Ratingen. Nach der Meldung über die Schließung des Restaurants Gut Porz war das Entsetzen bei vielen Ratingerinnen und Ratingern groß. Inzwischen ist klar: Es geht weiter mit dem Traditionshaus in Lintorf. Neue Betreiber übernehmen den Landgasthof zum Jahreswechsel.
Es war eine Meldung, die einschlug: Die bisherigen Betreiber des Restaurants Gut Porz gaben bekannt, dass sie ihr Engagement für den Landgasthof zum Jahresende aufgeben werden. Unter anderem die die “aktuellen Rahmenbedingungen” sowie der Fachkräftemangel hatte das Betreiberpaar angeführt. Reaktionen von Ratinger Bürgerinnen und Bürger ließen nicht lange auf sich warten: “Einfach nur schrecklich traurig”, schrieb eine Facebook-Nutzerin. “Werden das leckeren Gänseessen vermissen”, so eine anderer. Wieder andere witterten bereits, dass das Aus von Gut Porz womöglich nicht von langer Dauer sein könnte. Und genau so soll es kommen.
Nach Jahrzehnten unter bewährter Führung schlägt der traditionsreiche Gasthof Gut Porz am Hülsenbergweg ein neues Kapitel auf: Zum Jahreswechsel übernehmen David Adrian (38) und Dennis Voss (43) das historische Haus. Gemeinsam mit der Eigentümerfamilie Doppstadt wollen sie die Geschichte des beliebten Landgasthofs fortsetzen – mit Respekt vor der Tradition und dem Mut zu neuen Akzenten.
Gut Porz gilt als eines der ältesten erhaltenen Hofensembles Lintorfs. Bereits 1470 erstmals erwähnt, wurde das Fachwerkhaus 1985 in die Denkmalliste der Stadt Ratingen aufgenommen. In den letzten Jahrzehnten entwickelte es sich unter Heinz und Anja Neumann, später unter Robert und Cora Buchem, zu einer festen Größe in der regionalen Gastronomie. Bekannt für frische, bodenständige Küche und familiäre Atmosphäre, war „die Porz“ weit über Lintorf hinaus geschätzt – und wurde 2016 in der TV-Sendung „Rach sucht – Deutschlands Lieblingsrestaurant“ sogar als beste deutsche Küche ausgezeichnet.
Zukunft von Gut Porz in Lintorf: Neue Pächter, vertrautes Konzept
Mit David Adrian und Dennis Voss übernehmen nun zwei erfahrene Gastronomen, die bereits seit Jahren eng mit der Familie Doppstadt zusammenarbeiten.
„Die letzten zehn Jahre waren geprägt von Vertrauen, Harmonie und einem starken Miteinander“, sagt Adrian. „Deshalb war für uns schnell klar, diese Herausforderung gemeinsam mit der Familie Doppstadt anzunehmen.“
Auch Voss betont: „Uns war wichtig, dass die ‘Porz’ keine lange Pause erlebt. Nach einer kurzen Verschnaufpause soll es mit frischem Elan weitergehen.“
Die Wiedereröffnung ist direkt nach Karneval 2026 geplant. Das Konzept soll in seiner Grundstruktur erhalten bleiben – bodenständig, herzlich, regional –, ergänzt um behutsame Modernisierungen. „Wir möchten das fortführen, was Heinz und Anja Neumann aufgebaut und was Robert Buchem über viele Jahre weitergeführt hat“, erklärt Adrian. „Das Herzstück, die familiäre Atmosphäre und die Leidenschaft für gute Küche bleiben unverändert.“
Zwei erfahrene Gastronomen mit klarer Handschrift
Dennis Voss, gelernter Koch, begann seine Laufbahn in einem gehobenen Hamburger Restaurant. Nach Stationen in der Düsseldorfer Sternegastronomie und verschiedenen Brasserien entschied er sich für ein BWL-Studium, um auch die betriebswirtschaftliche Seite der Gastronomie zu verstehen. Anschließend sammelte er umfangreiche Erfahrung in der Event- und Hotelbranche, wo er zahlreiche Veranstaltungen und Caterings organisierte. Seine Stärke: Organisation, Kalkulation – und die Fähigkeit, Erlebnis und Effizienz zu verbinden.
David Adrian stammt aus einer Gastronomiefamilie mit Düsseldorfer Wurzeln. Schon sein Großvater leitete über 20 Jahre den traditionsreichen „Goldenen Ring“. Früh stand für ihn fest, dass seine Zukunft ebenfalls in der Gastronomie liegt. Bereits mit 28 Jahren machte er sich selbstständig, entwickelte mehrere Restaurant- und Eventprojekte und eröffnete 2016 sein eigenes Restaurant in Meerbusch-Büderich, das für internationale Küche und persönliche Gastfreundschaft bekannt wurde. Unterstützt wird er dabei von seiner Partnerin Katherina, die auch künftig an seiner Seite steht und für den gastlichen Ton im Haus sorgen soll.
Gemeinsam wollen Adrian und Voss den „Geist der Porz“ bewahren – die Mischung aus Nähe, Qualität und ehrlicher Küche – und ihn mit moderner Struktur verbinden. Geplant sind kleine kulinarische Themenabende, saisonale Wochenaktionen und ein erweitertes Wein- und Eventangebot. Im Mittelpunkt steht jedoch: „Ein Ort, an dem Menschen sich wohlfühlen – egal, ob sie zum Essen, Feiern oder einfach auf ein Glas vorbeikommen“, so Adrian.
Doppstadt: “Wir wollen, dass unsere Häuser lebendig bleiben”
Für die Eigentümer Familie Doppstadt, die gemeinsam Gut Porz seit vielen Jahren betreut, ist der Wechsel Teil einer größeren Entwicklung in der Branche: „Wir sehen derzeit demografiebedingt viele Pächterwechsel in den Objekten, die wir betreuen“, sagt Volker Doppstadt auch im Namen seiner Brüder. „Viele Betreiber, die in der Babyboomerphase der 70er und 80er Jahre begonnen haben, haben jetzt ein Alter erreicht in dem Sie den Fokus mehr auf die Freizeit und Familie legen. Einige ziehen sich auch zurück, bevor es gesundheitlich zu belastend wird. Es findet ein Generationenwechsel statt, der besonders ist, weil in einem bestimmten Zeitraum auch besonders viele Menschen in diesem Bereich gestartet sind. “
Volker Doppstadt betont zugleich, dass die Familie weiterhin großes Interesse an Qualität und Vielfalt im Ratinger Gastronomieangebot habe. „Wir wollen, dass unsere Häuser lebendig bleiben – mit Konzepten, die zu den Menschen und Orten passen. Gut Porz ist dafür ein Musterbeispiel.“
Mit der Übergabe an Adrian und Voss schließt sich der Kreis: Beide stehen für eine neue Generation von Gastgebern, die Tradition nicht als starres Denkmal, sondern als Verpflichtung zu Haltung und Qualität verstehen.
Wenn im Frühjahr 2026 die Türen wieder öffnen, wird Gut Porz wieder das sein, was es immer war – ein Stück Lintorf mit Seele. Nur eben mit einem frischen Blick auf die Zukunft.