihnen vorzulesen, ein Gesellschaftsspiel zu spielen oder auch einfach nur, um eine Tasse Kaffee in Gesellschaft zu ermöglichen. Hinzu kommt die regelmäßige Bewegungstherapie durch Physiotherapeuten und mit Hilfe eine Moto-Ergometers, die Schlucktherapie mit Logopäden und die Ergotherapie zur Förderung der kognitiven Fähigkeiten. Die Pflegekräfte des Krankenhauses, die auf der Station Vitalis arbeiten, sind darüber hinaus speziell geschult und weitergebildet.

Zusätzlich ist die regionale Alzheimergesellschaft regelmäßig vor Ort, um Patienten und Angehörige zu beraten, damit auch nach dem Krankenhausaufenthalt eine bedarfsgerechte Versorgung möglich wird. Zudem finden neurologisch-psychiatrische Gespräche mit den Patienten und auf Wunsch auch Angehörigen statt. Das gesamte Projekt fußt auf einer interdisziplinären Basis.

„Wir freuen uns, dass wir den Herausforderungen einer älter werdenden Gesellschaft mit Schaffung der ‚Station Vitalis‘ begegnen können und hoffen, dass so ein Modellprojekt irgendwann zur Regelversorgung werden kann – die auch entsprechend gefördert wird“, sagte die Kaufmännische Leiterin zum Abschluss Ihres Vortrags.