Kreis Mettmann. Finanzielle Allgemeinbildung fordert Klaus Gärtner, Koordinator der Schuldnerberatung des Caritasverbandes für den Kreis Mettmann.
„In einer auf Konsum ausgerichteten Welt muss der Umgang mit Geld, Handy und Internet gelernt werden“, sagt Klaus Gärtner. So könne unter anderem dem Verschuldungsrisiko, das von „Buy Now, Pay Later“-Angeboten ausgehe, begegnet werden. Gärtner äußert sich anlässlich der Aktionswoche Schuldnerberatung 2024, zu der die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV) vom 10. bis 14. Juni aufruft.
Die Caritas-Schuldnerberatung beteiligt sich an der Aktionswoche mit zwei Angeboten – am Dienstag, 11. Juni, von 9 bis 14 Uhr findet für Kunden des Jobcenters ME-Aktiv in Hilden an der Hochdahler Straße 14 eine Informationsveranstaltung zur Schuldnerberatung statt.
Am Mittwoch, 12. Juni, von 13.30 bis 16.30 Uhr sind die Mitarbeiter der Caritas-Schuldnerberatung mit einen Infostand in der Königshof-Galerie in Mettmann und stehen dort für Fragen zur Verfügung.
Die Aktionswoche Schuldnerberatung nimmt vor allem „Buy Now, Pay Later“-Angebote ins Visier. „Buy now – Inkasso später“ lautet das Motto der Aktionswoche. „Viel zu viele, auch junge Menschen, unterschätzen das Risiko, das von scheinbar so verlockenden Angeboten ausgeht, jetzt etwas im Internet zu bestellen und es später zu bezahlen. Das Risiko, den Überblick zu verlieren und in eine Schuldenfalle zu geraten ist bei diesen Angeboten extrem hoch“, betont Katja Neveling Abteilungsleiterin im Bereich Rehabilitation des Caritasverbandes.
Wichtig: Finanzsituation überblicken
Für betroffene Haushalte – darunter seien auch viele junge Menschen – sei es wichtig, wieder einen Überblick über die finanzielle Situation zu bekommen und eine gute Budgetplanung zu erstellen, wollen sie aus der Schuldenfalle heraus. „Das ist kein einfacher Weg, der auch die Schuldnerberatungsstellen vor große Herausforderungen stellt. Daher fordert auch die Schuldnerberatung des Caritasverbandes gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung neben einer finanziellen Allgemeinbildung von klein auf, viel mehr Transparenz bei diesen Angeboten“, sagt Neveling.
Mit den vielen verschiedenen Finanzierungs- und Zahlungsmöglichkeiten der Anbieter verschwimme für die Käuferinnen und Käufer die Grenze zwischen Rechnungskauf und Ratenfinanzierung. Die Zahlung laufe dann häufig über Drittanbieter, bei denen mit dem Kauf unter Umständen sogar ein Kredit abgeschlossen werde. „Das wird so jedoch im Kaufprozess nicht klar kommuniziert. Das kritisieren wir vor allem. Auch Angaben zu anfallenden Zinsen und Gebühren gibt es häufig nicht. Transparenz bei Zinsen und Kosten im Zusammenhang mit solchen Geschäften dürfen nicht im Kleingedruckten stehen, sie müssen für alle verständlich unmittelbar vor dem Bezahlprozess erfolgen. Da muss der Gesetzgeber tätig werden“, sagt Gärtner, der diese Schuldenfallen im Beratungsalltag immer wieder erlebt. Er ist sicher, dass auf diese Weise viele Menschen vor Schulden bewahrt werden können.
Und wenn – unter anderem durch „Buy Now, Pay Later“-Angebote – Menschen in die Verschuldung geraten seien, müssten sie einen Zugang zur Schuldnerberatung haben. „Der darf nicht abhängig sein von örtlichen Regelungen, daher fordern wir einen Rechtsanspruch auf Schuldnerberatung für alle“, so Neveling weiter. Zudem müsse es eine dauerhaft institutionell abgesicherte primäre Präventionsarbeit geben, die Schuldnerberatungsstellen in Trägerschaft der Verbände leisten könnten. „Vorbeugen ist hier besser als heilen, es erspart vielen Menschen die drohende Armut. Und wenn Menschen in diese Situation kommen, muss vor allem soziale Schuldnerberatung gestärkt werden. Sie verfolgt einen ganzheitlichen Beratungsansatz und unterstützt Überschuldete bei ihrer wirtschaftlichen und psychosozialen Stabilisierung. Ein auch volkswirtschaftlich messbarer Mehrwert“, so Neveling abschließend.
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