Hand in Hand gegen das Vergessen: Cornelia Stieler (Schönwalds Erben e.V.) und Sebastian Wladarz (Stiftung Haus Oberschlesien) am EIngangstor des KL Auschwitz I. Foto: Haus Oberschlesien
Hand in Hand gegen das Vergessen: Cornelia Stieler (Schönwalds Erben e.V.) und Sebastian Wladarz (Stiftung Haus Oberschlesien) am EIngangstor des KL Auschwitz I. Foto: Haus Oberschlesien

Ratingen. Zum 80. Mal jährt sich der Todesmarsch aus Auschwitz und seinen Außenlagern durch Schönwald. Anlässlich eines Bildungs- und Gedenkprojekt ist ein Denkmal enthüllt worden. Vertreter der Stiftung Haus Oberschlesien waren vor Ort. 


Zur Enthüllung des Denkmals für die Opfer des Todesmarsches der Häftlinge des KL Auschwitz durch das ehemalige Schönwald erklärt der Vorsitzende des Vorstands der Stiftung Haus Oberschlesien Sebastian Wladarz die Intentionen: „In Auschwitz/Birkenau fand im Zuge des Holocaust ein systematischer und industrieller Massenmord an europäischen Juden statt. Auch Angehörige vieler Nationalitäten, vor allem auch Polen sowie andere von den Nationalsozialisten verfolgten Gruppen, insbesondere Minderheiten wurden dort eingesperrt und ermordet.“

Häftlinge seien selbst kurz vor dem Kriegsende unter unmenschlichen Bedingungen auf einen Fußmarsch Richtung Westen geschicktworden. „Wer nicht weitergehen konnte und sich entweder am Straßenrand hingesetzt hatte oder zusammenbrach, wurde von den SS-Wachen hingerichtet“, so Wladarz. „Die Leichen ließ man liegen oder sie wurden verscharrt.“ Den Opfern sei ihre letzte Würde genommen worden. Ihnen sei das Menschsein abgesprochen worden.

Mit einer Gedenkfeier und der Errichtung des Sockels mit Gedenktafeln in Polnisch, Hebräisch, Englisch und Deutsch, auf den noch eine aussagekräftige Skulptur folgen wird, sollte den Opfern des Todesmarsches ein Stück weit ihre Würde zurückgeben werden, in dem für die verscharrten und verstreut vergrabenen Leichen ein zentraler Gedenkort geschaffen wird.

„Auch für die Nachkommen soll dieser Gedenkort dazu beitragen, dass sie ein wenig Frieden finden, in dem sie wissen, dass ihre Vorfahren ein würdiges Gedenken erhalten haben“, so Wladarz. Unter den Gästen des Gedenkens waren Nachfahren einiger der damaligen Häftlinge. „Sie bitten wir, auch wenn wir persönlich keine Schuld tragen, aus tiefstem Herzen um Vergebung und danken herzlich, dass sie dieses Zeichen von unserer Seite annehmen“. Die Ereignisse des Winters 1945 liegen 80 Jahre zurück.

Sebastian Wladarz findet auch mahnende Worte angesichts des andauernden Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine: „Direkt nach Ende des Zweiten Weltkriegs beteuerten die Menschen: Nie wieder Krieg! Nie wieder Flucht und Vertreibung. Doch der Mensch vergisst scheinbar schnell. Seit knapp drei Jahren erleben wir in Europa wieder einen Krieg, den Russlands gegen die Ukraine. Es passieren wieder Massaker. Butscha steht heute sinnbildlich für die Brutalität der russischen Aggressoren.“ Man müsse gegen das Vergessen ankämpfen. „Mit dem Denkmal wollen wir ein sichtbares Zeichen und einen Gedenkort schaffen“.

Nicht zuletzt sollen für Schülerinnen und Schüler Formate der historisch-politischen Bildung geschaffen werden. Durch Wissensvermittlung sollen junge Menschen in die Lage versetzt werden, „sich selbst ein Bild davon zu machen, was Ideologie und Totalitarismus in der Lage sind, anzurichten“, so Wladarz.

Zum Ende und nach dem Zweiten Weltkrieg wurden bis zu 15 Millionen Deutsche aus ihrer Heimat vertrieben. Etwa zwei Millionen Menschen fanden dabei den Tod. „Wir vergessen allerdings nicht, dass dies geschehen konnte, weil viele Deutsche ihrem Führer in seiner Ideologie folgten, welche das eigene Volk erhöhte und andere zu minderwertigen Rassen erklärte“, mahnt Wladarz.

Max Mannheimer, Überlebender des Holocaust sagte: „Ihr seid nicht schuld an dem, was war, aber verantwortlich dafür, dass es nicht mehr geschieht.“