Viele Autos, viele Anwohner: die Mettmanner Straße in Wülfrath. Fotos: Kling

Wülfrath. Einer aktuellen Studie zufolge fehlen allein in Westdeutschland 1,2 Millionen Wohnungen. Und auch in Wülfrath stoßen Menschen, die sich auf Wohnungssuche machen, auf Probleme.


Die demographische Entwicklung führt dazu, dass immer mehr Menschen nach dem Familienleben, dem Auszug der Kinder, sich „kleiner setzen“ könnten, aus dem Haus ausziehen in eine altersgerechte Wohnung. Doch wenn sie sich auf die Suche machen, finden sie: fast nichts.

Was nicht selten zur Folge hat: Paare bleiben in ihren eigenen vier Wänden, auch wenn sie eigentlich gar nicht mehr so viel Platz bräuchten. So werden Häuser nicht frei für jüngere Familien. Stattdessen werden immer noch neue Einfamilienhaussiedlungen geplant und errichtet. Dabei müsste doch das Wohnen „in der Stadt“ attraktiver werden.

Neben dem fehlenden Angebot gibt es noch andere Hemmnisse für einen Umzug: In der Innenstadt ist es lauter als in den reinen Wohngebieten wie Maushäuschen. Und die Ruhestörung kommt keinesfalls von den inzwischen wenigen Gaststätten, die es noch gibt. Ruhestörer Nummer eins ist der Verkehr.

Das können gerade die Menschen hinter der Sperrung an der Düsseler Straße erfahren: Auf einmal ist Wohnen in der Stadt „wie auf dem Lande“. Was für Geschäfte ein Desaster ist, entpuppt sich für Anwohner als Segen.

Die Suche nach einer innenstadtnahen Wohnung führt bei Betroffenen nicht selten auch zu einem Perspektivwechsel: Straßen, die jahrzehntelang nur als Verkehrswege gesehen wurden, werden auf einmal als Wohngebiete wahrgenommen.

Wie viele Menschen doch an der Mettmanner Straße wohnen, entdeckt man wohl erst als Fußgänger. Aber wer geht schon freiwillig zu Fuß an Wülfraths meistbefahrener Straße entlang?

„Es ist wie mit den Glocken: Man hört es irgendwann nicht mehr“, erzählt eine Anwohnerin der Mettmanner Straße zu der Lärmbelästigung. Nur wenn nachts ein Bus oder ein Lkw „über einen Gullydeckel donnert, fällst du aus dem Bett.“

Oder die Goethestraße: Jede Menge Wohnungen zu beiden Seiten, aber immer noch stark befahren. Die Absicht der Stadt, hier – wie zwischen Heumarkt und Diek – auch Tempo 20 einzuführen, scheiterte am Veto der Verkehrsbetriebe, wie die Stadtverwaltung berichtete.

Nur Lärm sonst nichts: Schwelle an der Goethestraße.

Von einer Anwohnerin der Wilhelmstraße stammt die Aufforderung, „mal was über die Schwelle“ zu schreiben. Hinter Greenfiber/Optik Lorenz gibt es eine bauliche Veränderung auf der Fahrbahn wie auf der anderen Seite an der Goethestraße bei der Einfahrt zu Penny. Diese Schwellen machen nur eins: Lärm. Sie bremsen den Verkehr keineswegs, wie beispielsweise in der Loev.

Andere Städte sind bei der Bekämpfung von Lärmbelästigung durch Autos, Lkw und Motorräder schon weiter: Mettmann hat geschafft, was jahrzehntelang undenkbar war: den Verkehr aus dem Bereich Jubiläumsplatz fast vollständig zu verbannen.

In Wuppertal gibt es inzwischen kilometerlang auf Hauptverkehrsstraßen Tempo 30 mit dem Zusatzschild: „Lärmschutz“. Das wäre auch eine Lösung für die geplagten Anwohner der Mettmanner Straße, denn Lärmschutz kann man schließlich auch nur für die Nacht einrichten.

Wenn Wohnen in der Stadt in Zukunft gerade für den großen Teil der älteren Bevölkerung einen Reiz haben soll, braucht es nicht nur mehr Neubauten, sondern auch ein attraktiveres Umfeld für bestehende Wohnhäuser. Das heißt auch: deutlich mehr Einsatz für Lärmschutz.