
Ratingen. Mit einem Bürgerfest am Schloss Linnep haben Heimatvereine aus dem gesamten Angerland und Ratingen an die kommunale Neugliederung vor 50 Jahren erinnert.
Viele Bürgerinnen und Bürger radelten oder wanderten auf organisierten Touren nach Breitscheid, um vor dem Anwesen des Freiherrn und der Freifrau von Ketteler eine hochinformative Ausstellung zur Gemeindereform 1975 zu besichtigen, der Ansprache des Innenministers Herbert Reul zu lauschen und/oder das Gespräch der beiden Stadtoberhäupter Dr. Stephan Keller und Klaus Pesch zu verfolgen. Das Spielmobil Felix war auch da, insgesamt unterstützte die Stadt Ratingen als Rechtsnachfolgerin des Amtes Angerland die Veranstaltung nach Kräften.
Die kommunale Neugliederung war in den Jahren bis 1975 fast überall in Nordrhein-Westfalen ein mehr oder weniger großes Thema. Daran konnte sich auch Innenminister Herbert Reul noch gut erinnern. In seiner launigen Ansprache erzählte er, wie seine Heimatstadt Leichlingen damals auf dem Wunschzettel des großen Nachbarn Solingen stand, am Ende aber ihre administrative Eigenständigkeit innerhalb des neu gebildeten Rheinisch-Bergischen Kreises behaupten konnte.
Das damalige Amt Angerland gehörte zu den Gebieten, in denen die Gemeindereform ein großes Thema war. Hart und kreativ kämpften die Angerländer um ihre Eigenständigkeit, wähnten sich kurz vor der Ziellinie schon als Sieger. Doch dann wurde es – sinnbildlich gesprochen – doch nur der zweite Platz, die Aufteilung auf Düsseldorf und Ratingen. Immerhin war die zeitweise ebenfalls ernsthaft drohende Eingemeindung einzelner Gemeinden durch Duisburg, Mülheim oder Heiligenhaus verhindert worden. Angermund, Wittlaer und Kalkum kamen zu Düsseldorf, der größere Teil mit Lintorf, Breitscheid, Hösel und Eggerscheidt zu Ratingen.
Oberbürgermeister Keller und Bürgermeister Pesch waren sich im Interview mit Moderator Christian Pannes einig, dass diese Lösung aus der heutigen Perspektive für alle Beteiligten sehr gut war. Man habe sich im neuen Verwaltungsgefüge gut und vorteilhaft arrangiert, ohne dabei die kulturelle Eigenständigkeit in den jeweiligen Stadtteilgemeinschaften einzubüßen. Ebenfalls einig waren sich die Stadtoberhäupter, dass die in 50 Jahren bewährten kommunalen Grenzen so bald nicht mehr verschoben werden.
Der Organisations-Arbeitskreis, bestehend aus den Lintorfer Heimatfreunden, dem Angermunder Kulturkreis, dem Kulturkreis Hösel, dem Kulturkreis Kalkum, dem Kultur- und Heimatverein Wittlaer und dem Ratinger Heimatverein, hatte das Bürgerfest in Linnep von langer Hand und mit viel Liebe zum Detail vorbereitet. Vor Monaten bereits war bereits die Historikerin Dr. Andrea Niewerth beauftragt worden, den Prozess der kommunalen Neugliederung aus der Perspektive des Angerlandes aufzubereiten. Entstanden ist die Roll-up-Ausstellung „Zwischen Hoffen und Bangen – die ‚Grüne Freiheit Angerland‘ und die Kommunale Neugliederung“, die am 18. Mai in Schloss Linnep erstmals gezeigt wurde.
Symbol des damaligen Angerländer Kampfes war der „grüne Schmetterling“, denn der Flächenumriss des Angerlandes hatte die Form eines Schmetterlings, und das üppige Grün zwischen den Großstädten an Rhein und Ruhr war und ist das Markenzeichen des Angerlandes. Daran hat sich bis heute nichts geändert, wovon sich alle spätestens auf ihrem Marsch bzw. ihrer Fahrt zum Schloss Linnep überzeugen konnten.
Und auch in Zukunft kann man die schönsten Seiten des Angerlandes noch (wieder)entdecken. Denn die Orga-AG der Heimatvereine hat auch andere Vereine zum Mitmachen bewegt. So hat der ADFC Ratingen eine Radtour auf den Spuren des „grünen Schmetterlings“ konzipiert. Besucher des Festes bekamen die ausgedruckte Tourkarte. Wer lieber mit Führung radelt, kann sich den 31. Mai vormerken. Dann bietet der ADFC eine Schmetterlings-Tour an.
Die Ausstellung „Grüne Freiheit Angerland“ ist übrigens zunächst nach Wittlaer gewandert. Ende Juni kommt sie nach Hösel, später dann noch nach Lintorf und Ratingen.