Düsseldorf. Die Wirtschaft im Rheinland kommt nicht in Schwung. Schließungen, Stellenabbau und fehlende Investitionen betreffen die ganze Region, das zeigt das Konjunkturbarometer der IHKs im Rheinland.
Besonders die wichtige Grundstoffindustrie leidet: Stahl- und Chemieprodukte lassen sich schlecht verkaufen. Bürokratie, Energiepreise und marode Straßen bremsen die Wirtschaft. Die Wettbewerbsfähigkeit vieler Unternehmen sinkt. Das neue Konjunkturbarometer ist eine deutliche Mahnung an die Bundesregierung.
In der Region Düsseldorf bleibt die Lage angespannt. Der Geschäftslageindex liegt mit minus 12 Punkten auf einem Fünfjahrestief, die Erwartungen mit minus 8,3 Punkten ebenfalls im negativen Bereich. Hauptursachen sind anhaltende Unsicherheit, schwache Inlandsnachfrage, hohe Arbeitskosten und Energiepreise. Rund ein Drittel der Unternehmen bewertet die Lage kritisch, 80 Prozent erwarten keine Besserung. Die Beschäftigungserwartungen sind auf minus 11,7 Punkte gefallen – ein Wert, der nur während der Corona-Pandemie noch schlechter war. Damit drohen weiterer Personalabbau und sinkende Investitionen.
„Unsere Unternehmen stoßen an ihre Grenzen – bei Energiepreisen, Bürokratie und Arbeitskosten“, warnt Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf. „Ohne entschlossene Reformen drohen weitere Verluste an Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätzen.“
Die Industrierezession hält an: Seit über einem Jahr melden mehr Betriebe eine schlechte als eine gute Geschäftslage. Besonders exportorientierte und energieintensive Unternehmen geraten unter Druck. Geopolitische Spannungen, Handelskonflikte und hohe Standortkosten treffen Chemie-, Metall- und Maschinenbau besonders hart. Viele Firmen haben ihre Reserven aufgebraucht und rechnen mit weiteren Absatzrückgängen.
Im Baugewerbe gibt es leichte Entspannung dank kommunaler Investitionen, das Niveau bleibt jedoch unterdurchschnittlich. Einzelhandel und Logistik kämpfen mit Kaufzurückhaltung und steigenden Kosten, während beratungsnahe Dienstleistungen stabil bleiben. „Unsere Industrie steckt in einer tiefen strukturellen Krise“, betont Berghausen. „Wir brauchen eine Politik, die Investitionen erleichtert, Energie bezahlbar macht und Wertschöpfung im Land hält.“
Bürokratie, Energie und Fachkräftemangel bremsen
Von der Bundesregierung hatten sich viele Betriebe mehr Mut zu Reformen erhofft. Statt Entlastung erleben sie Berichtspflichten, lange Verfahren und überforderte Verwaltungen. Rund 60 Prozent sehen in der Bürokratie die größte Bremse. „Unsere Unternehmen verlieren zu viel Zeit mit Verwaltung statt mit Innovation“, so Berghausen. „Wir brauchen digitalere, schnellere und dienstleistungsorientierte Behörden.“
Hohe Energiepreise bleiben ein weiteres Kernproblem. „Wenn ein Chemieunternehmen schließt, kommt es nicht zurück – es zieht ganze Wertschöpfungsketten mit sich“, warnt Berghausen. „Das Rheinland braucht endlich Planungssicherheit und dauerhaft bezahlbare Energie.“
Gleichzeitig bleibt der Fachkräftemangel ein Risiko – fast jedes zweite Unternehmen sieht darin eine Gefahr. Gleichzeitig machen ihnen die gestiegenen Arbeitskosten zu schaffen. Und auch bei der Infrastruktur zeigt sich ein alarmierendes Bild: Marode Verkehrswege, schleppende Genehmigungen und fehlende Digitalisierung gefährden den Standort. All das führt laut den IHKs zu einer gefährlichen Mischung: Unternehmen verlieren Vertrauen – in die Zukunft, in die Politik, in die Planbarkeit. „Das Rheinland ist stark und innovativ“, sagt Berghausen. „Doch unsere Wirtschaft braucht wieder die Freiheit, unternehmerisch zu handeln. Wachstum entsteht nur durch verlässliche Rahmenbedingungen, Investitionen durch Vertrauen – und Wohlstand nur, wenn die Politik die Wirtschaft endlich als Partner begreift.“
Die IHK-Initiative Rheinland veröffentlicht halbjährlich ein Konjunkturbarometer. Mehr als 2.000 Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen haben im Herbst 2025 teilgenommen. Teil der Initiative sind die IHKs Aachen, Bonn/Rhein-Sieg, Düsseldorf, Mittlerer Niederrhein, die Bergische sowie die Niederrheinische IHK


