Wülfrath. Sich über fehlende Umleitungen oder Verkehrslenkungen aufzuregen, ist doch kleingeistig. Wagen wir doch an dieser Stelle einmal eine etwas andere Betrachtung!
Ordnungsbehörden in diesem Land wird ja gemeinhin einige Neigung zu Überkorrektheit, wenn nicht gar Penibilität unterstellt. All jene, die schon einmal „nur mal eben schnell“ irgendwo parken wollten und bei ihrer Rückkehr zum Fahrzeug ein Knöllchen unter dem Scheibenwischer vorfanden, werden wissen, was damit gemeint ist.
In Wülfrath allerdings können wir in diesen Tagen lernen, dass es sich bei der Einschätzung der Ordnungsbehörden um ein Vorurteil unsererseits handeln muss, das dringend einer Korrektur bedarf. Denn hier gibt die genannte Behörde ein Beispiel für Großmut, wenn nicht gar Großzügigkeit ab, das unsere volle Bewunderung verdient hat.
Verkehrsströme dürfen sich entwickeln, wie sie sich nun mal entwickeln, das ist halt ihre Natur. Die Vollsperrung der unteren Düsseler Straße in der Stadtmitte geht in die dritte Woche, und die Autofahrerinnen und Autofahrer haben sich ihren Weg gebahnt. Der führt weiterhin durch die benachbarte Wohnstraße über einen Parkplatz vor dem Rathaus zurück ins Hauptverkehrsgeschehen.
Die Ordnungsbehörde hat mal ein paar Schilder als Empfehlung für eine Umleitung aufgestellt, aber so etwas ist ja kein Muss. Nur eine verunsicherte Duisburgerin hat sich bei unserer jüngsten Besichtigung an diese Umleitung gehalten, die Arme. Alle anderen steuerten zielsicher den Parkplatz vor dem Rathaus an.
Am Ende der Goethestraße gibt ein neues Verkehrsschild vor, dass man hier nur noch rechts abbiegen darf, es sei denn man gehört zu den Anliegern. Allerdings ist auch das wohl mehr eine Empfehlung, so sehen es jedenfalls die meisten Verkehrsteilnehmer. Und so biegen sie weiterhin links/rechts ab in die Mozartstraße Richtung Rathaus-Parkplatz.
Ein Kleingeist ist, wer sich an dieser Stelle eine Blitzanlage zur Verbesserung der städtischen Einnahmen vorstellen kann. Denn Tempo 20 fährt hier niemand. Aber würden wir denn im Falle einer Tempokontrolle nicht sofort der Ordnungshörde nicht die eingangs genannte Penibilität vorwerfen? Sehen Sie! Freuen wir uns stattdessen über den behördlichen Großmut.
Einen Verbesserungsvorschlag hätten wir an dieser Stelle aber noch: Wir wäre es mit einer kleinen Tribüne vor dem Rathauseingang? Die wäre auch gleich überdacht. Dort könnten die Zuschauerinnen und Zuschauer – gegebenenfalls gegen einen kleinen Obolus – Platz nehmen und das Schauspiel betrachten, das ihnen geboten wird.
Wie lange beispielsweise Fahrzeuge auf der rechten Seite warten müssen, um auf den Parkplatz zu kommen, weil sie den Strom des Gegenverkehrs vorbeilassen wollen/müssen. Unterhaltsam wäre auch eine Zählung: Fahrzeuge mit ME-Kennzeichen gegenüber jenen mit auswärtigem. Weniger interessant wäre die Frage, wer denn da nun wirklich parkt. Macht ja keiner.
Vielleicht ließe sich auch ein Blick erhaschen auf die beiden Parkplätze vor dem Altenheim, wo der Verkehrsstrom sich aufteilt in diejenigen, die den oberen Parkplatz nehmen und die anderen, die untenrum fahren? Ach, das könnte eine wahre Freude sein.
Es steht allerdings zu befürchten, dass das mit der Tribüne nichts werden wird. Aber wir haben ja auch als Fußgänger genug Unterhaltung. Lassen Sie uns den Großmut der Behörde genießen, solange er noch währt! Er ist doch wahrlich ein Licht im ach so trist-grauen Herbst diese Tage.



