Evi Clasen begrüßt die Teilnehmenden der Gedenkfeier an der Talstraße. Neben ihr sitzt der Historiker Rainer Köster. Im Vordergrund Bürgermeisterin Sandra Pietschmann und ihr Stellvertreter Nils Lessing Foto: Kreisstadt Mettmann
Evi Clasen begrüßt die Teilnehmenden der Gedenkfeier an der Talstraße. Neben ihr sitzt der Historiker Rainer Köster. Im Vordergrund Bürgermeisterin Sandra Pietschmann und ihr Stellvertreter Nils Lessing Foto: Kreisstadt Mettmann

Mettmann. Friedel Diederich hatte noch sein ganz Leben vor sich, als er am Morgen des 8. April 1945 vor den Toren Mettmanns getötet wurde.


Der 18-Jährige Mettmanner hatte sich als Soldat von der Truppe entfernt und auf dem elterlichen Hof versteckt. Nachbarn hatten ihn gesehen und gemeldet. Diederich wurde von der SS aufgespürt und festgenommen. Am nächsten Tag wurde er standrechtlich
erschossen. Versuche des Mettmanner Pfarrers G. A. Köhnen, den jungen Mann zu retten, blieben erfolglos. Am 8. April starb er im Kugelhagel des Exekutionskommandos – acht Tage, bevor der Krieg in Mettmann zu Ende war. Pfarrer Köhnen hat Jahre später von diesem fruchtbaren Erlebnis in der Medamana, der Zeitung der Bürger- und
Heimatvereinigung „Aule Mettmanner“, berichtet.

Das Bündnis für Toleranz und Zivilcourage, dem auch die Stadt angehört, hat für Friedel Diederich anlässlich seines 80. Todestages einen Ort des Gedenkens geschaffen. An der Talstraße kurz vor der Regiobahnbrücke wurde ein Bergahorn gepflanzt, gespendet von der
Baumschule Pusch, und eine Gedenkplatte montiert, die an die Hinrichtung Friedel Diederichs erinnert.

„Gerade in der heutigen Zeit, in der die Begegnungen mit Zeitzeugen immer seltener werden, ist es elementar, die Erinnerung wachzuhalten“, sagte Bürgermeisterin Sandra Pietschmann bei der symbolischen Baumpflanzung. Es sei unvorstellbar, mit welcher
Grausamkeit die unmenschliche Kriegsmaschinerie der Nazis bis zuletzt aufrechterhalten werden konnte.

Rainer Köster, Historiker und Autor der Dokumentation „Mettmann unterm Hakenkreuz“, hatte die letzten Stunden Friedel Diederichs für die rund 30 Teilnehmenden der Gedenkfeier nachgezeichnet.

Unfassbar: Pfarrer Köhnen schilderte, dass er am Abend vor der Hinrichtung beim SS-Standgerichtsoffizier vergeblich um Aufschub des Todesurteils gebeten hatte. Als der Offizier die Akte des Verurteilten aus einem Schrank in seinem Büro holte, sah der Pfarrer
den Zivilanzug des Offiziers hängen. „Der Anzug wartete auf den Tag der Kapitulation, um seinen Träger unkenntlich in der Masse verschwinden zu lassen“, schrieb Pfarrer Köhnen.