Eine Schultafel hängt an einer Wand. Foto: pixabay
Eine Schultafel hängt an einer Wand. Foto: pixabay

Gelsenkirchen. Bereits 285 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine lernen in Gelsenkirchener Schulen. Das teilt die Stadtverwaltung mit. 


Mit Integrations- und Sprachkursen, unterschiedlichen Sportangeboten, Internationalen Förderklassen und vielem mehr unterstützt die Stadt Gelsenkirchen neu Zugewanderte und geflüchtete Menschen beim Ankommen und bei der Integration. Knapp 2.000 Menschen sind innerhalb weniger Wochen aus der Ukraine nach Gelsenkirchen gekommen, um hier Zuflucht vor dem Krieg zu suchen. Nachdem in den ersten Wochen zunächst die kurzfristige Schaffung von Unterbringungs- und Betreuungskapazitäten im Vordergrund stand und zuletzt die Vermittlung in privaten Wohnraum wichtige Aufgabe war, gewinnt nun die Aufgabe des Auf- und Ausbaus von Bildungs- und Betreuungsinfrastruktur weiter an Bedeutung.

„Hier können wir auf Erfahrungen und Angebote aus dem Jahr 2015 zurückgreifen, als viele Menschen aus Syrien zu uns gekommen sind“, sagt Stadträtin Anne Heselhaus, zu deren Vorstandbereich Kultur, Bildung, Jugend, Sport und Integration zählen.

Beim Ankommen, sich zurechtfinden ist die Sprache ganz wesentlich. „Es stellt uns vor Herausforderungen, aber es freut mich, dass die Integrations- und Sprachkurse von den Menschen aus der Ukraine stark nachgefragt werden“, so die Stadträtin. Für Anfang Juni ist der Start eines neuen Integrationskurses bei der Volkshochschule (VHS) geplant. Darüber hinaus prüft die VHS, ob das Angebot an Integrationskursen noch weiter ausgebaut werden kann. Das Erlernen der Sprache können auch Angebote der Stadtbibliothek erleichtern. „Allen Geflüchteten, also nicht nur denen aus der Ukraine, bietet die Stadtbibliothek einen zeitlich befristeten, kostenlosen Probeausweis an. Dies wurde zum Beispiel auch von den syrischen Flüchtlingen gut angenommen“, erläutert Anne Heselhaus.

Das Sprachlerntraining „Fit in Deutsch“ wendet sich an neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler. Es gibt Kindern eine Starthilfe, die nicht über ausreichende Sprachkenntnisse verfügen, um am Unterricht in Regelklassen teilzunehmen. Angeboten wird es in den Oster-, Sommer- und Herbstferien. „Dank der Initiative des Kommunalen Integrationszentrums konnten bereits in den Osterferien 29 ukrainische Kinder an dem Programm teilnehmen“, freut sich Stadträtin Heselhaus. Das Kommunale Integrationszentrum kümmert sich um die schulische Integration von Kindern und Jugendlichen mit Zuwanderungsgeschichte und weist sie passenden Gelsenkirchener Schulen mit Internationalen Förderklassen zu. Mittlerweile haben bereits 285 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine einen Schulplatz.

Für die Kleinen im Alter bis sechs Jahren ohne Kita-Platz gibt es Angebote in 16 sogenannten „Griffbereit“- oder auch acht „Erdmännchen-Gruppen“, in den Familienzentren und auch in Kinderstuben. Hinzu kommt ein neues Format im Rahmen einer Spielgruppe in der Kinderstube Gabelsbergerstraße für ukrainische Kinder und deren Familien. GeKita bietet außerdem in zehn Kitas insgesamt elf „Kita-Einstiegsgruppen“ an. Diese richten sich an Familien mit Flucht- oder Zuwanderungshintergrund.

„Während die Kinderstuben ein niedrigschwelliges Angebot mit einem sehr guten Betreuungsschlüssel für neuzugewanderte Familien sind, ist die Erdmännchen-Gruppe etwas für Kinder im Vorschulalter und Griffbereit fördert schon bei den Kleinsten im Alter bis zu drei Jahren zum Beispiel die Sprachbildung als Grundlage der Mehrsprachigkeit. Außerdem gibt es ja noch die schon seit Jahren bewährte Mobile Kita“, erläutert Anne Heselhaus. Rund 200 ukrainische Kinder im Alter bis zu sechs Jahren leben derzeit in Gelsenkirchen. Bei GeKita liegen Ende Mai 27 Anmeldungen ukrainischer Kinder vor. Davon haben neun Kinder aus der Ukraine bereits einen Kindergartenplatz erhalten sowie drei Kinder ein Platzangebot.

Ehrenamtlich leisten „wertvolle Arbeit“

„Für die Angebote rund um die Gemeinschaftsunterkünfte und in den Stadtteilen leisten ehrenamtliches Engagement und die Flüchtlingshilfe im Quartier wertvolle Arbeit. Die Flüchtlingshilfe im Quartier wird getragen von der Arbeitsgemeinschaft Wohlfahrt und der Frauenberatungsstelle für geflüchtete Menschen. Die Wohlfahrtsverbände sind es auch, die die Betreuung in den Gemeinschaftsunterkünften übernommen haben“, weiß Anne Heselhaus. Die Flüchtlingshilfe im Quartier bietet Beratung und Hilfe und ist zudem gut vernetzt mit städtischen Einrichtungen. „Nachdem die geflüchteten Menschen am Info-Point Ukraine in der Emscher-Lippe-Halle erste Informationen und Beratungen erhalten haben, geht die Flüchtlingshilfe im Quartier die nächsten Schritte und bietet spezifische und konkrete Hilfen vor Ort“, so Heselhaus.

Auch Gelsensport ist ein wichtiger Partner bei der Betreuung geflüchteter Menschen. Einem Gelsensport-Aufruf sich zu engagieren, sind viele Vereine gefolgt. In einem Faltblatt sind die so zusammengekommenen Sport- und Bewegungsangebote gebündelt, das in den Gemeinschaftsunterkünften und über die Flüchtlingshilfe im Quartier verteilt wird. Außerdem hat Gelsensport in den Gemeinschaftsunterkünften nachgefragt, welche Spiel- und Sportmaterialien gebraucht werden. Offene Bewegungsangebote, wie zum Beispiel auf dem Consolgelände, wurden ebenfalls vorgestellt.

„Verschiedene Jugendverbände und kommunale Jugendzentren haben ebenfalls Kontakt zu ukrainischen Geflüchteten aufgenommen und machen auch Angebote in den Gemeinschaftsunterkünften. Zum Beispiel stellt der Jugendring Gelsenkirchen in der Emscher-Lippe-Halle Spielmaterial zur Verfügung, das Jugendzentrum Driburger Straße ist sehr aktiv in der ehemaligen Mehringschule und das Jugendzentrum Buerer Straße begleitet ukrainische Familien in der Nachbarschaft“, berichtet Anne Heselhaus.

Anne Heselhaus freut es, dass es in Gelsenkirchen ein eng gewobenes Netzwerk unterschiedlicher Akteure mit einer Vielzahl von Angeboten gibt: „Ausdrücklich möchte ich mich bei allen für ihr Engagement und die gute Zusammenarbeit bedanken.“

Rund zwei Drittel der insgesamt 1.969 aus der Ukraine geflüchteten Menschen in Gelsenkirchen sind laut Stadtverwaltung Frauen und Mädchen. Die Altersstruktur der Menschen aus der Ukraine sieht im Einzelnen so aus: im Alter bis 6 Jahren sind 201, von 6 bis 18 Jahren 518 Personen. 1.246 Menschen sind über 18 Jahren.